The Free Fall
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The Free Fall

„The Free Fall“ // Deutschland-Start: 4. November 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei Sara (Andrea Londo), als sie bei ihren Eltern vorbeikommt. Eigentlich hatte sie mit diesen feiern wollen. Stattdessen findet sie ihren Vater ermordet vor, getötet von ihrer Mutter, die sich anschließend selbst das Leben nimmt. Einige Zeit später hat Sara all dies vergessen – gemeinsam mit dem Rest ihres Lebens. Aber zu ihrem Glück ist da noch ihr Mann Nick (Shawn Ashmore), der sie liebevoll umsorgt und sie von allem abschirmt, bis sie wieder auf die Beine kommt. Zwar kann sie sich auch an ihn nicht erinnern, ebenso wenig an das große Haus, das sie geerbt haben soll. Aber sie ist dankbar, dass ihr jemand zur Seite steht. Doch irgendetwas scheint nicht zu stimmen, immer wieder hat sie eigenartige Visionen, bei denen sie nicht sagen kann, woher sie kommen und was sie zu bedeuten haben …

Wer bin ich und wo bin ich?

Und der nächste Film, der damit beginnt, dass die Hauptfigur sich an nichts erinnern kann. In den letzten Wochen erschienen Dutzende von Filmen und Serien, die auf ein solches Szenario vertrauen. Amnesie ist mal wieder in. Vor allem im Thriller-Bereich erschienen zahlreiche Beispiele, sei es The Dead Center, Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit oder Der Patient, die Liste an Titeln ist lang. Wer immer noch nicht genug davon hat, für den gibt es jetzt mit The Free Fall noch mehr Nachschub. Diesmal ist es eine Frau, die im Ehebett aufwacht und sich an nichts und niemanden erinnern kann. Nicht einmal an das Bett. Der Hintergrund scheint klar, zeigt der Prolog doch die grausige Szene mit den Eltern. Wer mitansieht, wie sich die eigene Mutter die Kehle aufschlitzt, nachdem sie den Ehemann niedergestochen hat, der entwickelt unweigerlich das Bedürfnis, alles wieder zu vergessen.

Aber vielleicht ist es auch ganz anders. Denn auch wenn der Zusammenhang zwischen dem Auftakt und den späteren Ereignissen nageliegend ist, kommen einem recht schnell Zweifel an der gesamten Geschichte. Von Anfang an setzt The Free Fall auf eine betont mysteriöse Atmosphäre. Das Haus ist seltsam, die Leute sind seltsam. Gerade Göttergatte Nick verhält sich bei aller Fürsorglichkeit so betont verdächtig, dass man ihm aus Prinzip schon misstraut. Manche werden sich da beispielsweise an Ich. Darf. Nicht. Schlafen. zurückerinnern, bei der ebenfalls eine Frau mit Gedächtnisschwund erkennen muss, dass ihr Mann ein falsches Spiel spielt. Shawn Ashmore (Aftermath) spielt diese Rolle in einer Mischung aus Freundlichkeit und Brutalität. Das ist dann nicht übermäßig subtil oder nuanciert, erfüllt aber durchaus seinen Zweck.

Netter Twist mit viel Leerlauf

Und doch geht der Film in eine andere Richtung, als man vermuten konnte. So sind die Visionen, unter denen Sara leidet, so grausig, dass das hier doch eindeutig im Horrorgenre verortet ist. Das geht schon deutlich über das hinaus, was aus vergleichbaren Mystery-Thrillern bekannt ist. Hin und wieder gelingen Regisseur Adam Stilwell auf diese Weise überraschende Momente. An manchen Stellen ist The Free Fall sogar recht verstörend, auch wenn die wenigsten Szenen dabei an den Prolog heranreichen, dessen Massaker tatsächlich Eindruck hinterlässt. Es überwiegt dann doch mehr die Stimmung des Rätselhaft-Bedrohlichen, wenn Sara zur Gefangen in ihrem eigenen Haus wird. Sofern es denn ihr Haus ist, das weiß sie selbst nicht so genau.

Als Konzept ist das durchaus brauchbar. Es gibt auch eine nette Wendung zum Schluss, die sicher nicht viele werden vorhersehen können. Das Potenzial für einen guten Horrorfilm wäre also da gewesen. Bei der Umsetzung hapert es dann aber doch. So gleichen sich viele Szenen zu sehr, die Geschichte entwickelt sich kaum weiter. Obwohl The Free Fall nicht einmal anderthalb Stunden dauert, es kommt einem zwischenzeitlich viel länger vor. Die mäßige deutsche Synchronisation trägt ebenfalls nicht dazu bei, dass man hier länger als nötig dranbleiben möchte. Das ist schade, mit mehr Feinschliff und stärkeren inszenatorischen Ideen hätte aus dem Film ein schöner kleiner Genregeheimtipp werden können. So reicht es nur für einen Eintrag unter „ferner liefen“.

Credits

OT: „The Free Fall“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Adam Stilwell
Drehbuch: Kent Harper
Musik: Joseph Bishara
Kamera: James Kniest
Besetzung: Andrea Londo, Shawn Ashmore, Jane Badler

Bilder

Trailer

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The Free Fall
fazit
„The Free Fall“ hat eine durchaus interessante Grundidee, wenn das Motiv der gedächtnislosen Hauptfigur, die auf der Suche nach der Wahrheit ist, mit einem netten Twist einhergeht. Vorher gibt es aber trotz vereinzelt verstörender Bilder viel Leerlauf, wenn sowohl inhaltliche wie auch inszenatorische Ideen fehlen.
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