Matthias Hegel (Juergen Maurer) ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung. Viele hat er nur aufgrund seines sehr guten Gehörs hinter Gitter bringen können. Doch nun landet er selbst dort: Er hat gestanden, eine Obdachlose brutal ermordet zu haben. Aber weshalb? Darüber hüllt er sich in Schweigen. True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge (Janina Fautz), die gerade für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde, kann ihren Ohren nicht glauben, als sie davon hört. Und so beginnt sie, auf eigene Faust in der Sache zu ermitteln. Einfach ist das nicht, da außer ihr offensichtlich niemand Interesse daran hat, die Geschichte zu untersuchen. Im Gegenteil: Da ist jemand, der unbedingt verhindern will, dass der Fall Hegel ein weiteres Mal aufgenommen wird …
Verfilmung eines Bestsellers
Sebastian Fitzek gehört ohne Zweifel zu den großen deutschen Namen im Thrillergenre. Zwar schwanken die Kritiken mitunter beträchtlich. Dem Publikum ist das aber egal und macht die Romane des Autors regelmäßig zu Bestsellern. Einige dieser Werke wurden zudem verfilmt, beispielsweise Abgeschnitten und Passagier 23 – Verschwunden auf hoher See. Kein Wunder also, dass die beiden Filme Auris: Der Fall Hegel und Auris: Die Frequenz des Todes, welche exklusiv auf RTL+ zu sehen sind, mächtig mit seinem Namen beworben werden. Dabei ist das eine kleine Mogelpackung. Tatsächlich stammen die zugrundeliegenden Romane von Vincent Kliesch, Fitzek hatte lediglich die Idee dazu geliefert. Diese sind auch durchaus erfolgreich, weswegen Kliesch derzeit jedes Jahr einen neuen Band herausbringt. Vier Bücher sind auf diese Weise bislang veröffentlicht worden.
Für Fans ist das natürlich eine gute Nachricht. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Filme auch gut sind. Auris: Der Fall Hegel zumindest ist es nicht. Er ist ja nicht einmal mittelmäßig. Wobei das Problem zum Teil schon bei der Vorlage anfängt. Die Idee, dass jemand Verbrecher überführt, weil er an ihrer Stimme eine Lüge erkennt, ist mal etwas anderes. In dem Film kommt das aber nicht zum Einsatz, da der Protagonist nach einem kurzen Prolog bereits im Gefängnis sitzt, nachdem er eine Frau ermordet haben will. Dann und wann wird er zwar noch mal nach seiner Geschichte befragt. Das geschieht aber so wenig, dass man als Zuschauer bzw. Zuschauerin ohne Vorkenntnisse gar nicht erkennt, dass er die Hauptfigur sein soll. Die eigentliche Arbeit macht die Podcasterin, die überall herumläuft und Detektivin spielt.
Umständlich und unglaubwürdig
Grundsätzlich kann so etwas schon spaßig sein, wenn Privatmenschen anfangen herumzuschnüffeln. Die alten Filme mit Miss Marple wie etwa 16 Uhr 50 ab Paddington lebten maßgeblich von dem Charme, dass sich da ständig jemand in die Ermittlungen einmischte. Jula ist aber eine derart nervige Person, dass schon nach wenigen Minuten die Lust rapide sinkt, bis zum Ende dranzubleiben. Sie ist auch keine besonders interessante Person, mehr als ein Stereotyp ist aus ihr nicht geworden. Dafür wurde ihr eine tragische Vorgeschichte angehängt, die ihren vor Jahren verstorbenen Bruder Moritz (Samuel Schneider) betrifft. Immer wieder werden Flashbacks eingebaut, um auf diese Weise zu beschreiben, was die Podcasterin antreibt. Immerhin: Auris: Der Fall Hegel nutzt dieses Element auch inhaltlich, anstatt sich wie so viele andere Filme zuletzt nur auf der Tragik auszuruhen.
Das heißt dann aber nicht, dass das Ergebnis überzeugt, da die besagte Vorgeschichte schon seltsam konstruiert ist. Und das gilt dann auch für die Hauptgeschichte. Genauer ist an Auris: Der Fall Hegel fast alles irgendwie überzogen. Offensichtlich war man hier mal wieder der Ansicht, dass Wendungen ein Wert für sich sind und irgendwie clever sein sollen. Stattdessen verkommt der Thriller zu einer wirren Anordnung, die vielmehr umständlich als raffiniert ist. Das Motto: Hauptsache, es passiert ständig irgendetwas, egal wie unsinnig das alles ist. Natürlich muss Glaubwürdigkeit nicht der wichtigste Punkt in einem Genrebeitrag sein. Dieser sollte aber auch nicht ganz so lächerlich wie hier ausfallen, immer mal wieder fragt man sich, ob das nicht insgeheim eine Parodie sein sollte, deren Ziel es ist, inhaltliche Mängel solcher Geschichten aufs Korn zu nehmen. Zusammen mit den unnatürlichen Dialogen, die einem endgültig die Illusion rauben, noch Teil der Realität zu sein, wird ein schrecklicher Reißer draus, der jegliche Lust auf weitere Filme nimmt.
OT: „Auris: Der Fall Hegel“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch: Michael Comtesse, Stefanie Veith
Vorlage: Vincent Kliesch, Sebastian Fitzek
Musik: Dominik Giesriegl, Florian Riedl
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Janina Fautz, Juergen Maurer, Max Bretschneider, Adrian Maaß, Nico Ramon Kleemann, Ina Geraldine Guy, Samuel Schneider, Andreas Schröders, Petra Hartung, Eva Weißenborn
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