Als Karl (Max Hubacher) zufällig Nini (Michaela Saba) kennenlernt, ist es um ihn geschehen. Sie ist die Liebe seines Lebens, das weiß er sofort. Dummerweise bleibt ihnen aber nur wenig Zeit, bis sie zurück nach Österreich fährt. Zuvor wollen sie noch ihre Nummern austauschen, um so in Kontakt bleiben zu können. Dabei kommt es jedoch zu einem Missgeschick, in dessen Folge Karl die Nummer verliert. Da seine anderen Versuche, sie zu erreichen nicht den gewünschten Erfolg haben, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ihr nach Wien hinterher zu reisen. Schließlich weiß er, dass sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag um 15 Uhr im Café Sacher ein Stück Torte isst. Da er aber nicht weiß, wann ihr Geburtstag ist, beschließt er, von nun an jeden Tag dorthin zu gehen und auf sie zu warten. Dabei lernt er nach und nach die dortigen Angestellten kennen, aber auch Miriam (Maeve Metelka), die selbst ein kleines Café betreibt …
Einmal das Übliche, bitte
Dass sich Filme gern mal an früheren Filmen bedienen, ist nicht unbedingt ein großes Geheimnis. Selbst abseits der offiziellen Remakes und Reboots läuft die Recyclingmaschine in diesem Bereich kontinuierlich auf Hochleistung – mal mehr, mal weniger deutlich. Eines muss man dem Amazon Prime Video Film Sachertorte dabei zugutehalten: Die Einflüsse hier werden nicht versteckt eingearbeitet und dabei so getan, als gäbe es sie nicht. Vielmehr wird hier ganz offen angesprochen, dass die Kultromanze Before Sunset Inspiration ist. In beiden Fällen geht es um einen Mann und eine Frau, die sich zufällig über den Weg gelaufen sind und nun durch Wien streifen. Bei ihren Gesprächen zu den unterschiedlichsten Themen kommen sie sich allmählich näher und müssen sich ihrer eigenen Gefühle bewusst werden.
Wobei dieses Szenario mit einem anderen verbunden wird, welches Quasi die Standardformel der Liebeskomödie ist: Zwei Menschen begegnen sich, können anfangs nicht viel miteinander anfangen, es kracht sogar ganz schön. Mit der Zeit müssen sie aber feststellen, dass sie doch füreinander bestimmt sind. Als Karl in einem Café Miriam wiedersieht, deren erstes Aufeinandertreffen holprig war, weiß das kundige Publikum bereits: Die beiden werden ein Paar! Sachertorte versucht dann auch nicht wirklich, die Zuschauer auf eine falsche Fährte zu führen. Theoretisch ist da natürlich Nini, die wie ein großer Schatten über allem liegt. Die Frau, um die sich das ganze Abenteuer dreht. Aber es ist früh klar, dass das nur der Anlass ist, um die beiden eigentlich füreinander Bestimmten zusammenzuführen.
Süß, charmant, ohne Tiefgang
Dass die deutsch-österreichische Coproduktion derart viele Konventionen abgreift, bedeutet aber nicht, dass es nicht auch eigene Ideen und Elemente gibt. So ist das Szenario um einen jungen Mann, der Monate hinweg jeden Nachmittag um 15 Uhr im einem Café sitzt, in der Hoffnung, seine große Liebe wiederzusehen, ein guter Einfall. Das entwickelt zwar nie die emotionale Wucht des Animeklassikers Millennium Actress, bei dem eine Frau ihr Leben lang einer Zufallsbegegnung hinterherjagt. Aber es ist doch ganz süß. Schön ist zudem, wie das Café allgemein zu einem Ort der Begegnung wird, wenn die Lebensgeschichten der Gäste und der Angestellten sich zu überlappen beginnen und das Menschliche betont wird. Sachertorte erinnert daran, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte zu erzählen hat, selbst diejenigen, die uns jeden Tag einen Kuchen und einen Kaffee bringen.
Dieser Aspekt hätte gern noch weiter ausgearbeitet werden können. Auch die ungewöhnliche Arbeit von Karl, der sich des Berufs wegen Quizfragen ausdenkt, kommt etwas kurz. Das hätte gern noch öfter eingebaut werden können. Insgesamt ist die Liebeskomödie, die beim Zurich Film Festival 2022 Premiere feierte, aber schon ein charmanter Film, mit dem man sich den Alltag versüßen kann. Selbst die meilenweit im Voraus abzusehende dramatische Zuspitzung, ohne die heute offensichtlich keine Liebeskomödie mehr auskommen mag, ändert daran nichts. Selbst wenn sie ziemlich konstruiert ist, entwickelt sie doch die gewünschte Emotionalität, bei der auch ohne Worte der Schmerz der Situation zu spüren ist. Wer also auf der Suche ist nach einer bekömmlichen Unterhaltung für zwischendurch, welche gar nicht den Anspruch auf Tiefgang hat, der ist bei Sachertorte an keiner schlechten Adresse.
OT: „Sachertorte“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2022
Regie: Christine Rogoll
Drehbuch: Robin Getrost, Stephanie Leitl, Wenka von Mikulicz
Musik: Matthias Petsche
Kamera: Andreas Berger, Niv Abootalebi
Besetzung: Max Hubacher, Maeve Metelka, Michaela Saba, Krista Stadler, Karl Fischer
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