AVATAR: THE WAY OF WATER
© 20th Century Studios

Avatar: The Way of Water

„Avatar: The Way of Water“ // Deutschland-Start: 14. Dezember 2022 (Kino) // 6. Juli 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre sind vergangen, seitdem die Na’vi erfolgreich die Menschen von ihrem Planeten Pandora vertrieben haben. Jake Sully (Sam Worthington) ist einer der wenigen, die bleiben durften, und lebt nun selbst in Gestalt eines NA’vi in den Wäldern seiner neuen Heimat. Gemeinsam mit Neytiri (Zoe Saldaña), den Kindern Kiri (Sigourney Weaver), Neteyam (Jamie Flatters), Lo’ak (Britain Dalton) und Tuktirey (Trinity Jo-Li Bliss) sowie dem Menschenkind Spider (Jack Champion) führen sie ein beschauliches Leben – bis zu dem Tag, an dem die Menschen zurück sind und erneut versuchen, den Planeten zu unterwerfen. Dabei kommt es auch zu einem Wiedersehen mit ihrem alten Widersacher Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang), den Neytiri seinerzeit getötet hatte und der sich nun in einem neuen Körper zurückmeldet, um seine alte Mission zu beenden. Dabei hat er es vor allem auf Jake abgesehen, an dem er Rache für dessen Verrat ausüben will …

Eine neue Welt aus dem Computer

Kommt es oder kommt es nicht? Dass James Cameron seine Geschichte um das Leben auf dem Planeten Pandora gern als große mehrere Filme umfassende Saga sehen würde, das war früh klar. Tatsächlich sprach er schon vor der Veröffentlichung von Avatar: Aufbruch nach Pandora davon, weitere Teile drehen zu wollen, wenn die Einspielergebnisse gut genug waren. Das waren sie bekanntermaßen. Sein Fantasy-Science-Fiction-Abenteuer brach nicht nur alle Rekorde an den Kinokassen, sondern war hauptschuldig daran, dass in den Folgejahren alle irgendwie etwas mit 3D machen wollten. Und doch kamen die Fortsetzungen nicht voran. Ein Grund war die Technik, sollte es im zweiten Teil doch maßgeblich unter Wasser weitergehen, wofür erst die geeigneten Mittel entwickelt werden mussten. Allein für das neue Unterwasser-Motion-Capture-System wurden anderthalb Jahre gebraucht. Und selbst als das erledigt war, dauerte es ewig. Tatsächlich waren die Dreharbeiten von Avatar: The Way of Water bereits im September 2020 abgeschlossen. Seither wurde an den Effekten gearbeitet.

Das sieht man dem fertigen Produkt auch an. Eines vorweg: Wer sich daran stört, wenn Filme exzessiv auf Computereffekte setzen, braucht hier erst gar nicht vorbeizukommen. Schon der erste Teil war bekanntlich in einem größeren Maße errechnet statt gefilmt. Bei Avatar: The Way of Water ist das noch einmal deutlich extremer. An vielen Stellen sieht das Abenteuer aus wie ein Videospiel, nicht wie ein Spielfilm. Das wird gerade in den emotionaleren Szenen, von denen Cameron einige eingebaut, potenziell zu einem Problem. Zusammen mit der sparsamen und aus lauter Stereotypen aufgebauten Figurenzeichnung hat man hier selten das Gefühl, es mit einem Wesen aus Fleisch und Blut zu tun zu haben. Von den nicht immer nachvollziehbaren Handlungsweisen ganz zu schweigen, wenn die Figuren immer zugunsten der Dramaturgie das Falsche tun, egal ob es gerade Sinn ergibt oder nicht.

Dünner Inhalt mit 08/15-Dramen

Allgemein: An den Inhalt darf man nur minimale Ansprüche haben. Klar, bei Aufbruch nach Pandora war das nicht wirklich anders. Das Publikum sprach im Anschluss über die Bilder und die 3D-Effekte, nicht über die gut gemeinte, letztendlich aber dünne Öko-Botschaft. Bei Avatar: The Way of Water reicht es nicht einmal für eine solche. Zwischendurch wird die zwar mal wieder aufgewärmt, wenn beispielsweise das Pandora-Äquivalent zu einem Wal gejagt wird. Das rückt über weite Strecken aber in den Hintergrund. Die Auseinandersetzungen zwischen Menschen und den Na’vi sind ebenfalls seltsam beiläufig. Cameron reduziert den Konflikt auf die Rachemission von Quaritch. Der große Aufwand, der hierbei betrieben wird, wird nie inhaltlich gerechtfertigt. Vieles hier ergibt schlichtweg keinen Sinn, weil es offensichtlich dem Drehbuchteam völlig egal war.

Etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen die familiären Spannungen, die sich beispielsweise mit dem Mischlingsstaus der Kinder befassen oder dem Gefühl des zweitgeborenen Sohns, nie gut genug zu sein. Und selbst das ist nicht erwähnenswert. Cameron, der gemeinsam mit Rick Jaffa und Amanda Silver das Drehbuch geschrieben hat, begnügt sich da mit 08/15-Dramen. Sofern er überhaupt etwas sagt. Zwischendurch kann dann schon mal eine halbe Stunde lang vergehen, in denen wir nur sehen, wie die Figuren im Wasser unterwegs sind. An den Stellen war der Filmemacher dann doch offensichtlich mehr mit den Möglichkeiten der Technik beschäftigt, als mit den Möglichkeiten, eine gute Geschichte zu erzählen. Oder überhaupt eine Geschichte zu erzählen. Für einen Film, der über drei Stunden lang ist, ist der Inhalt schon sehr schwachbrüstig.

Überwältigende Bilder mit hohem Wow-Faktor

Und doch, selbst wenn man sehr viel finden kann, was an dem Film zu kritisieren wäre: Es spielt am Ende kaum eine Rolle. Er ist auch trotz der exzessiven Länge nicht langweilig. So wenig kreativ das rudimentäre Innere ist, umso überwältigender ist, was bei Avatar: The Way of Water darauf aufgebaut wurde. Allein schon die vielen sonderbaren Wesen, die wir hier zu Lande, unter Wasser oder in der Luft finden, sind Grund genug, warum man die Reise zum fernen Planeten ein zweites Mal antreten kann. Obwohl der 3D-Effekt mehr als ein Jahrzehnt später kaum noch vom Hocker haut, womit ein erheblicher Reiz des Originals wegfällt, der Wow-Faktor ist irgendwie nicht geringer geworden. Man darf hier immer staunend auf die Leinwand starren und Cameron sowie sein Team dafür bewundern, wie viel Leben sie aus der Technologie hervorgeholt haben. Selbst wenn bei einem Film, an dem zehn Jahre gearbeitet wurde, ein besseres Drehbuch wünschenswert gewesen wäre, die Wartezeit auf das bombastische Kino-Event hat sich auch ohne gelohnt.

Credits

OT: „Avatar: The Way of Water“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: James Cameron
Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver
Musik: Simon Franglen
Kamera: Russell Carpenter
Besetzung: Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Jamie Flatters, Britain Dalton, Trinity Jo-Li Bliss, Jack Champion, Cliff Curtis, Kate Winslet

Bilder

Trailer

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Avatar: The Way of Water
fazit
Der erste Teil war seinerzeit ein Event, der zweite ist es zum Teil auch. Mit überwältigenden Bildern und fantasievollen Kreaturen erweckt „Avatar: The Way of Water“ eine fremde Welt zum Leben und täuscht dabei sogar fast darüber hinweg, dass die Geschichte noch dünner ist als beim letzten Mal und der Film mehr an der eigenen Technik interessiert ist als an den 08/15-Familiendramen und dem seltsam unsinnigen Krieg.
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