Im Leben von Jeff Vahn (Rupert Friend) geht gerade alles schief, was schief gehen kann. Seine Karriere als Comic-Autor war irgendwie schon vorbei, noch bevor sie wirklich angefangen hat. Auch seine Ehe mit Maggie (Mamie Gummer) ist gescheitert. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wollen Maggie und ihr Vater Paul Rivers (Brian Cox) alles dafür tun, um ihm Jenny (Violet McGraw) wegzunehmen, die gemeinsame Tochter der beiden. Als Maggie kurze Zeit drauf überraschend verstirbt, ist der Schock groß bei Jeff – aber auch die Erleichterung darüber, dass er Jenny doch nicht fortgeben muss. Für Freude bleibt jedoch keine Zeit, da sich das Mädchen bald höchst eigenartig benimmt und auch Jeff mit seltsamen Erfahrungen zu kämpfen hat …
Der Horror einer Scheidung
Dass eine Scheidung ein absoluter Alptraum sein kann, ist bekannt. Nicht nur dass sich dabei oft zwei Menschen bekriegen, die sich eigentlich mal geliebt haben. Der Streit um Geld, Besitztümer oder gar Kinder kann nach einer Trennung selbst die zivilisiertesten Menschen zu Bestien machen. Diesen Alptraum im übertragenen Sinn aber zu einem tatsächlichen zu machen und eine solche Geschichte im Rahmen eines Horrorfilms zu erzählen, das ist hingegen ein doch recht ungewöhnlicher Einfall. Klar, Horror als Bewältigung eines Traumas ist keine seltene Erscheinung. The Twin oder Ogre waren kürzlich Beispiele dafür. Dennoch, das Szenario von Separation macht neugierig.
Leider weicht diese Neugierde nach einiger Zeit Ernüchterung und zunehmend auch Enttäuschung. So dauert es beispielsweise sehr lang, bis der Film überhaupt mal beim Horrorpart ankommt. Stattdessen geht es über weite Strecken um den Streit zwischen Jeff und Maggie, der nach dem Tod von deren Vater fortgesetzt wird. Scheidungsdramen können natürlich sehr sehenswert sein, wie etwa Kramer gegen Kramer oder Marriage Story bewiesen haben. Separation geht jedoch nicht sonderlich in die Tiefe, den Figuren sind Nuancen fremd. Auch wenn das Thema an und für sich ein sehr ernstes und emotionales ist, hier gibt es maximal Irritation über die schrecklichen Leute. Oder eben Langeweile, weil einfach nichts vorangeht und die Geschichte ausführlich auf der Stelle tritt.
Unsinnig und langweilig
Wenn sich der Film dann doch endlich mal bequemt, etwas für seinen Horrorruf zu tun, wird es zwar besser. Regisseur William Brent Bell, der unter anderem auch The Boy und Orphan: First Kill gedreht hat, zeigt hier schon sein Verständnis für das Genre. Die Szenen mit einem besonders beweglichen Herrn sehen tatsächlich unheimlich aus – und sei es nur, weil man beim Zuschauen das Gefühl hat, dass der Körper dabei doch kaputt gehen muss. Nur sind die ziemlich selten. Eigentlich haben sie auch nicht wirklich etwas mit der Geschichte zu tun. Sie wirken seltsam losgelöst von dem Thema, so als hätte Bell Ausnahmen eines anderen Films versehentlich in Separation hineingeschnitten. Besser sieht es bei den späteren Szenen aus, wenn es richtig surreal wird und offensichtlich eine jenseitige Atmosphäre erzeugt werden sollte.
Doch auch die vereinzelten soliden Szenen sind nicht genug, um den Film zu retten. Es reicht ja nicht einmal für Durchschnitt. Nicht nur dass die Balance kaum stimmt, hier weder das Drama-Publikum noch die Horror-Zielgruppe auf ihre Kosten kommen. Separation ist auch noch völlig unsinnig, versucht nicht einmal, eine zusammenhängende Geschichte zu bauen. So verhalten sich die Figuren willkürlich. Jenny spricht plötzlich in einer Baby-Sprache, obwohl nie erklärt wird, warum sie das tun sollte. Auch ein späterer Wendepunkt ergibt überhaupt keinen Sinn. Das Ergebnis ist jedoch weniger Ärger, auch wenn die schlampige Drehbucharbeit durchaus Anlass dafür gewesen wäre. Vielmehr bleibt man hier in einer Mischung aus Verwirrung und Langeweile zurück.
OT: „Separation“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: William Brent Bell
Drehbuch: Nick Amadeus, Josh Braun
Musik: Brett Detar
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Besetzung: Rupert Friend, Mamie Gummer, Madeline Brewer, Violet McGraw, Simon Quarterman, Brian Cox
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