Julius Caesar (Rex Harrison) hat es geschafft: Bei einer großen Entscheidungsschlacht hat er seinen Rivalen Pompeius vernichtend geschlagen. Doch noch lebt dieser, er soll sich in Ägypten versteckt haben. Als Caesar ihm hinterherreist, erfährt er, dass die Geschwister Ptolemaios (Richard O’Sullivan) und Cleopatra (Elizabeth Taylor), die gemeinsam übers Land herrschen sollten, selbst in einen Machtkampf verwickelt sind. Der römische Herrscher ergreift dabei bald Partei für Cleopatra und verbannt ihren Bruder. Er entwickelt zudem Gefühle für die schöne und willensstarke Monarchin, was in Rom argwöhnisch beäugt wird. Und auch später wird die Verbindung der beiden mächtigen Reiche zu jeder Menge Intrigen und Kämpfe führen …
Monumentales Porträt der Königin
In den 1950ern und 1960ern waren sie aus Hollywood nicht mehr wegzudenken: die Monumentalfilme. Groß angelegte Werke wie Quo Vadis? (1951), Die zehn Gebote (1956), Ben Hur (1959) oder Lawrence von Arabien (1962) waren Ereignisse, welche Filmgeschichte geschrieben haben und mit aufwendigen Kulissen, epischen Geschichten und großen Stars ein Millionenpublikum erreichten. Darauf spekulierte auch das kriselnde Filmstudio 20th Century Fox, als es Ende der 1950er die Produktion von Cleopatra begann. Einfach war die Produktion nicht. So zog sich der Dreh über mehrere Jahre hinweg, weil es zwischenzeitlich immer wieder Probleme gab. Auch das Drehbuch musste mehrfach überarbeitet werden. Am Ende machte sich die viele Arbeit nur zum Teil bezahlt. So war die Geschichte der ägyptischen Königin 1963 zwar der erfolgreichste Film des Jahres. Aufgrund der explodierenden Kosten reichten die Kinoeinnahmen aber nicht aus. Viele Jahre führte er die Liste der teuersten Filme aller Zeiten an.
Das Publikum durfte sich aber darüber freuen. In vielerlei Hinsicht wurde das Geld so gut angelegt, dass Cleopatra bis heute sehenswert ist. Vor allem die prachtvollen Kulissen und die aufwendigen Kostüme sind nach wie vor ein Blickfang. Das reicht von beeindruckend bis bizarr, ein filmischer Exzess, der an den Größenwahn vergangener Zeiten entdeckt. Nicht ohne Grund räumte der Film bei den Oscars die diversen visuell ausgerichteten Preise ab: Kostüme, Szenenbild, Kamera und Spezialeffekte. Natürlich hat der Zahn der Zeit dabei mehrfach an dem Erscheinungsbild herumgenagt, 60 Jahre gehen auch an Monumentalfilmen nicht spurlos vorbei. So enttäuscht gerade die große Schlacht zwischen Rom und Ägypten, die sehr viel kleiner wirkt, als es die Geschichtsbücher beschreiben. Überhaupt sind die Actionszenen spärlich, für ein heutiges Publikum ist das definitiv zu wenig.
Zwischen Größenwahn und Liebe
Zu erzählen hat der Film dabei abseits des Schlachtfeldes mehr als genug. So setzt die Geschichte an, als Cleopatra noch um die Macht in Ägypten kämpfte und begleitet sie bis zu ihrem Tod 18 Jahre später. Es sind bewegte Jahre, die mehr oder weniger aus zwei Teilen besteht. Während der erste ihre Zeit mit Caesar beschreibt, handelt die zweite Hälfte von ihrer Liaison mit Marcus Antonius (Richard Burton) und den Machtkampf mit Octavian (Roddy McDowall), der nach dem Tod Caesars zunehmend über Rom herrschte. Eine Zeit lang wurde mit dem Gedanken gespielt, aus dem Stoff zwei Filme zu machen, jeweils einen für die beiden Abschnitte im Leben der Pharaonin. Am Ende wurde dann doch ein einziger Film daraus, der mit einer Laufzeit von knapp vier Stunden tatsächlich so lang wie zwei Einzelfilme war.
Langweilig wird einem trotz dieser epischen Breite nicht. Zum einen geschieht während dieser Jahre genug, wenn es am ägyptischen Hof wie auch in Rom zu Intrigen und Machtspielen kommt. So richtig sicher konnte sich an beiden Orten niemand sein, zumal es auch zu wechselnden Allianzen kam. Spannend ist aber auch das Porträt von Cleopatra selbst. Als selbstbewusste Frau wies sie zahlreiche Männer in ihre Schranken, was nicht nur historisch, sondern auch für ein späteres Publikum imposant ist. Sie wird dabei von Regisseur und Co-Autor Joseph L. Mankiewicz (Alles über Eva) nicht einseitig verklärt. Ihr Wille zur Macht sowie der Anspruch, ihre Männer für sich allein zu haben, führten zu großem Ruhm, aber letztendlich auch zu ihrem Niedergang. Cleopatra ist damit ein Film über eine Frau, die am System wie auch an sich gescheitert ist. Das ist manchmal unterhaltsam, einzelne Szenen gehen schon fast als Liebeskomödie durch. Gleichzeitig ist es eine große Tragödie, die viele unnötig ins Unglück gestürzt hat.
OT: „Cleopatra“
Land: USA
Jahr: 1963
Regie: Joseph L. Mankiewicz
Drehbuch: Joseph L. Mankiewicz, Ranald MacDougall, Sidney Buchman
Musik: Alex North
Kamera: Leon Shamroy, Jack Hildyard
Besetzung: Elizabeth Taylor, Rex Harrison, Richard Burton, Roddy McDowall, Martin Landau
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1964 | Bester Film | Nominiert | |
Bester Hauptdarsteller | Rex Harrison | Nominiert | ||
Beste Musik | Alex North | Nominiert | ||
Beste Kamera | Leon Shamroy | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | John DeCuir, Jack Martin Smith, Hilyard M. Brown, Herman A. Blumenthal, Elven Webb, Maurice Pelling, Boris Juraga, Walter M. Scott, Paul S. Fox, Ray Moyer | Sieg | ||
Beste Kostüme | Irene Sharaff, Vittorio Nino Novarese, Renié | Sieg | ||
Beste Spezialeffekte | Emil Kosa Jr. | Sieg | ||
Bester Ton | James Corcoran, Fred Hynes | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Dorothy Spencer | Nominiert | ||
Golden Globes | 1964 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Joseph L. Mankiewicz | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Rex Harrison | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Roddy McDowall | Nominiert |
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