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Tatort: Katz und Maus

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„Tatort: Katz und Maus“ // Deutschland-Start: 20. November 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Sonst berichtet die Klatschreporterin Brigitte Burkhard (Elisabeth Baulitz) gern von den unglaublichsten Geschichten. Nun ist sie selbst Teil von einer solchen geworden: Ein Mann (Hans Löw) entführt sie auf offener Straße und veröffentlicht im Anschluss ein Video im Netz. Darin behauptet er, dass 150 Kinder entführt wurden und nun in einem Dresdner Keller gefangen gehalten werden. 24 Stunden gibt er. Sollten die Kinder bis dahin nicht befreit sein, würde er die Journalistin erschießen. Die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und ihr Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) setzen alles daran, um die Frau rechtzeitig zu befreien. Dabei wissen sie weder, wer der unbekannte Mann ist, noch was es mit seiner eigenartigen Geschichte auf sich hat …

Alles Teil einer großen Verschwörung

Regelmäßige Zuschauer und Zuschauerinnen wissen es natürlich: Tatort ist heute oft mehr als nur ein Krimi. Anstatt sich mit der Suche nach einem Täter oder einer Täterin zufriedenzugeben, wird dieser Part mit einer gesellschaftlichen Komponente verbunden. Das kann alles Mögliche beinhalten, sei es Rassismus (Hetzjagd), Außenseiterkinder (Marlon) oder Incels (Borowski und die Angst der weißen Männer). Insofern überrascht es nicht, wenn der Dauerbrenner in Katz und Maus auch das Thema Verschwörungstheorien aufgreift. Schließlich ist das eines, welches in den vergangenen Jahren groteske Ausmaße angenommen hat. Vor allem die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass die unglaublichsten Fantastereien im Alltag Einzug erhalten haben. Da darf inzwischen alles gesagt und geglaubt werden, Übereinstimmungen mit der Realität sind da höchstens noch zufällig.

Das kann sogar irgendwie lustig sein. Zumindest versuchte man das vor einigen Monaten bei Propheteus, ein anderer Tatort, der dieses Jahr von Verschwörungen erzählte. Bei Katz und Maus, dem 1217. Fall der ARD-Krimireihe, hält sich der Humor hingegen stark in Grenzen. Unsinnig sind die Geschichten, die den Entführer umtreiben, dabei durchaus. So unsinnig, dass man Hans Löw dafür bewundern muss, wie er das alles mit ernster Miene vorträgt, ohne irgendwann lauthals lachen zu müssen. Aber es wäre auch ein Lachen, das einem im Hals stecken bleiben dürfte, zu bitter ist das, was hier geschieht. Die Sache mit Entführung und der Androhung eines Mordes sollte man auf jeden Fall ernstnehmen. Verbrecher, denen egal ist, was sie tun, sind schon gefährlich genug. Verbrecher, die davon überzeugt sind, das Richtige zu tun, das ist noch einmal eine andere Hausnummer.

Spannend und schockierend

Das erhöht die Spannungskurve noch einmal deutlich. Entführungen sind von Natur aus gut geeignet, um das Publikum auf die Folter zu spannen und mitfiebern zu lassen. In den meisten Fällen handeln Entführer aber aus nachvollziehbaren Gründen, was den Kampf dagegen zu einer prinzipiell berechenbaren Angelegenheit macht. Was aber wenn der Entführer so unberechenbar ist wie hier? Wenn er einer Logik folgt, die Außenstehende kaum verstehen können? Auch wenn Tatort: Katz und Maus an vielen Stellen durchaus den Genrekonventionen folgt und man weiß, wie das ungefähr weitergehen wird: Die Zuschauer und Zuschauerinnen können sich nie ganz sicher sein, welche Ausmaße das alles annehmen wird und wozu der Täter in der Lage ist.

Eindruck hinterlässt der Fall aber auch als Porträt einer tragischen Figur. Mit der Zeit darf das Publikum mehr über den Täter erfahren und wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte. Tatort: Katz und Maus führt dabei vor Augen, wie sehr sich ein Mensch in seinen Verschwörungstheorien verlieren kann – und auch, welche Faktoren dazu beitragen. Da sind Überforderung, eine Verweigerung schwieriger Realitäten, aber auch ein zynischer Kommerzgedanke, wenn sich mit dem Wahnsinn gut Geld verdienen lässt. Der Film ist kein Rätselraten, wie man es von den Krimis sonst gewohnt ist. Stattdessen wird hier die große Frage gestellt: Was machen wir mit den Leuten, die sich so weit von der Realität und der Gesellschaft entfernt haben, dass man sie nicht mehr zurückholen kann? Eine Auflösung für den Fall gibt es dabei zum Schluss. Eine Lösung, wie sich dieses Problem lösen lässt, jedoch nicht.

Credits

OT: „Tatort: Katz und Maus“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Gregory Kirchhoff
Drehbuch: Stefanie Veith, Jan Cronauer
Musik: Lucas Ezequiel Zavala
Kamera: Dino von Wintersdorff
Besetzung: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Yassin Trabelsi, Hans Löw, Christina Hecke, Alida Bohnen, Elisabeth Baulitz

Bilder

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Tatort: Katz und Maus
fazit
„Tatort: Katz und Maus“ behandelt das in den letzten Jahren sehr wichtig gewordene Thema der Verschwörungstheorie, wenn ein entrückter Mann zum Entführer wird und alle hilflos danebenstehen. Das ist spannend und zeigt beeindruckend, wie sich jemand eine eigene Parallel-Realität gebaut hat, selbst wenn es dabei im herkömmlichen Sinn wenig zum Rätseln gibt.
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