The Takeover Netflix
© Mark De Blok / Netflix

The Takeover

The Takeover Netflix
„The Takeover“ // Deutschland-Start: 1. November 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Wenn es darum geht, in Computersysteme einzudringen und umzuprogrammieren, macht Mel Bandison (Holly Mae Brood) so schnell niemand etwas vor. Schließlich geht sie dieser Beschäftigung schon seit vielen Jahren nach und hat aus diesem Hobby einen Beruf gemacht. Ihr Job ist es, Sicherheitslücken ausfindig zu machen und den Unternehmen zu helfen. Als sie dabei eines Tages an den Codes rund um einen selbstfahrenden Bus arbeitet, kommt sie einer Verbrecherorganisation in die Quere. Zunächst denkt sie sich nichts dabei, muss aber bald darauf feststellen, dass die Gangster dies nicht einfach auf sich sitzen lassen wollen. Aus der Hackerin, die anderen auf der Spur ist, wird selbst eine Gejagte. Dabei ist nicht nur die Organisation ihr auf den Fersen. Auch die Polizei hat ihre Spur aufgenommen, wurde ihr doch ein Mord angehängt …

Ein Opfer der Technik

In einer Zeit, in der wir alle mehr oder weniger von der Technik abhängig sind und längst nicht mehr durchschauen können, was da genau im Verborgenen alles geschieht, haben Thriller quasi einen Freischein. Immer wieder dürfen wir dabei zusehen, wie Unternehmen oder auch Einzelpersonen auf diese Weise gleichermaßen Unglaubliches wie Unheimliches zustande bringen. Und wie wir diesen hilflos ausgeliefert sind. So wurden zuletzt immer mal wieder verrücktspielende Smart Homes gezeigt, etwa in Held. Beliebt sind aber auch Geschichten, bei denen mithilfe der Technik die Wahrheit gnadenlos manipuliert ist und die Hauptfigur in dieser künstlichen Wahrheit gefangen ist. So auch beim niederländischen Netflix-Actionthriller The Takeover.

Das Szenario erinnert dabei lose an Das Netz. In beiden Fällen steht eine Computerspezialistin im Mittelpunkt, die unwissentlich und unwillentlich in die kriminellen Machenschaften anderer hineingezogen wird. Um sie auszuschalten, wird deshalb flink mittels Computereinsatzes das Leben zur Hölle gemacht. Beim obigen Film geschieht dies, indem der Protagonistin die Identität geraubt wird und jemand anderes ihren Platz einnimmt. The Takeover wiederum zeigt, wie die Hauptfigur unter Einsatz von Deepfake in einem Video zur Mörderin wird. Klar weiß sie, dass sie das nicht war. Auch ihr Umfeld weiß das. Der Polizei reicht das Video jedoch, weshalb sie zur Gejagten wird. Denn auch das gehört zu solchen Thrillern dazu: Eine zu Unrecht verurteilte Person muss auf eigene Faust die Wahrheit herausfinden und den eigenen Namen reinwaschen, während jeder Tag ihrer letzter sein könnte.

Außer Klischees nichts gewesen

Das Grundszenario funktioniert natürlich, genügend Filme haben dies im Laufe der Zeit vorgemacht. Ein funktionierendes Szenario ist aber nicht genug, um automatisch einen guten Film daraus zu machen. Da braucht es schon noch mehr. Bei The Takeover sollte man dieses „mehr“ aber besser nicht erwarten. Hier werden so viele Klischees bedient, als habe man sich nicht getraut, eine eigene Geschichte zu erzählen. Weder die Figuren noch der restliche Inhalt haben der Filmwelt sonderlich viel beizutragen. Inszenatorisch ist ebenfalls nur Magerkost angesagt. Das betrifft einerseits die Actionszenen: Obwohl das Tempo an und für sich hoch ist und Mel auf der Flucht durch die ganze Stadt rennt, kommt nie wirklich Spannung auf. Die Hackerszenen bestehen aus den üblichen Zahlenkolonnen, die sich irgendwann als Hollywood-Standardbild etabliert haben und nicht länger hinterfragt werden.

Leider wurden auch beim Drehbuch keine Fragen gestellt. Dass die Beweislage mit dem Video eher dünn ist, scheint niemanden zu interessieren. Auch anderweitig war Glaubwürdigkeit offensichtlich kein Thema bei Hans Erik Kraan und Tijs van Marle, die zusammen das Script geschrieben haben. Dabei ist das Thema Deepfake eigentlich sehr spannend und öffnet tatsächlich spannende Möglichkeiten für das Thrillergenre, wenn praktisch jedes Video auf einmal gefälscht sein kann und man so den eigenen Augen nicht mehr trauen darf. Bei The Takeover ist es jedoch wahrscheinlicher, dass diese Augen irgendwann zufallen oder anderweitig abwandern, wenn da auf dem Bildschirm einfach nicht so viel zu sehen ist, was eine größere Aufmerksamkeit rechtfertigen würde.

Credits

OT: „The Takeover“
Land: Niederlande
Jahr: 2022
Regie: Annemarie van de Mond
Drehbuch: Hans Erik Kraan, Tijs van Marle
Musik: Merlijn Snitker
Kamera: Willem Helwig
Besetzung: Holly Mae Brood, Geza Weisz, Frank Lammers, Noortje Herlaar, Lawrence Sheldon, Walid Benmbarek

Bilder

Trailer

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fazit
„The Takeover“ kombiniert klassische Thrillerszenarien mit dem Thema Deepfake, wenn eine junge Hackerin des Mordes angeklagt wird. Das verspricht viel Spannung und ist doch ziemlich uninteressant, wenn weder das Drehbuch noch die Inszenierung aus der Ausgangslage viel herausholen.
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