Es ist mittlerweile Routine geworden für Allie (Julia Koschitz). Jeden Tag steht sie auf, unterhält sich mit ihrem Mann Leo (Laurence Rupp), nur um hilflos mitansehen zu müssen, wie er in ein Flugzeug steigt und dieses daraufhin abstürzt. Immer wieder hat sie versucht, den Lauf der Dinge zu verändern, ihn irgendwie davon abzuhalten, an Bord zu gehen. Doch was auch immer sie versucht, das Ergebnis ist jedes Mal dasselbe. Bis sie eines Tages eine seltsame Begegnung hat, die alles ändert. Doch auch bei Hanna (Brigitte Hobmeier) geht es gerade drunter und drüber. Als wäre der Alltag und die Trennung von ihrem gewalttätigen Mann Vincent (Godehard Giese) nicht genug, macht sie sich Sorgen um ihren Sohn Jacob (Aaron Kissiov). Erst wird er zum Lebensretter, als ein Auto ins Wasser stürzt. Danach verkündet er, die Wiedergeburt eines Piloten zu sein, dessen Maschine mit mehreren Hundert Menschen abstürzte …
Ein ruhig erzähltes Geheimnis
Deutsche Serien stehen bei vielen ebenso wie deutsche Filme in dem Ruf, immer nur dasselbe zu erzählen und einfach nur biederen oder gar billigen 08/15-Einheitsbrei zu liefern. Dabei gab es zuletzt eine Reihe von Titeln, die beweisen, dass es auch anders geht. Da ist das Therapiedrama Safe, welches sich mit der Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Sehr sehenswert ist auch die mysteriöse Zeitschleife in Another Monday, welche dem bekannten und beliebten Motiv unerwartete moralische Aspekte entlockt. In eine ähnliche Richtung scheint zunächst die Sky-Serie Souls zu gehen, bei dem sich ebenfalls ein Tag in die Unendlichkeit hinein wiederholt. Dass die zwei Serien so kurz hintereinander starten, ist etwas unglücklich. Aber auch der Nachzügler ist mehr als nur einen Blick wert.
Ganz zu vergleichen sind die beiden Titel ohnehin nicht. Während Another Monday im Grunde von Anfang an ein klassischer Mysterythriller ist, bei dem eine Gruppe von Leuten nach einem Ausgang suchen, da hält sich Souls eher bedeckt, wohin die Reise geht. So gibt es hier zwar ebenfalls mehrere Handlungsstränge, die parallel erzählt werden. Doch nur einer davon hat das besagte Motiv der Zeitschleife. Der zweite große behandelt die Frage, ob der Jugendliche tatsächlich die Seele eines Verstorbenen in sich trägt. Später kommt noch ein dritter Handlungsstrang hinzu, der sich um Linn (Lili Epply) dreht, die einer Sekte beitritt. Was genau diese will, ist dabei anfangs nicht klar. Noch viel weniger ist ersichtlich, wie diese drei Stränge denn zusammenhängen, auch wenn zumindest der Titel vorab verrät, dass es irgendetwas mit Seelen zu tun haben muss.
Sinnsuche und schwieriges Loslassen
Erst nach und nach werden diese Verbindungen aufgebaut, wobei auch hier der Faktor Zeit eine große Rolle spielt. Souls springt immer mal wieder von einer Zeitebene zur nächsten, ohne diese Wechsel klar zu machen oder zu terminieren. Gerade zu Beginn ist die Serie dadurch etwas verwirrend. Darauf muss man sich einlassen können, ebenso auf die sehr ruhige Erzählweise. Die acht jeweils rund 45 Minuten langen Folgen sind großzügiger dimensioniert, werden dabei aber nicht ähnlich aufgeblasen, wie manch andere Streamingserie. Vielmehr hat das hier etwas Meditatives, wenn wir ganz allmählich in die einzelnen Geschichten hineingezogen werden, unterstützt von den sphärischen Klängen der Komponistin Dascha Dauenhauer. Brenzlig wird es hier fast nie, auch Konflikte sind eher selten.
Dafür gibt es sehr viel Emotionalität, wenn die Figuren vor schwierigen Entscheidungen stehen. Da geht es mal um die Frage der Identität, mal auch um ein schwieriges Loslassen. Vieles von dem, was hier erzählt wird, hat mit Liebe zu tun, mit Schmerz und Verlust. Aber auch mit Hoffnung. Natürlich ist das Thema der Wiedergeburt ein wenig esoterisch, ebenso das Motiv, dass alles miteinander verbunden ist. Souls verzichtet jedoch darauf, daraus irgendwelche kitschigen Kalendersprüche machen zu wollen. Am Ende lässt einen die Serie mit diversen offenen Fragen zurück, etwa zur Zeitschleife, aber auch mit dem Gefühl, dass es vielleicht doch einen Sinn gibt hinter all dem. Das darf man ablehnen und sich auf eine Sachlichkeit zurückziehen. Oder man lässt sich davon treiben und findet Trost in Geschichten, die so viel Unglück bedeuten und dabei doch eine Verbundenheit erzeugen, die einem nahegeht.
OT: „Souls“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Alex Eslam, Hanna Maria Heidrich
Drehbuch: Alex Eslam, Lisa van Brakel, Erol Yesilkaya, Senad Halilbašić
Musik: Dascha Dauenhauer
Kamera: Carlo Jelavic
Besetzung: Renée Gerschke, Brigitte Hobmeier, Julia Koschitz, Aaron Kissiov, Godehard Giese, Aleksandar Jovanovic, Lili Epply, Laurence Rupp
https://www.youtube.com/watch?v=kJmGsjI7xYs
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