Wer gräbt den Bestatter ein?
© Alpenrepublik/Schmidbauer-Film

Wer gräbt den Bestatter ein?

„Wer gräbt den Bestatter ein?“ // Deutschland-Start: 3. November 2022 (Kino) // 23. Juni 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Gaby Gruber (Astrid Polak) war in den 1920er-Jahren ein Stummfilmstar. Heute ist sie mit 114 einer der ältesten Menschen Deutschlands. Logisch, dass die Gemeinde Greisendorf es sich da nicht nehmen lässt, sie feierlich beizusetzen, sobald sie einmal das Zeitliche segnen sollte. Da gibt es nur zwei Probleme: Erstens möchte das Nachbarsdorf Neubrunn selbst zum Pilgerort für ihr Grab werden, zweitens ist ungünstigerweise gerade der einzige Bestatter des Ortes (Uli Bauer) selbst an einem Herzinfarkt gestorben. Für den Bürgermeister (Peter Rappenglück) ist klar: Die Sache muss geheim bleiben. So ganz lässt sich das Ereignis jedoch nicht verbergen, zumindest nicht vor den anderen Dorfbewohnern. Bald müssen mehr und mehr Leute zusammenarbeiten, um die Scharade um den garantiert nicht toten Bestatter aufrechtzuerhalten …

Ein Gag mit langer Vorlaufzeit

Den größten Lacher hebt sich Wer gräbt den Bestatter ein? fürs Ende auf. Das mag nun erst einmal implizieren, dass der Film weitere Lacher zu bieten hätte. Und ja, hier und da gibt es durchaus vereinzelt etwas zu schmunzeln. Der Schlussgag fühlt sich aber eher wie die Pointe eines überlangen Witzes an: Sie bringt den Zuschauer zum Lachen, erweckt aber gleichzeitig den Wunsch, der Weg dahin wäre deutlich kürzer gewesen. Ein bisschen sinnbildlich ist das aber schon für die Filmographie der Geschwister Andreas und Tanja Schmidbauer. Nach einigen Kurzfilmen im Amateurbereich haben sie der Szene schnell den Rücken gekehrt, um sich aufs Kino zu konzentrieren.

Wer gräbt den Bestatter ein? ist sicher ihr bester Film, auf dem Weg dorthin gab es aber Ausfälle wie Hinterdupfing oder Ausgetreten, die einem Kinopublikum nicht unbedingt hätten zugemutet werden müssen. Die Pointe funktioniert jedoch nicht nur ihres Inhalts wegen, sondern auch aufgrund des Schauspiels aller Beteiligten. Glanzstück des Films ist Teresa Rizos, deren Schornsteinfeger-Figur den kreativen Namen Felice Feger trägt. Der Film eröffnet mit ihr und lässt sie dann immer wieder auftauchen. Sie selbst sieht sich als Glücksbringerin, der Clou ist jedoch, dass so gut wie jeder, der ihre Bekanntschaft macht, hinter ihrem Rücken vom Pech verfolgt wird.

Ein Tod, der keiner sein darf

Sei es Immer Ärger mit Harry, Immer Ärger mit Bernie oder Lang lebe Ned Devine! – Filmemacher aller Couleur versuchten sich an einem Werk über eine Leiche, deren Lebensende aus unterschiedlichen Gründen vertuscht werden musste. Aber selbst in Deutschland betritt Wer gräbt den Bestatter ein? damit keine neuen Pfade. Bereits 2007 legte Justus von Dohnányi mit Bis zum Ellenbogen vor. Nun sind deutsche Filmförderungsanstalten natürlich nicht gerade dafür bekannt, die kreativsten Projekte finanziell zu unterstützen – machbar muss es sein und am besten nicht zu anspruchsvoll. Das sind auf jeden Fall zwei Aspekte, die der Streifen erfüllt. Die Namen aller Charaktere sind Alliterationen. Das soll wohl eher keine Anspielung auf das von Elfie Donnelly geschaffene Universum rund um Benjamin Blümchen sein, aber immerhin spielt auch hier Liane Forestieri mit.

Die Schmidtbauers sind Heimatfilmer. Alle ihre Werke sind konsequent in bayrischem Dialekt gehalten und spielen in der Region. Ob der Titel auch dieser Eigenart geschuldet ist oder weshalb er sonst nicht Wer begräbt den Bestatter? lautet, lässt sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht feststellen. Von der Sichtung des Films sollte das jedoch niemanden abhalten. Das gesprochene Bayrisch ist auch für nur an Standardhochdeutsch gewohnte Ohren durchweg verständlich, oder lässt sich zumindest aus dem Kontext immer schnell übersetzen.

Nicht immer witzig

Schwarzer Humor ist eine Sache, doch wenn er nicht lustig ist, hat der Zuschauer Zeit, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Wie etwa auf die Tatsache, dass es ziemlich geschmacklos ist, das bevorstehende Ableben einer Person – und sei sie noch so alt – wenn schon nicht öffentlich herbeizusehnen, dann doch zumindest medial auszuschlachten. Das könnte auf makabre Art durchaus funktionieren, dafür müsste der Film aber einfach witziger sein. So ist hier halt im Großen und Ganzen alles einfach okay.

Credits

OT: „Wer gräbt den Bestatter ein?“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Andreas Schmidbauer, Tanja Schmidbauer
Drehbuch: Michael Probst, Andreas Schmidbauer, Tanja Schmidbauer, Thomas Schmidbauer
Musik: Louis Edlinger
Kamera: Lukas Nicolaus
Besetzung: Tom Kreß, Angelika Seldmeier, David Zimmerschied, Uli Bauer, Johanna Singer, Marisa Burger, Katrin Filzen, Liane Forestieri, Silke Franz, Michael A. Grimm, Astrid Polak, Teresa Rizos, Max von Thun, Peter Rappenglück

Bilder

Trailer

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Wer gräbt den Bestatter ein?
fazit
Die Pointe alleine macht „Wer gräbt den Bestatter ein?“ beinahe sehenswert. Der Rest ist genauso gut gespielt, aber zu lang und zu arm an Lachern.
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