Im Leben von Toni Janssen (Diana Amft) geht es mal wieder drunter und drüber. Nicht nur dass ihr Koch weg ist, weshalb sie erst einmal selbst wieder alles in die Hand nehmen muss. In ihr wächst zudem der Wunsch nach Kindern, was in ihrem Ex Hajü (Nikolaus Benda) neue Hoffnungen aufkeimen lässt, wieder mit ihr zusammenzukommen. Tonis Mutter wiederum hat nicht nur mit den Gerüchten zu kämpfen, ihre Tochter sei schwanger. Sie steht zudem Kerstin (Marion Kracht) gegenüber, mit der sie als Jugendliche eng befreundet war. Eigentlich ist sie in der Pension, um dort mit ihrem Mann Mathias (Hannes Hellmann) die Feierlichkeiten zur Silbernen Hochzeit vorzubereiten. In Wahrheit schlägt ihr Herz aber für eine Frau, mit der sie seit Jahren heimlich zusammen ist …
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Dass in der Reihe Meine Mutter … immer wieder Figuren eingeführt werden und im Anschluss gleich wieder verschwinden, scheint ein Running Gag zu sein. Nicht nur dass Tonis Mann nach vier Folgen weg war. In Meine Mutter und plötzlich auch mein Vater taucht plötzlich Tonis Vater auf, der am Ende der Folge wieder fortgeht. Noch extremer war Meine Mutter gibt es doppelt, in der es auf einmal eine Zwillingsschwester gibt, die pünktlich zum Ende der Folge verstirbt. In Meine Mutter raubt die Braut geht es zwar weniger kaltschnäuzig zu, hier muss niemand sterben. Dennoch darf man irritiert sein, als zu Beginn der Geschichte der Koch verschwunden ist, bei dem man das letzte Mal noch das Gefühl hatte, er würde in Zukunft wichtig werden.
Aber dafür gibt es ja jetzt eine alte Freundin von Heidi. Die wurde zuvor auch nie angesprochen. Kein Wunder: Die Titelfigur erinnert sich kaum daran, dass es sie je gegeben hat. Dass muss man nicht zwangsläufig für glaubwürdig halten, gerade auch im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Freundschaft seinerzeit auseinandergegangen ist. Andererseits sind Jahrzehnte vergangen, in denen Heidi viel erlebt hat. Außerdem hat sie in der Reihe immer wieder Anwandlungen, sich über andere hinwegzusetzen und nicht viel Einfühlungsvermögen zu zeigen. Insofern passt Meine Mutter raubt die Braut da schon ins Bild. Aber man ist ja nie zu alt um dazuzulernen. Tatsächlich ist ein wichtiger Punkt des Films, dass die reifere Dame auch mal einen reiferen Zugang zum Thema Homosexualität findet. In dem kleinen Kaff ist das nicht selbstverständlich.
Running Gags ohne Witz
Das geht schon ein wenig mit erhobenem Zeigefinger einher, wenn Heidi vom Saulus zum Paulus wird und nun andere überzeugen will, dass Diskriminierung falsch ist. Subtilität und Feinsinnigkeit sind dann doch weniger die Stärken des Drehbuchs. Das Gleiche gilt für das zweite große Thema, wenn Toni unbedingt Kinder will und Hajü alles dafür tut, wieder eine Chance zu bekommen. Letzteres ist erbärmlich und ziemlich langweilig. Die Reihe hat keine wirkliche Verwendung für die Figur und reduziert sie zum Running Gag des liebestollen und übergriffigen Ex. Mehr kann er nicht, mehr will er nicht. Schon möglich, dass das irgendwann einmal lustig war. In Meine Mutter raubt die Braut ist es das nicht. Vielmehr nervt er unglaublich, ebenso wie Hannelotte (Ramona Kunze-Libnow), die ständig Sekt schlürfende beste Freundin, die für jeden miesen Tratsch zu haben ist.
Wirklich unterhaltsam ist das nicht. Zwar stellt der achte Teil der Reihe eine Verbesserung dar im Vergleich zu den beiden katastrophalen Vorgängern. Aber das muss ja nicht viel heißen. Genauer schwankt Meine Mutter raubt die Braut immer mal wieder zwischen nett, nervig und langweilig, wenn vieles auf der Stelle tritt und irgendwie kaum eine Figur zu finden ist, die tatsächlich sympathisch ist. Selbst Toni, die ja eigentlich als Identifikationsfigur umherwuselt, gibt einem wenig Gründe, warum man sich nun für sie und ihr Leben interessieren sollte. Wer ihr und den anderen bislang die Treue gehalten hat, kann dies natürlich auch dieses Mal tun. Der Rest verpasst nicht viel.
OT: „Meine Mutter raubt die Braut“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Bettina Schoeller Bouju
Drehbuch: Christian Pfannenschmidt
Musik: Michael Beckmann, Tom Stöwer
Kamera: Harald Cremer
Besetzung: Diana Amft, Margarita Broich, Nikolaus Benda, Marion Kracht, Hannes Hellmann, Heike Trinker, Ramona Kunze-Libnow, Nagmeh Alaei
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