Frank Fogle (John Hawkes) hat gerade seine geliebte Frau Anna (Andrea Irvine) nach langer Krankheit verloren. Ihr letzter Wunsch war es, dass ihre Asche an einem See in Nordirland verstreut werden soll – Anna möchte, dass ihr Mann und auch der gemeinsame Sohn Sean (Logan Lerman) zusammen die Reise aus Alabama antreten. Doch Vater und Sohn sind entfremdet: Sean hat gerade seine Haftstrafe wegen Autodiebstahl abgesessen und will nichts von Frank wissen. Er lässt sich nur seiner verstorbenen Mom zuliebe und nach dem Versprechen, seinen Vater nach dieser Reise nie wieder sehen zu müssen, von dem Unterfangen überzeugen. Es beginnt ein wahres Abenteuer, bei dem sie sich mit schmerzhaften Erinnerungen und einer den beiden bislang unbekannten Vergangenheit Annas konfrontiert sehen.
Verlässliches, ansehnliches Schauspiel
Dem Leben auf der Spur ist Elfar Adalsteins Spielfilmdebüt. Der isländische Regisseur legt direkt mit entsprechender Star-Power im Cast los, mit Logan Lerman (Vielleicht lieber morgen, Hunters) und dem Oscar-nominierten John Hawkes (Winter’s Bone) in den Hauptrollen – und auch der tollen Sarah Bolger als „Jewel“. Auf seine Schauspieler*innen konnte sich der Regisseur absolut verlassen, das Ergebnis ist auch ein wirklich solides Spiel mit nur gelegentlicher, etwas seltsamer Mimik. Der Film folgt einer sehr klaren Prämisse und so zirkelt auch das Drehbuch klar um die Hauptgeschichte mit nur kleinen Ausreißern in die Geschichten von Nebencharakteren. So ergibt sich in erster Linie ein angenehmes Gesamtbild mit nachvollziehbaren und Story-fokussierten Dialogen. Leider bricht sich dieses Licht in einem Prisma aus merkwürdigen Passagen und einem sehr leerwirkenden und zu reduzierten Setting. Nichts „lebt“ so wirklich, alles ist sehr steril, die Nebendarsteller*innen erinnern mehr an NPCs aus Videospielen, die nur ihre eine, zweidimensionale Aufgabe erfüllen, den Protagonisten ihren Weg zu weisen oder wichtige Details mitzuteilen.
Ein paar Schwächen
Eine dieser merkwürdigen Passagen ist eine Verfolgungsjagd, deren Kontext man nicht spoilern möchte. Doch der Grund für die Jagd ist mehr als verwirrend, gleich mehrere Polizisten sprinten hinter unserem Sean her – für an sich nicht mehr als das Aussteigen aus einem Fahrzeug. Dass die Polizisten ihn während dieser Szene aktiv suchen oder nach ihm fahnden, scheint höchst unglaubwürdig, auch die Körperlichkeit der Aktion wirkt übertrieben. Es ist nur ein Beispiel für ein paar Logiklöcher in dem sonst so streng gegliederten Skript mit seiner wirklich einfachen und auch vorhersehbaren Geschichte. Auch der teils grenzenlos wirkende und sehr an einen rebellischen Teenager erinnernde Hass auf seinen Vater wirft beim Mittzwanziger Sean Fragen auf, Fragen, die leider nie völlig befriedigend beantwortet werden. Auch die Dialoge offenbaren über die Laufzeit des Films ein paar Schwächen, wirken uninspiriert und manchmal auch zu distanziert und wenig emotional.
Großes Potenzial
Es gibt ein großes Potenzial, aus einer derart einfachen und doch schon öfters erzählten Geschichte einen wirklich ergreifenden Film zu machen. Der offizielle Trailer gibt einen guten Vorgeschmack auf das, was möglich gewesen wäre: Ein toller Song im Hintergrund, der soundästhetisch eine geniale Grundstimmung generiert, und toll geschnittene Bilder, die eine komplizierte Beziehung und unterdrückte Trauergefühle vermuten lassen. Doch das letztendliche Produkt ist oft nur ein Schatten dieser Versprechung. Dennoch sorgen durchaus lustige und aberwitzige Momente für eine besondere Stimmung, die durch das ansehnliche Schauspiel der beiden Protagonisten für gerührtes Schmunzeln sorgt. Auch die vererbte Distanz der beiden zu ihren eigenen Gefühlen und ihrem bröckelnden Leben wird schlussendlich gekonnt aufgelöst.
OT: „End of Sentence“
Land: Irland, Island, US
Jahr: 2019
Regie: Elfar Adalsteins
Drehbuch: Michael Armbruster
Musik: Petur Thor Benediktsson
Kamera: Karl Oskarsson
Besetzung: John Hawkes, Logan Lerman, Sarah Bolger, Andrea Irvine, Ólafur Darri Ólafsson, Denis Conway
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