Howard Beale (Peter Finch) war lange Zeit ein beliebter Nachrichtensprecher. In letzter Zeit sinken seine Einschaltquoten jedoch kontinuierlich, weshalb er kurz vor der Entlassung steht. Nach einer durchzechten Nacht mit seinem Freund und Vorgesetzten Max Schumacher (William Holden) kündigt er live im Fernsehen seinen Selbstmord für die nächste und letzte Sendung an. Statt sich das Leben zu nehmen, ergeht er sich aber in einer Schimpftirade über den Bullshit in der Welt – und die Quoten schießen in die Höhe. Die neue Programmchefin Diana Christensen (Faye Dunaway) kreiert eine besser auf Beale zugeschnittene Show, dank welcher er bald zu einer Art Prophet für ein Massenpublikum wird. Doch Schumacher sorgt sich um die mentale Gesundheit seines Freundes …
Prophetische Mediensatire
Für manche Filme ist man einfach zur falschen Zeit geboren worden. Bei solch einem Einleitungssatz drängt sich natürlich als erstes die Frage auf: Ist Network gut gealtert? Darauf lautet die Antwort im Großen und Ganzen ja, aber wir haben Vorwissen, welches den damaligen Zuschauern verwehrt blieb. Daher ist es uns nicht möglich, den satirischen Gehalt des Films vollumgänglich zu erfassen. Wir können heute zurückblicken und dem Werk prophetischen Charakter attestieren, aber das Publikum seinerzeit muss den neuesten Eintrag in die Filmographie von Regisseur Sidney Lumet als überzeichneten Rundumschlag gegen die mediale Landschaft wahrgenommen haben. Unterhaltsam, scharfsinnig beobachtet, dennoch mit einer gewissen Offensichtlichkeit aufgrund des leichten Zieles – aber eben unrealistisch. Aus heutiger Sicht können wir natürlich sagen, dass Drehbuchautor Paddy Chayefsky in seiner dystopisch angehauchten Prognose nicht weit genug ging, aber manches muss seinen Zeitgenossen schon ziemlich absurd vorgekommen sein – nur eben im positiven Sinne.
Mit Network zementiert sich Lumet ein weiteres Mal als einer der besten Vertreter der siebten und größten aller Künste. Mit einem hervorragenden Drehbuch zu arbeiten, bietet natürlich eine gute Ausgangsgrundlage, aber in den Händen eines Dilettanten ist ein Skript alleine nicht viel wert. Lumet lässt die Geschichte unter anderem durch Owen Roizmann mithilfe seiner Kamera erzählen. Die Möglichkeiten der Bildsprache werden erstaunlich oft nicht in ihrem vollen Ausmaße genutzt. Wer mehr über ihren korrekten Einsatz lernen möchte, tut gut daran, Network zu analysieren. Vor allem aber in der Schauspielerführung brilliert Lumet hier. Unter ihm konnten sich Darsteller über insgesamt 18 Oscar-Nominierungen freuen, von denen 4 in Auszeichnungen resultierten. Das ist zwar noch weit von der unangefochtenen Nummer eins entfernt (William Wyler, 14 von 36), aber immer noch beeindruckend. Drei dieser Auszeichnungen entfielen auf Network, womit es sich nach Endstation Sehnsucht um den zweiten Film handelt, der in drei von vier Kategorien eine Statuette für Darsteller einheimsen konnte, was seither nicht noch einmal vorkam.
Fantastisches Schauspiel
William Holden ging dabei als Bester Hauptdarsteller nur deshalb leer aus, weil er sich seinem Spielpartner Peter Finch geschlagen geben musste. Wer aus welchen Gründen auch immer schon sonst nichts Positives an Network finden möchte, der hat doch kaum eine andere Wahl, als das Schauspiel zu loben. Beatrice Straight ist minimal über fünf Minuten zu sehen und hat den Oscar als Beste Nebendarstellerin gewonnen. Das ist nicht nur ein Rekord, der den vorherigen um über vier Minuten dezimierte, sondern auch einer, der wahrscheinlich nicht mehr gebrochen wird. Die Intensität, mit welcher die Darsteller ihre Rollen verkörpern, das Timing ihres Vortrags, die authentische Interaktion untereinander – es ist beinahe unmöglich, sich das anzuschauen, und nicht automatisch zu sagen: Sidney Lumet.
Wer nun doch unbedingt irgendwas Negatives an Network finden möchte, dem werden wohl die gelegentlichen Längen auffallen und der (aus damaliger Sicht) etwas zu weit gefasste Fokus der Satire. Auch muss nicht gefühlt jeder Charakter eine Predigt halten oder rumschreien.
OT: „Network“
Land: USA
Jahr: 1976
Regie: Sidney Lumet
Drehbuch: Paddy Chayefsky
Musik: Elliott Lawrence
Kamera: Owen Roizman
Besetzung: Faye Dunaway, William Holden, Peter Finch, Robert Duvall, Wesley Addy, Ned Beatty, Arthur Burghardt, Bill Burrows, John Carpenter, Jordan Charney, Beatrice Straight
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1977 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Sidney Lumet | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Peter Finch | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | William Holden | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin | Faye Dunaway | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Ned Beatty | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Beatrice Straight | Sieg | ||
Bestes Original-Drehbuch | Paddy Chayefsky | Sieg | ||
Beste Kamera | Owen Roizman | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Alan Heim | Nominiert | ||
BAFTA | 1978 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Sidney Lumet | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Peter Finch | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | William Holden | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin | Faye Dunaway | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Robert Duvall | Nominiert | ||
Bestes Drehbuch | Paddy Chayefsky | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Alan Heim | Nominiert | ||
Bester Ton | Jack Fitzstephens, Marc Laub, Sanford Rackow, James Sabat, Dick Vorisek | Nominiert | ||
Golden Globes | 1977 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Sidney Lumet | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Peter Finch | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Faye Dunaway | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | Paddy Chayefsky | Sieg |
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