Der Schock ist groß bei Cecile Dorm (Hanna Hilsdorf), als sie nach Hause kommt und dort jede Menge Blut vorfindet. Dafür ist ihr Kind spurlos verschwunden, das offensichtlich von jemandem entführt wurde. Hysterisch will sie sofort den Notruf verständigen, wird dabei aber von ihrem Ehemann Jonathan (Kostja Ullmann) aufgehalten, der sie zu beruhigen versucht. Währenddessen sitzt der renommierte Forensiker Matthias Hegel (Juergen Maurer) noch mit einer Fußfessel zu Hause für einen Mord, den er zuvor selbst zugegeben hatte, von dem er sich inzwischen aber distanziert. Da die Wiederaufnahme seines Falls auf sich warten lässt, wendet er sich an die Journalistin Jula Ansorge (Janina Fautz), mit der er zuvor schon zusammengearbeitet hatte. Sie soll in der Welt da draußen die Ermittlungen an seiner Stelle führen, was sie auch tut, da sie sich von Hegel Informationen zu ihrem verschwundenen Bruder erhofft …
Das Ende geht weiter
Die Auris Romane von Vincent Kliesch erfreuen sich natürlich schon größerer Beliebtheit, schaffen es regelmäßig auf die Bestsellerlisten. Offensichtlich war man deshalb der Ansicht, dass auch die Verfilmungen ein großes Publikum finden würden. Zumindest ist es bemerkenswert, dass mit Der Fall Hegel und Die Frequenz des Todes die ersten zwei Adaptionen parallel gedreht worden sind, noch bevor man wusste, ob die Leser und Leserinnen folgen würde. Sie wurden auch zeitgleich veröffentlich: Beide Filme sind am selben Tag auf RTL+ an den Start gegangen, wo sie exklusiv zu sehen sind und die Fans von wendungsreichen Thrillern ansprechen sollen.
Auris: Die Frequenz des Todes ist dabei eine direkte Fortsetzung von Der Fall Hegel. Tatsächlich ist es fast ein Muss, den ersten Film zuerst gesehen zu haben. Zwar funktioniert der Fall vom zweiten Fall prinzipiell auch für sich, ohne dass es zusätzliches Wissen bräuchte. Beim Drumherum hat man als Zuschauer bzw. Zuschauerin jedoch keine Chance mitzukommen. Die Frage, ob Hegel ein Mörder ist, das angespannte Verhältnis zu Jula, die Geschichte um den verschwundenen Bruder – da wird schon ziemlich viel vorausgesetzt. Anders als bei vielen anderen Thrillerreihen ist bei Auris alles mit allem, jeder mit jedem verbunden. Das bedeutet dann auch, dass der zweite Film zwar ein Ende für die Geschichte um das entführte Kind hat, gleichzeitig aber doch nur der Anfang für etwas noch Größeres ist.
Überzogen und lächerlich
Das wird ein Publikum freuen, das Spaß an Thrillern hat, bei denen alles möglichst groß aufgezogen wird. Es bedeutet aber auch, dass Auris: Die Frequenz des Todes wie schon der Vorgänger völlig überzogen ist. An vielen Stellen ergibt der Film keinen Sinn und flüchtet sich stattdessen in einen hektischen Aktionismus. Das Motto: Hauptsache, es passiert etwas. Hier ist wirklich alles irgendwie zu dick aufgetragen und werden ganz umständlich Querverbindungen aufgebaut, die wohl den Eindruck von Komplexität erzeugen sollen. Das ist alles aber sehr viel weniger clever und einfallsreich, als einem weisgemacht werden soll. Der Film berauscht sich an dem Gefühl, dass da ein ganz großes Geheimnis aufgedeckt wird, obwohl vielfach nur billige Stereotype und Klischees geboten werden.
Und dann wären da noch die Figuren. Jula ist etwas weniger nervig als noch beim Auftakt, ist aber nach wie vor kein überzeugender Grund einzuschalten. Der anonyme Hacker und der Forensiker, der nur durch das Zuhören Menschen einordnen können will, wären in der Form auch in einer Parodie nicht fehl am Platz – zumal sich alle ganz betont ernst nehmen. Dabei wäre Humor vielleicht angebracht gewesen, um den Unsinn erträglicher zu machen. Zumindest das Publikum braucht ein solches, wenn es sich die grauenvollen Dialoge in Auris: Die Frequenz des Todes anhören muss, an denen selbst das erfahrene Ensemble scheitert. Da ist wirklich nichts dabei, das den Eindruck erwecken würde, man habe es mit realen Menschen dabei. Die einzige gute Nachricht ist, dass es insgesamt nur vier Romane bislang gibt, die Zahl möglicher folgender Adaptionen also noch überschaubar ist.
OT: „Auris: Die Frequenz des Todes“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch: Michael Comtesse, Stefanie Veith
Vorlage: Vincent Kliesch, Sebastian Fitzek
Musik: Dominik Giesriegl, Florian Riedl
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Janina Fautz, Juergen Maurer, Max Bretschneider, Adrian Maaß, Nico Ramon Kleemann, Ina Geraldine Guy, Andreas Schröders, Kostja Ullmann, Mathilde Bundschuh, Hanna Hilsdorf
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