There Are No Saints
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There Are No Saints

„There Are No Saints“ // Deutschland-Start: 4. November 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Was hatte sich Neto Niente (José María Yazpik) nicht gefreut: Endlich ist der verurteilte Mörder aus dem Gefängnis draußen und darf ein normales Leben führen! Zumindest dachte er das. Als er den Kontakt zu seinem Sohn Julio (Keidrich Sellati) sucht, stellt er jedoch fest, dass seine Ex-Frau Nadia (Paz Vega) überhaupt kein Interesse daran hat, dass die beiden sich wiedersehen. Noch heftiger reagiert aber Nadias neuer Freund, der lokale Gangsterboss Vincent (Neal McDonough). Denn der tötet nach einem Streit seine Partnerin einfach, entführt Julio und flieht mit ihm nach Mexiko. Das wiederum kann Neto, der eigentlich der Gewalt entsagt hatte, nicht auf sich sitzen lassen und macht sich auf die Jagd nach dem Mörder – koste es, was es wolle …

Im Giftschrank entdeckt

Eine Zeit lang sah es so aus, als müsse man Paul Schrader aufgeben, der nach zahlreichen bedeutenden Titeln irgendwie nur noch Murks produzierte. Umso größer – und freudiger – war die Überraschung, dass er in den letzten Jahren zu alter Größe zurückfand und mit First Reformed und The Card Counter zwei richtig starke Filme vorlegen konnte. Falls jemand vor lauter Euphorie vergessen haben sollte, wie mies die Werke des US-Amerikaners sein können, für den kommt jetzt There Are No Saints zur Erinnerung. Ursprünglich hätte er bei dem Actionthriller selbst Regie führen sollen. 2012 wurde er dann aber durch Alfonso Pineda Ulloa ersetzt, nur das Drehbuch stammt von dem Altmeister. Am Ende war es eh egal: Obwohl der Film 2014 abgeschlossen war, verschwand er danach im Giftschrank, wo er erst 2022 wieder herausgeholt wurde.

Das ist auch deshalb verwunderlich, weil mit Ron Perlman und Tim Roth schon bekanntere Schauspieler mit an Bord sind, mit denen man Werbung machen kann und die zumindest für einen zeitigen DVD-Release gut genug gewesen wären. Das mit der Werbung wurde bei There Are No Saints auch getan, als der Film doch noch erschien. Wobei das wie so oft mehr oder weder eine Mogelpackung ist. Von den vier Namen, die auf dem deutschen Artwork angebracht wurden, sind drei im Film praktisch gar nicht zu sehen. Wer sich vom Namedropping also dazu verleiten lässt, den Actionthriller zu kaufen oder zu leihen, wird enttäuscht sein. Gleiches gilt für ein Publikum, das mit der Hoffnung den Film startet, hier einen guten Titel sehen zu dürfen. Es reicht ja nicht einmal fürs Mittelfeld.

Zwischen Langeweile und Idiotie

Das fängt schon bei dem Drehbuch an, das ganz eindeutig in der Phase von Schrader geschrieben wurde, als er nichts Vernünftiges mehr auf die Reihe bekam. Der Auftakt ist sehr generisch, wenn ein Verbrecher endlich brav sein will, nur um dann von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Daran schließt gleich der Schwachsinn an, dass Vincent Julio entführt und nach Mexiko flieht. Sinn ergibt das keinen, wie so vieles. Und nach diesem Prinzip verläuft dann auch der Rest von There Are No Saints, wenn sich Langeweile und Idiotie abwechseln, übelste Klischees und überzogene Einfälle Hand in Hand gehen. Im einen Moment ist das so austauschbar, dass nicht einmal genug Stoff da ist, den man vergessen könnte. Im anderen hat man den Eindruck, dass Schrader an einer Parodie gearbeitet hat, was der Rest des Teams aber nicht wusste.

Immerhin, bei Letzteren gibt es manchmal kurze Augenblicke, bei denen so etwas wie Spaß aufkommt. Das funktioniert gerade bei Neal McDonough (Apex, Monsters of Man), der offensichtlich das Trash-Potenzial sah und mit einem beeindruckenden Overacting zur Sache geht. Nur wird das eben nicht so konsequent verfolgt, wie es wünschenswert gewesen wäre. So aber gibt es wenig Grund, warum man sich den Film anschauen müsste. Die lange Wartezeit auf There Are No Saints war letztendlich überflüssig. Wer sich nicht gerade die eigene Herausforderung gestellt hat, alle Filme zu sehen, an denen Paul Schrader beteiligt war, kann sich das hier sparen. Dafür gibt es auch einfach viel zu viele Actionthriller im Rachekontext, als dass es jetzt unbedingt der hier sein müsste.

Credits

OT: „There Are No Saints“
Land: Mexiko, USA
Jahr: 2022
Regie: Alfonso Pineda Ulloa
Drehbuch: Paul Schrader
Musik: Heitor Pereira
Kamera: Mateo Londono
Besetzung: José María Yazpik, Shannyn Sossamon, Paz Vega, Neal McDonough, Keidrich Sellati, Tommy Flanagan, Ron Perlman, Tim Roth

Bilder

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There Are No Saints
fazit
Wenn in „There Are No Saints“ ein Mörder den Mörder seiner Ex-Frau sucht und dabei den entführten Sohn befreien will, dann bedeutet das eine Mischung aus Klischees und Schwachsinn. Dann und wann ist das so überzogen, dass man Spaß haben kann. Insgesamt mangelt es jedoch an einem überzeugenden Grund, warum es ausgerechnet dieser Actionthriller sein muss.
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