Als Musketier kam D’Artagnan (Philippe Noiret) in jungen Jahren zu viel Ruhm. Seine Rolle als Vater war jedoch deutlich weniger ruhmreich, gab er doch seine uneheliche Tochter Eloïse in ein Kloster ab, wo sich Nonnen an seiner Stelle um sie kümmern sollten. Die hatten ihre liebe Mühe mit dem Wildfang, die mit den Jahren zu einer willensstarken Frau (Sophie Marceau) heranwuchs. Als das Kloster überfallen wird und ihr ein Zettel in die Hände fällt, von dem sie überzeugt ist, ein Hinweis auf eine Verschwörung zu sein, zögert sie daher nicht lange. Sie macht sich auf den Weg, ihren Vater zu finden und dessen alte Kompagnons Porthos (Raoul Billerey), Aramis (Sami Frey) und Athos (Jean-Luc Bideau) zu einem neuen Abenteuer zu überreden. Die haben darauf aber nur wenig Lust …
Ein Klassiker mal anders
Klar, richtig weg waren Die drei Musketiere von Alexandre Dumas nie. Der 1844 veröffentlichte Roman erfreute sich schließlich sowohl bei Filmen wie auch Serien immer größerer Beliebtheit. Dennoch gab es in den 1990ern schon ein bemerkenswertes Revival mit mehreren hochkarätig besetzten Filmen. Da gab es die gleichnamige Version aus dem Jahr 1993, die zwar nicht der erhoffte Über-Blockbuster wurde, aber immerhin dank des Hits All for Love noch im Ohr ist. 1998 kam Der Mann in der eisernen Maske, das von dem dritten Teil von Dumas’ Romantrilogie recht frei inspiriert wurde. Noch weiter ging die französische Produktion D’Artagnans Tochter, die eine komplett neue Geschichte erzählte und sich dabei der nächsten Generation zuwendet.
Die Resonanz war dabei vergleichbar zu den obigen englischsprachigen Filmen eher verhalten. Zwar reichte es für zwei Nominierungen bei Frankreichs wichtigstem Filmpreis César, zum einen für die Musik, zum anderen für Claude Rich, der den intriganten Herzog von Crassac verkörperte. Insgesamt waren die Kritiken jedoch nicht überragend. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass hier nie ganz klar wird, was genau der Film eigentlich sein sollte. So wird D’Artagnans Tochter beispielsweise zwar an mehreren Stellen als Abenteuerkomödie beschrieben. Das trifft es aber nicht so ganz. An machen Stellen wird es schon eher kurios, gerade auch im Hinblick auf die Verschwörung. Mit dem bewusst humorvollen Klassiker Die drei Musketiere von 1973 hat das dennoch wenig zu tun, das ist dafür nicht konsequent genug.
Ein bisschen Feminismus
Stattdessen geht es die meiste Zeit über bei Regisseur und Co-Autor Bertrand Tavernier (Der Passagierschein, In the Electric Mist – Mord in Louisiana) durchaus ernst zu. Dabei versuchte er eine Mischung aus klassischem Mantel-und-Degen-Film und kleineren gesellschaftsrelevanten Themen. Kritik an der Institution Kirche gab es natürlich auch bei Dumas schon in Gestalt des korrupten Kardinals Richelieu. Hier werden unter anderem die Machenschaften in den Klöstern angeprangert. Zusätzlich wird das Thema Sklaverei angeschnitten. Und natürlich hat D’Artagnans Tochter auch eine stärker feministische Ausrichtung, wenn hier eine Frau nicht nur erfolgreich gegen Männer kämpft, sondern auch die Einzige ist, die eine Verschwörung aufzuklären bereit ist.
Sonderlich raffiniert ist diese nicht. Überhaupt hat das Drehbuch nicht so wahnsinnig viel zu bieten, weder im Hinblick auf die Geschichte noch die Figuren. Bei einer tatsächlich humorvollen und übertriebenen Interpretation wäre das nicht so schlimm gewesen. So aber ist D’Artagnans Tochter doch ein bisschen langweilig, gerade auch bei einer Laufzeit von rund zwei Stunden. Immerhin, die Actionszenen können sich sehen lassen. Hier wird noch tatsächlich gekämpft, anstatt nur so zu tun als ob. Da auch die Optik ganz ordentlich ist, kann man sich die weibliche Ausgabe des Klassikers durchaus anschauen, wenn man gerade in der Stimmung nach einem solchen Film ist. In der Masse an Adaptionen des unverwüstlichen Romans sticht diese aber nicht sonderlich hervor.
OT: „La Fille de d’Artagnan“
IT: „Revenge of the Musketeers“
Land: Frankreich
Jahr: 1994
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: Bertrand Tavernier, Jean Cosmos, Michel Léviant
Musik: Philippe Sarde
Kamera: Patrick Blossier
Besetzung: Sophie Marceau, Philippe Noiret, Sami Frey, Jean-Luc Bideau, Raoul Billerey, Nils Tavernier, Claude Rich, Charlotte Kady
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 1995 | Bester Nebendarsteller | Claude Rich | Nominiert |
Beste Musik | Philippe Sarde | Nominiert |
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