Ancient Apocalypse Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur Netflix
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Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur – Staffel 1

Ancient Apocalypse Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur Netflix
„Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 11. November 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Sind vielleicht gerade Pseudo-Wochen bei Netflix? Nicht nur wurde Um die Welt mit Zac Efron kürzlich um eine zweite Staffel erweitert, am selben Tag wurde auch noch Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur veröffentlicht. Es ist nicht das erste Mal, dass der Streamingdienst fragwürdigen Persönlichkeiten eine Plattform bietet. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres wurde mit Life After Death with Tyler Henry eine Serie ausgestrahlt, die vielleicht besser nie gedreht worden wäre. Das so genannte Medium macht Geld damit, trauernden Menschen die Möglichkeit zu bieten, mit verstorbenen Verwandten zu kommunizieren. In der Hinsicht sind die zuvorgenannten Serien immerhin weniger verabscheuungswürdig. Hier werden keine Leute ins Visier genommen, die emotional verwundet und daher weit suggestibler und manipulierbarer sind. Hier wird auf Leute abgezielt, die nicht viel von Eigenrecherche halten oder aus welchen Gründen auch immer keinen hohen Bildungsgrad besitzen. Das validiert die Machenschaften auf keinen Fall, legitimiert es im Gegensatz zu der anderen Untat jedoch, darüber zu lachen.

Graham Hancock geht der Frage nach, ob unser Wissen über prähistorische Ereignisse vielleicht falsch ist. Dazu reist er um die Welt und besucht verschiedene Ausgrabungsstellen oder sonstige Sehenswürdigkeiten, bei welchen die herkömmliche Archäologie keine zureichende Erklärung für ihre Entstehung liefern kann. Für Hancock ist klar: Alle irren sich, er aber hat den Durchblick. Sämtliche Kulturen gehen auf eine gemeinsame Hochkultur zurück, welche jedoch aufgrund einer kollektiven Amnesie der Menschheit in Vergessenheit geraten ist, weshalb darüber in keinem Geschichtsbuch berichtet wird.

Ein Pseudowissenschaftler, der keiner sein will

Graham Hancock wehrt in einer der acht Folgen den Vorwurf, ein Pseudowissenschaftler zu sein, damit ab, dass ein Delfin ja auch kein Pseudofisch sei. Er habe nie den Anspruch erhoben, Wissenschaftler zu sein, er sei schließlich Journalist. Das ist zugegebenermaßen ein gutes Sprüchlein, das er sich da zurechtgelegt hat, einer genaueren Überprüfung hält es aber nicht stand. Natürlich kann jeder einfach so behaupten, dass er etwas Bestimmtes sei oder nicht sei, wenn die Fakten aber dagegen beziehungsweise dafür sprechen, ist die Selbsteinschätzung irrelevant. Wer Uhren stiehlt und behauptet kein Dieb zu sein, wird dadurch nicht plötzlich zum unbescholtenen Bürger. Hancock verbreitet nicht nur pseudowissenschaftliche Thesen, er tut es während er Wissenschaften wie Archäologie und Geschichte damit angreift. Es ist per se nichts Falsches daran, wissenschaftliche Erkenntnisse anzuzweifeln, das ist schließlich auch elementarer Bestandteil der Wissenschaft. Es gibt sogar beinahe nichts Unwissenschaftlicheres, als das Hinterfragen zu verbieten. Dieses muss allerdings fundiert sein. Ein reines „glaub ich nicht“ bringt niemanden weiter. Mit seinen Attacken startet Hancock jedoch einen wissenschaftlichen Diskurs, dem er sich dann wieder entzieht und die etablierten Akademiker als Verlierer der nicht stattgefundenen Debatte hinstellt.

Hancock geht dabei geschickt vor. Er präsentiert sich als Opfer, das von der wissenschaftlichen Gemeinde nicht beachtet wird, da seine Thesen ihre Grundüberzeugungen angreifen und sie nichts an bestehende Erkenntnisse herankommen lassen. Das ist ein kluger Schachzug, nicht nur weil er damit ein klares Bild davon zeichnet, wer auf der guten und wer auf der bösen Seite steht, sondern vor allem weil er damit ein Kernproblem der akademischen Zirkel anspricht. Er elaboriert das Ganze nicht weiter, was eigentlich seltsam ist, da das Verwenden realer Beispiele gut zu seiner Vorgehensweise passen würde. Ignaz Semmelweis gedachte in den 1840er-Jahren der Sterblichkeit von werdenden Müttern damit Einhalt zu gebieten, dass Ärzte sich die Hände desinfizieren sollten. Die Idee von infektiösen Keimen ging damals gegen die gängige Lehrmeinung und Semmelweis wurde geächtet. Heute verdanken ihm Milliarden von Menschen ihr Leben.

Selektive Informationen

Es gehört natürlich mehr zu der Story, aber wir werden hier nicht nur aus Platzgründen darauf verzichtet, sondern auch um Hancocks Modus Operandi zu demonstrieren: Um seine Thesen zu untermauern, verlässt er sich vor allem auf zwei Taktiken. Die eine müssen wir hier überspringen, aber die andere fußt darauf, einfach nur die Informationen zu präsentieren, die seine Interpretationen stützen. Statt wissenschaftlich die Datenlage zu betrachten und daraus eine Schlussfolgerung abzuleiten, entwirft er eine Hypothese, zu der er sich dann jene Fakten oder Indizien herauspickt, die dazu passen. Wer mit Erich von Däniken oder einem der anderen Prä-Astronautik-Autoren vertraut ist, wird in Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur viel Altbekanntes und Widerlegtes finden.

Es ist beispielsweise ziemlich amüsant zu sehen, dass Hancock auch nach über dreißig Jahren immer noch mit der Karte des Piri Reis ankommt. Wer davon allerdings noch nie gehört hat und mit dem Themenkomplex nicht vertraut ist, wird schnell verleitet ihm Glauben zu schenken, da er seine abstrusen Thesen anhand der Weltkarte aus dem 16. Jahrhundert belegen kann. Alles, was er über die Karte sagt, stimmt auch – aber er sagt eben nicht alles über die Karte. Jedes Detail, mit dem seine ganze Argumentation zum Einsturz gebracht werden könnte, lässt er galant unter den Tisch fallen. So ist beinahe jede seiner Aussagen mit einer Eigenrecherche von wenigen Minuten zu widerlegen, aber wer dazu in der Lage ist, gehört auch nicht zur Zielgruppe solcher Shows.

Credits

OT: „Ancient Apocalypse“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Marc Tiley
Kamera: William Fewkes
Mitwirkende: Graham Hancock

Trailer

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Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur – Staffel 1
fazit
„Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur“ gibt einem Pseudowissenschaftler die Möglichkeit, altbekannte alternative Hypothesen zu längst vergangenen Zeiten zu verbreiten. Das ist sehr unterhaltsam für jene, die mit dem Thema vertraut sind oder sich nicht vor Eigenrecherche scheuen. In jedem Fall sollte ein offener Geist bewahrt werden, den es aber gleichzeitig vor Manipulation zu schützen gilt.
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