All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen
© Universal Pictures

All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen

All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen
„All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen“ // Deutschland-Start: 9. Februar 2022 (Sky) // 23. Dezember 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollten Jenn Carter (Jessica Rothe) und ihre Freundinnen nur einen kleinen Zwischenstopp in einer Bar einlegen. Dort laufen sie Sol Chau (Harry Shum Jr.) über den Weg, der ebenfalls mit ein paar Freunden einen schönen Abend verbringen wollte. Die Stimmung ist gut, vor allem zwischen Jenn und Sol funkt es schnell. Bald schon werden sie ein Paar und ziehen auch zusammen. Während Sol an seinem Traum arbeitet, endlich wieder als Koch arbeiten zu können und seiner Leidenschaft nachzugehen, lernt Jenn, mehr aus ihrem Alltag zu machen. Sol will sogar noch mehr als das und macht seiner großen Liebe einen Heiratsantrag. Doch das junge Glück wird bald auf eine harte Probe gestellt …

Ein typisches Manipulationsdrama

Wenn reale Lebensgeschichten als Vorlage für Filme genommen werden, dann meistens, weil es sich dabei um eine sehr ungewöhnliche oder inspirierende oder auch schockierende Geschichte handelt. Im Fall von All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen setzte man hingegen darauf, dass das Publikum einfach zu Tränen gerührt sein wird. Schließlich greift das Drama auf ein Motiv zurück, das sich immer gut verkaufen lässt: Ein junges Glück wird von einer schweren Krankheit überschattet. Love Story wurde in den 1970ern damit zu einem Blockbuster. In den letzten Jahren griff man, um diesen Effekt noch weiter zu erhöhen, auf Teenager-Romanzen zurück. Wenn Menschen sterben müssen, noch bevor sie erwachsen sind, ist das schließlich besonders tragisch.

Allerdings ist das auch reichlich manipulativ. Geschichten über das Leid von Menschen zu erzählen, droht schnell, etwas ausbeuterisch zu werden und auf billige Weise Gefühle beim Publikum erzwingen zu wollen. Zum Teil muss sich auch Regisseur Marc Meyers, sonst eher für düstere Filme wie We Summon the Darkness und My Friend Dahmer bekannt, gefallen lassen. Gerade zum Ende hin wird da schon sehr viel Pathos ausgepackt und ganz ungeniert mit dem Hammer geschwungen. Gleichzeitig soll den Zuschauern und Zuschauerinnen nicht zu viel zugemutet werden. So darf Sol trotz seiner schweren Krankheit bis zum Schluss blendend aussehen. Wenn Harry Shum Jr. seinen durchtrainierten Körper demonstriert und dabei aufreizende Unterwäsche trägt, hat das nicht viel mit einem Menschen gemeinsam, der von Krebs zerfressen wird.

Süß, aber auf zynische Weise belanglos

Das fällt auch deshalb negativ auf, weil Drehbuchautor Todd Rosenberg letztendlich gar nicht wirklich etwas zu sagen hat. So hakt er in seinem Skript nur die üblichen Stationen ab, die eine solche Krankheitsromanze immer haben. Tatsächlich eigenständige Szenen sind rar gesät. Mal darf Sol von seiner Kochkarriere träumen, auch der Heiratsantrag bleibt in Erinnerung. Vor allem aber der Einsatz des Freundeskreises, wenn es um die Umsetzung der Hochzeit angeht, dürfte viele rühren und sorgte auch dafür, dass die Geschichte des realen Paares überhaupt bekannt wurde. Das allein rechtfertigt aber keinen 90-minütigen Film. Warum All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen auf der prestigeträchtigen Black List mit den populärsten bis dato unverfilmten Drehbüchern stand, wird – wie so oft bei dieser Liste – nicht wirklich klar.

Ganz schlecht ist der Film damit nicht. So bilden Jessica Rothe (Happy Deathday) und Harry Shum Jr. (Love Hard) ein zweifelsfrei attraktives Paar, dem zudem ein paar süße Szenen vergönnt sind. Wer zudem kein Problem damit hat, wenn Dramen auf die Tränendrüse drücken, sondern im Gegenteil dafür empfänglich ist, dann gibt es hier reichlich Anlass zum Schluchzen. Das macht All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen zu einem effektiven Film, nicht aber zwangsläufig zu einem guten. So tragisch es ist, wenn zwei Menschen, die sich so sehr lieben, kein gemeinsames Leben vergönnt ist: Das Ergebnis ist letztendlich erschreckend belanglos und zynisch.

Credits

OT: „All My Life“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Marc Meyers
Drehbuch: Todd Rosenberg
Musik: Lisbeth Scott
Kamera: Russ Alsobrook
Besetzung: Jessica Rothe, Harry Shum Jr., Marielle Scott, Kyle Allen, Jay Pharoah, Chrissie Fit, Keala Settle

Bilder

Trailer

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All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen
fazit
„All My Life – Liebe, als gäbe es kein Morgen“ begleitet ein Paar, dem die ganze Welt offensteht, bis das Schicksal es ganz böse mit den beiden meint. Das ist ansprechend besetzt und mit einigen süßen Szenen, letztendlich aber nichtssagend. Anstatt eine eigene Geschichte zu erzählen, gibt es ambitionslose Manipulation.
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