„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, lässt Bertolt Brecht Mackie Messer in seinem Theaterstück Die Dreigroschenoper proklamieren. Diese Art der Relativierung hat zwar weder mit Justiz noch mit Logik sonderlich viel zu tun, ist aber gemeinhin ziemlich beliebt. Die Phrase wirft darüber hinaus Fragen nach Legitimität und Legalität auf. Etwas, das legal ist, muss noch lange nicht legitim sein. Vice versa können sich legitime Aktionen außerhalb der Legalität bewegen. In Robin Bank nähert sich Regisseurin Anna Giralt Gris diesem Thema am Beispiel von Enric Duran, ohne dabei die Nuancen auszuloten.
Die Suche nach einem sozialen Bankräuber
Von Duran gehört hatte Gris schon früh. „Ich habe 492.000 Euro von jenen geraubt, die uns am meisten bestehlen“, ließ der Katalane im Jahre 2008 verlauten. Mit „jenen“ bezog er sich auf 39 Banken, bei denen er Kredite aufnahm, die er nicht zurückzahlte. Wie genau er das bewerkstelligt hat, darüber sollen die informativen, simpel gehaltenen Animationen in der Dokumentation Aufschluss geben. Es ist jedenfalls verblüffend, wie einfach es war.
Die Regisseurin tritt nie selbst in Erscheinung, erzählt die Dokumentation im Original allerdings via Voiceover. Duran zu finden, der im Verborgenen lebt, um einer Gerichtsverhandlung zu entgehen, war für sie überraschenderweise nicht schwierig. Der Weg führte über seine Mutter, die ihn selbst sieben Jahre lang nicht mehr gesehen hatte, aber weiterhin online Kontakt mit ihm pflegte. Bis Gris Duran sieht, dauert es noch etwas, vorerst erhält sie Audiodateien oder konversiert mit seinem Anwalt.
Ein fraglicher Held
Wie so viele so genannte Aktivisten ist Duran ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, vermeintliche Missstände anzuprangern. Lösungsvorschläge oder Alternativen werden jedoch nicht geliefert. Auch Gris muss im Zuge ihrer Recherchen und Dreharbeiten zu der Erkenntnis gelangen, dass Duran nicht dem idealisierten Helden entspricht, für den sie ihn eine ganze Weile lang gehalten hat. Er ergriff zwar die Initiative, seine wahren Motive bleiben aber im Dunkeln, verstecken sich hinter Floskeln. Auch der Verbleib des entwendeten Geldes lässt sich nicht vollumfänglich nachverfolgen. Er selbst bleibt in seinen Aussagen dazu vage.
Robin Bank ist eigentlich keine Dokumentation über Enric Duran und seine Taten. Oder nur an der Oberfläche. Sonderlich in die Tiefe geht es hier sowieso nicht. Im Grunde ist es ein Lehrstück über Heldenverehrung und Wahrheitssuche. Gris ist es anzurechnen, dass sie ihre eigenen Überzeugungen im Laufe der Zeit hinterfragt und aufgrund neuer Erkenntnisse von der ursprünglichen Idee abweicht. Neuzeitliche Dokumentarfilmer zeigen mittlerweile eher die Tendenz, an der initialen Sichtweise festzuhalten und widersprechende Informationen auszublenden.
OT: „Robin Bank“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Anna Giralt Gris
Drehbuch: Anna Giralt Gris
Musik: Meike Katrin Stein
Kamera: Aída Torrent
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