Die Arbeit der Kinderpsychologin Catherine Deane (Jennifer Lopez) ist eine ganz besondere, denn dank einer speziellen Therapietechnik, die auf modernster Technologie basiert, kann sie in die Gedanken und Träume ihrer Patienten eintauchen und vor dort aus eine Therapie beginnen. Bislang ist das Verfahren noch in der Experimentalphase und die Fortschritte eher schleppend, was vor allem Catherine zusehends frustriert, doch die Zusammenarbeit mit dem FBI könnte eine einmalige Chance für sie und ihr Team sein. Nach der Überführung des Serienkillers Carl Stargher (Vincent D’Onofrio) setzt Agent Peter Novak (Vince Vaughn) alles daran, den Aufenthaltsort seines letzten Opfers zu finden, bevor der jungen Frau das gleiche Schicksal droht wie den anderen Ermordeten. Da jedoch Carl vor seiner Verhaftung ins Koma gefallen ist, wollen die Ermittler mittels Catherines Therapie versuchen, an die nötigen Informationen zu kommen. Trotz der Bedenken ihrer Kollegen stimmt Deane einem Versuch vor, doch das Innenleben des Serienmörders ist ganz anders als sie es sich erwartet hat. Dunkel und verstörend sind die Bilder, die sie sieht, in denen Stargher, als dunkler Gott dieses Reiches, seine Opfer grausam arrangiert hat.
Von der Werbung zum Film
Noch bekannter als seine nur wenige Werke umfassende Karriere als Filmregisseur, sind Tarsem Singhs Musikvideos und Werbeclips, die sich durch ihre intensive Bildsprache auszeichnen. Am bekanntesten dürfte wahrscheinlich seine Kollaboration mit der Band R.E.M. sein für ihr Video zum Song Losing my Religion, was nicht nur den Musikern, sondern auch dem Regisseur weltweit Beachtung schenkte. Von da an war es kein langer Weg mehr bis zum ersten Filmprojekt The Cell, einer Mischung aus Science-fiction und Thriller, die auf eben jenen bereits erwähnten Qualitäten Singhs als Filmemacher aufbaut, aber eine eher schwache und teil unsinnige Story zu bieten hat.
Klammert man für einen Moment die visuelle Komponente des Filmes aus, werden die filmischen Vorbilder mehr als deutlich, wobei insbesondere Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer zu nennen wäre. Die Begegnung des Killers mit einem Ermittler oder in diesem Falle einer Therapeutin wird durch die Bilder zwar technisch auf eine andere Eben gebracht, weniger aber auf eine erzählerische. Manche der Szenen, auch jene in der „wirklichen Welt“, wirken nicht nur überzogen, sie sind auch über alle Maße albern, was besonders schade ist, wenn man bedenkt, welches Talent man mit Vincent D’Onofrio in der Rolle eben jenes Killers besetzt hat. In vielen seiner Werke versucht Singh mittels einer überbordenden Bildsprache so etwas wie Tiefgang im Erzählerischen zu erzielen, wobei The Cell der erste Beleg dafür ist, dass an jenem Klischee von „style over substance“ durchaus etwas dran ist, zumindest in diesem Falle. Tiefe kann man hier nicht erwarten und bisweilen fragt man sich, ob die Ermittler nicht bei einer etwas gründlicheren Prüfung des Tatorts schneller zu einem Ergebnis gekommen wären. Derlei Logikfehler sind einzeln peinlich, in ihrer Masse jedoch mehr als ärgerlich.
Dunkle Fantasien
Wenn man jedoch weiß, was man bei diesem Regisseur zu erwarten hat und sich auf die Bilder einlassen kann, zeigt The Cell bisweilen in der Tat so etwas wie Qualität. Fürs Auge des Publikums wird neben den Kulissen auch in Sachen Kostüm und Make-up einiges geboten, was man in nicht vielen Filmen sieht und sich mitunter recht frei an verschiedenen Quellen aus Literatur und Kunst bedient. Das Albtraumhafte mancher Szenen oder das Traumhafte, bei dem mittels Zeitraffer oder diverser Filter noch die Abstraktheit der Bilder betont wird, kommt deutlich zur Geltung und kann als einzelne Einstellung für sich so stehen bleiben. Das Konzept der zwei Welten, welches Singh in seinem nächsten Film The Fall noch erweitern sollte, geht dennoch nicht ganz auf und schwächelt an einer mehr als deutlichen Unüberlegtheit im Drehbuch, die jene dunklen Fantasien nachhaltig sinnfrei werden lässt.
OT: „The Cell“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2000
Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: Mark Protosevich
Musik: Howard Shore
Kamera: Paul Laufer
Besetzung: Jennifer Lopez, Vince Vaughn, Vincent D’Onofrio, Marianne Jean-Baptiste, Dylan Baker
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