Als der Bibliothekar Henry (Theo James) eines Tages von Clare (Rose Leslie) angesprochen wird, hätten sie viele an seiner Stelle wohl für verrückt gehalten: Obwohl er sie noch nie gesehen hat, behauptet sie, ihn seit ihrer Kindheit zu kennen und seine zukünftige Frau zu sein. Henry jedoch glaubt ihr, aus dem einfachen Grund, dass er ein Zeitreisender ist und schlussfolgert, dass sein älteres Ich Clare in der Vergangenheit besucht haben muss. Gemeinsam machen die beiden sich daran, das komplexe Rätsel um ihren gemeinsamen Lebensweg zu ergründen …
Neuadaption eines Bestsellers
The Time Traveler’s Wife basiert auf dem gleichnamigen Roman von Audrey Niffenegger. Der 2003 erschienene Bestseller wurde 2009 schon einmal adaptiert, damals als Film und unter dem deutschen Titel Die Frau des Zeitreisenden. Anders als dieser hat die Serie hierzulande ihren englischen Originaltitel beibehalten. Während das Werk mit Eric Bana und Rachel McAdams in den Hauptrollen seine Qualitäten hatte, waren die 107 Minuten Laufzeit für das komplexe Thema doch etwas zu restriktiv. In sechs Folgen zu je etwa 47 Minuten haben Serienschöpfer Steven Moffat und Regisseur David Nutter nun deutlich mehr Spielraum, um der Sache gerecht zu werden.
Trotzdem ist das leider nicht ganz gelungen. Die Serie war von Anfang an auf mehrere Staffeln ausgelegt, wurde aber bereits nach der ersten abgesetzt. Ohne dieses Vorwissen könnte dennoch leicht der Eindruck entstehen, es handele sich um eine abgeschlossene Miniserie – und das nicht nur, weil auf dem Cover der bei Warner Bros. Home Entertainment Germany erschienenen DVD „The Time Traveler’s Wife – Die komplette Serie“ steht. Auf der einen Seite bleiben nach der Sichtung viele Fragen offen (deren Beantwortung durchaus in weiteren Staffeln hätte stattfinden können), auf der anderen Seite kann dieses Offenlassen häufig als Absicht interpretiert werden, für die sich im Kontext des Gezeigten Erklärungsmöglichkeiten präsentieren. Allerdings fällt das kreierte Mysterium am Ende in sich zusammen, was der Serie ziemlich schadet.
Gibt es einen freien Willen?
The Time Traveler’s Wife evoziert Reflektionen zu Determinismus und freiem Willen. Das kann Werke dieser Art oft unterminieren, denn wenn alles vorherbestimmt ist, gibt es kein Gefühl der akuten Gefahr. Wenn eine junge Clare, die gerade ihren Führerschein erhalten hat, den älteren Henry bei einem seiner Besuche im Auto entführt und halsbrecherisch durch die Gegend rast, um Antworten aus ihm herauszuängstigen, wissen wir als Zuschauer bereits, dass nichts passieren wird – nichts passieren kann. Wir kennen ja die Zukunft (aus Clares aktueller Sicht, für den doppelsinnig gegenwärtigen Henry ist es die Vergangenheit) und wissen, dass die beiden heiraten werden. Die Auflösung dieser Szene enthüllt jedoch ein Detail darüber, wie die kreierte Welt funktioniert, dass uns retrospektiv schauern lässt und dafür sorgt, dass wir fortan nicht mehr alles für gegeben ansehen. Es ist einer der clevereren Momente der Show. Diese sind aber rarer, als die Serie das wohl gerne hätte. The Time Traveler’s Wife bringt ihre ganz eigenen inhaltlichen Schwächen mit, die letzten Endes aber besser nach gemeinsamer Sichtung im Freundeskreis diskutiert werden. Denn eines lässt sich mit Gewissheit sagen: Die Serie liefert jede Menge Diskussionsstoff.
Vor allem die ersten drei Episoden würden kaum funktionieren, wenn das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller nicht überzeugte. Zum großen Glück für die Serie haben James und Leslie aber eine hervorragende Chemie miteinander, und schaffen es, die verschiedenen Altersstufen ihrer jeweiligen Charaktere glaubwürdig zu portraitieren. Behindert werden sie dabei lediglich ein wenig vom Make-Up-Department, dem vielleicht nicht so viel Budget zur Verfügung stand.
OT: „The Time Traveller’s Wife“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: David Nutter
Drehbuch: Steven Moffat
Vorlage: Audrey Niffenegger
Musik: Blake Neely
Kamera: Peter Menzies Jr.
Besetzung: Rose Leslie, Theo James, Everleigh McDonnell, Natasha Lopez, Jaime Ray Newman, Michael Park, Caitlin Shorey, Desmin Borges, Marcia DeBonis, Peter Graham, Kate Siegel, Josh Stamberg
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)