Hilde (Steffi Kühnert) ist ihren Job los, wieder mal, nachdem sie im Imbissladen, wo sie arbeitet, unerlaubt Essen verschenkt hat und zwei Scheiben Speck statt einer auf die Burger tut. Dass sie damit gegen Regeln verstoßen hat, ist ihr bewusst. Nur sind ihr diese Regeln eben egal, weshalb der Filialleiter Tommie (Lasse Myhr) keine andere Wahl hatte, als sie rauszuwerfen. Pikant ist dabei nur, dass eben dieser Leiter ihr eigener Sohn ist. Da hängt der Haushaltssegen mal wieder schief, auch wenn Hildes Mann Ronnie (Martin Brambach) zu schlichten versucht. Die fühlt sich aber nach wie vor im Recht und überredet deshalb ihre besten Freundinnen und Kolleginnen Angie (Judith Engel) und Lore (Anne-Kathrin Gummich) etwas Eigenes aufzumachen. Doch damit fangen die Probleme erst richtig an …
Eine Komödie mit wenig Witz
Eines muss man McLenBurger – 100% Heimat lassen: Der Einstieg ist ganz gut geglückt. Wenn Hilde gleich zu Beginn von ihrem Chef vor die Tür gesetzt wird nach einigen hitzigen Debatten, nur um dann zu enthüllen, dass sie die Mutter des Chefs ist, dann ist die Überraschung gelungen. Es ist auch die Szene in dem Film, die noch die beste Chance hat, das Publikum daheim vor den Fernsehern zum Lachen zu bringen. Im Anschluss ist das hingegen nur noch selten möglich, was bei einem Titel, der als Komödie verkauft wird, keine sonderlich wünschenswerte Situation ist. Wie so viele Filme, welche die ARD am Freitagabend ausstrahlt, zuletzt etwa Meine Mutter raubt die Braut, wird nie ganz klar, in welchem Universum das wirklich als Komödie durchgehen würde. Zumindest nicht in unserem.
Die zweite Irritation ist, dass das Publikum offensichtlich dazu ermuntert werden soll, der Protagonistin die Daumen zu drücken und für sie Partei zu ergreifen. Hilde gibt aber wenig Anlass dazu. Auch wenn die Idee, Obdachlose mit Essen zu versorgen, sicherlich aus einer guten Absicht heraus erstanden ist: Dieses aus der Filiale zu klauen, die ihr Sohn zu verantworten hat, ist moralisch mindestens fragwürdig. Auch in späteren Situationen von McLenBurger – 100% Heimat zeigt sie sich rechthaberisch und übergriffig, belügt alle, nimmt ihrem Mann auch schon mal etwas weg, das ihm viel bedeutet, um damit ihren eigenen Traum zu finanzieren. Wo andere Filme über eigensinnige Spätzünderinnen – etwa Britt-Marie war hier oder Edie – Für Träume ist es nie zu spät – Gründe liefern, warum man mit den jeweiligen Protagonistinnen mitfiebern sollte, da wird das hier nie klar.
Nur vereinzelt interessant
Nun ist die Qualität eines Films sicher nicht allein davon abhängig, wie sympathisch die Hauptfigur ist. Es hat auch durchaus seinen Reiz, im Fernsehen Leute zu sehen, die Ecken und Kanten haben, ohne dabei gleich im Klischee zu erstarren. McLenBurger – 100% Heimat hat jedoch ganz allgemein Probleme, eine in sich schlüssige Geschichte zu erzählen, die einen tatsächlichen roten Faden hat. Anstatt sich beispielsweise auf den Versuch zu konzentrieren, einen eigenen Laden hochzuziehen, geht es zwischendurch immer wieder um die Verhältnisse zwischen den Figuren. Das wäre in Ordnung, wenn dieser Teil interessant wäre. Oder wenigstens einen richtigen Abschluss fände. Die diversen Konflikte werden aber nicht aufgearbeitet, sondern zum Schluss einfach unter den Teppich gekehrt oder schlichtweg ignoriert.
Das ist auch deshalb schade, weil der Film schon einige Punkte hat, die eine weitere Betrachtung wert gewesen wären. Gerade der gesellschaftliche Aspekt um die Schwierigkeit, im fortgeschrittenen Alter noch eine Arbeit zu finden, ist immer wieder eine Geschichte wert. Gleiches gilt für die Spätfolgen der Wende, wenn die Älteren hier einer Vergangenheit hinterhertrauern, die zumindest noch Platz und Sinn für sie hatte. Zwischendurch gibt es also schon Argumente, weshalb man sich McLenBurger – 100% Heimat anschauen kann. In der vorliegenden Form ist das aber zu wenig. Trotz guter schauspielerischer Leistungen bleibt das hier weit unter den Möglichkeiten. Auch das Finale enttäuscht, bei dem sich irgendwas zurechtgebogen wurde, so als hätte man erst fünf Minuten vor Schluss gemerkt, dass sie irgendwie ein Happy End brauchen, ohne etwas dafür tun zu wollen.
OT: „McLenBurger – 100% Heimat“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Markus Herling
Drehbuch: Johannes Rotter, Natalie Tielcke
Musik: Birger Clausen
Kamera: Peter Steuger
Besetzung: Steffi Kühnert, Lasse Myhr, Martin Brambach, Judith Engel, Anne-Kathrin Gummich, Anne Kanis, Lina Hüesker, Frederik Stein
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)