
Seit einer Weile schon ist Sara Bellaïche (Sofia Essaïdi), Leiterin einer Drogeneinheit bei der Polizei von Toulouse, der Bande auf der Spur, die in dieser Gegend Drogen schmuggelt. Bislang hatte sie wenig Erfolg, weshalb der Druck immer weiter zunimmt. Doch jetzt hat sie einen neuen Plan, den Boss Alfonso Castroviejo (Carlos Bardem) hinter Gitter zu bringen, und hat zu diesem Zweck den ehemaligen Polizisten Reynal (Nicolas Cazalé) in die Gang eingeschleust, der selbst wegen Drogen im Gefängnis war. Währenddessen hat Richard Cross (Assaâd Bouab) von der Pariser Polizei einen ganz eigenen Fall, den er lösen muss: Jemand hat in einem Krankenhaus zwei Jungen erschossen. Doch wer könnte diese ungeheuerliche Tat begangen haben? Und aus welchem Grund?
Ein alter Krimihase
Als Schauspieler ist Olivier Marchal vielen Krimifans sicher ein Begriff. So spielte er etwa in den drei Staffeln der Serie Die purpurnen Flüsse eine der Hauptrollen, vor ein paar Wochen war er auch in Die Bestie von Bayonne zu sehen. Doch der französische Schauspielveteran, der seine Karriere Ende der 1980er begann, begnügt sich nicht nur damit, Teil düsterer Geschichten zu sein. Er mag sie auch selbst erzählen. So drehte er als Regisseur eine ganze Reihe von Thrillern im Laufe seiner Karriere, darunter etwa Banden von Marseille. Und auch sein neuestes Werk, das exklusiv auf Amazon Prime Video erscheinende Überdosis, ist diesem Genre zuzuordnen, kombiniert mit Elementen des Actionfilms und des Krimis.
Diesmal ist das Setting etwas größer angelegt als beim letzten Mal. So ist er zwar erneut im Süden Frankreichs unterwegs: Sara ist in Toulouse stationiert, auch Orte wie Carcassonne werden angesprochen. Die Geschichte spielt aber auch in Spanien und Paris. Gerade zu Beginn ist das ein wenig verwirrend, es braucht schon eine Weile, bis man die verschiedenen Handlungsstränge zuordnen kann. Noch länger dauert es, bis die Fäden zusammenkommen. Dass die Jagd auf den Drogenring irgendeine Verbindung zu den Morden an den Kindern hat, das kann man sich zwar denken. Sonst wäre das nicht alles Teil eines Films. Überdosis lässt sich aber recht viel Zeit damit, um die Karten auf den Tisch zu legen. Die Morde werden sogar erst ganz zum Schluss aufgeklärt.
Nicht komplex, aber solide
Das soll jedoch nicht heißen, dass der Film eine sehr komplexe Geschichte zu erzählen hat. Die Adaption des 2017 veröffentlichten Romans Mortels Trafics von Pierre Pouchairet ist eigentlich sogar ein recht schlichter Film. Von den Figuren sollte man nichts erwarten, die Geschichte ist recht gradlinig. Es gibt weder Grautöne noch wirklich überraschende Wendepunkte, die alles auf den Kopf stellen. Überdosis läuft da schon eher ein wenig im Autopilot. Aber das muss ja nicht automatisch schlecht sein. Marchal weiß durch seine langjährigen Erfahrungen im Genre, vor wie hinter der Kamera, wie ein Thriller zu funktionieren hat. Und das zieht er dann gnadenlos durch und verneigt sich dabei vor den vielen vorangegangenen Beiträgen der Grande Nation.
Dass im Abspann dem vor über einem Jahr gestorbenen Jean-Paul Belmondo gewürdigt wird, passt da aufgrund von dessen Affinität zum actionbetonten Genrefilm schon ins Bild. Ein bisschen vermessen ist es aber auch, da wohl kaum jemand Überdosis in einem Atemzug mit den großen Titeln der Schauspiellegende nennen würde. Dafür mangelt es auch zu sehr an schauspielerischer Präsenz. Das Ensemble macht seine Arbeit ordentlich, ohne aber dass jemand daraus wirklich hervorstechen würde. Wer diesen Anspruch aber gar nicht, sondern einfach nur mal wieder einen etwas altmodischen Film über die Jagd auf Verbrecher sehen will, der ist hier an keiner falschen Adresse. Auch wenn die Laufzeit mit zwei Stunden ein wenig lang geworden ist und man sich an manchen Stellen wünschen würde, Marchal käme schneller auf den Punkt: Es reicht für einen soliden Film, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann.
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