Safe TV Fernsehen ZDFneo Mediathek
© ZDF/Julia von Vietinghoff

Safe (2022)

Safe TV Fernsehen ZDFneo Mediathek
„Safe“ // Deutschland-Start: 8. November 2022 (ZDFneo)

Inhalt / Kritik

Gemeinsam betreiben Katinka (Judith Bohle) und Tom (Carlo Ljubek) eine kleine Praxis für Psychotherapie, bei der sie sich auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben. An Andrang mangelt es ihnen nicht. Da ist die sechsjährige Ronja (Lotte Shirin Keiling), die immer wieder durch ihre Aggressionen auffällt. Auch der Jugendliche Sam (Valentin Oppermann) neigt dazu, ist mehrfach straffällig geworden und wird von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht. Der achtjährige Jonas (Jonte Blankenberg) wiederum hat eine Familie, zumindest noch: Sein Vater wird sterben, womit der Junge nicht klarkommt. Bei der 15-Jährigen Nellie (Carla Hüttermann) wiederum scheint nach außen hin alles in Ordnung zu sein – wären da nicht die Panikattacken, unter denen sie immer wieder leidet …

Über die Arbeit mit psychischen Problemen

In Filmen und Serien werden immer mal wieder gern psychische Abgründe von Menschen thematisiert, auf die eine oder andere Weise. Erlaubt ist, was für Unterhaltung sorgt, das darf dann gern auch mal etwas reißerischer werden. Voyeurismus ist kein sehr seltenes Phänomen, wenn es darum geht, ein Publikum ansprechen zu wollen. Doch es gibt vereinzelt auch Beispiele für eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema. Das einflussreichste Beispiel ist mit Sicherheit die israelische Therapieserie BeTipul, die später in den USA (In Treatment – Der Therapeut) und in Frankreich (In Therapie) neu verfilmt wurde. Jetzt gibt es mit der ZDFneo-Serie Safe auch einen deutschen Beitrag. Um eine Kopie der genannten Titel handelt es sich jedoch nicht, selbst wenn Vergleiche natürlich naheliegend sind. Das hier geht in eine etwas andere Richtung.

Genauer bleibt Regisseurin und Drehbuchautorin Caroline Link ihrer Vorliebe treu, die Geschichten junger Menschen erzählen zu wollen. Das dürfen auch recht harte Geschichten sein, wie sie zuletzt in Der Junge muss an die frische Luft und Als Hitler das rosa Kaninchen stahl bewiesen hat. Die Idee zu Safe hatte sie jedoch schon vor diesen beiden Kinofilmen. Fasziniert von einem realen Fall wollte sie sich mit der Frage befassen, wie Kindern und Jugendlichen geholfen werden kann, die auf die eine oder andere Weise psychische Probleme haben oder anderweitig mit ihrem Leben hadern. Dessen müssen die sich gar nicht bewusst sein. Nellie bestreitet beispielsweise vehement, dass überhaupt etwas mit ihr nicht in Ordnung ist, was gerade zu Beginn der Therapie ein Problem darstellt. Denn wie soll man jemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will?

Behutsames und nüchternes Antasten

Safe ist dabei keine Anleitung zum Bessermachen. Wohl aber zeigt Link in den vier Geschichten, wie wichtig es ist, den Menschen erst einmal unvoreingenommen zu begegnen. Hier gibt es eben keine guten Ratschläge für die Kinder und Jugendlichen, sondern ein langsames Annähern, ein behutsames Nachfragen. Die vier sollen für sich selbst erkennen, was geschieht und was mit ihnen los ist, unter Anleitung, aber doch aus eigener Kraft. Die acht Folgen erzählen von einem langsamen Bewusstwerden, basierend auf vertrauensbildenden Maßnahmen. Zu dem Zweck halten sich die beiden Erwachsenen über weite Teile zurück. Tatsächlich sind sie in der Serie auch eher Nebenfiguren. Zwar haben sie eigene Geschichten, etwa zu den jeweiligen Privatleben und der familiären Situation. Aber das hat mehr Alibifunktion, um die beiden nicht ganz ohne Persönliches zu lassen.

Ähnlich spartanisch ist der Rest der Geschichte. Obwohl sich die einzelnen Schicksale durchaus für Dramatisierung und Manipulation angeboten hätten, verzichtet Link darauf. Sie verfolgt einen stärker dokumentarischen Ansatz, will nichts aufbauschen, sondern ganz nah an den Figuren und ihren inneren Reisen bleiben. Das wird mit Sicherheit für viele eher zäh sein, vielleicht sogar langweilig. Doch wer Interesse an Menschen hat, an der Frage, wie sie funktionieren oder auch mal nicht funktionieren, für den ist Safe eine Bereicherung im deutschen Fernsehen. Gut gespielt und genau beobachtet, ist die Serie gleichzeitig individuell und universell, erzählt von vier Menschen, deren Schicksale doch auch stellvertretend für andere stehen können und sollen. Da dürfen am Ende nicht nur die Protagonisten und Protagonistinnen etwas dazugelernt haben, sondern auch das Publikum daheim vor den Fernsehern.

Credits

OT: „Safe“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Caroline Link
Drehbuch: Caroline Link
Musik: Niki Reiser
Kamera: Bella Halben
Besetzung: Judith Bohle, Carlo Ljubek, Jonte Blankenberg, Valentin Oppermann, Carla Hüttermann, Lotte Shirin Keiling

Bilder

Interviews

Wer mehr über Safe erfahren möchte: Anlässlich des Starts auf ZDFneo haben wir mit Regisseurin Caroline Link und Hauptdarsteller Carlo Ljubek über die Arbeit an der Dramaserie gesprochen.

Caroline Link [Interview]

Carlo Ljubek [Interview]

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Safe (2022)
fazit
Das Thema ist schwierig, die Inszenierung nüchtern: Viele werden mit „Safe“ vermutlich nichts anfangen können. Und doch ist die Serie um vier junge Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in Therapie sind, ein sehenswerter Beitrag um das Ausloten seelischer Probleme und ein langsames Bewusstwerden.
Leserwertung60 Bewertungen
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7
von 10