Der Kaiser Sky
© Sky Studios/Bavaria Fiction/Stephan Rabold/Stanislav Honzík

Der Kaiser

Der Kaiser Sky
„Der Kaiser“ // Deutschland-Start: 16. Dezember 2022 (Sky) // 29. September 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Einen Job bei der Allianz sollte man nicht so leichtfertig abgeben. Doch das ganze Telefonieren und die Zeit am Schreibtisch verbringen ist so überhaupt nicht der Fall von Franz Beckenbauer (Klaus Steinbacher). Kurzum heuert er, ganz zum Verdruss seines Vaters (Heinz-Josef Braun), beim Oberligisten FC Bayern München an, um Fußballprofi zu werden. Schon nach kurzer Zeit stellt sich mit Franz beim FCB der Erfolg ein und es reihen sich Siege, Aufstiege und Meisterschaftsgewinne aneinander, an denen der junge Fußballer großen Anteil hat. Durch diesen Verdienst darf der Nachwuchsstar sogar als jüngster deutscher Nationalspieler aller Zeiten zur WM nach England, bei dem die DFB-Elf allerdings knapp im Finale scheitert. Beckenbauer will nun nichts anderes mehr, als endlich den WM-Titel zu gewinnen. Doch mediale Aufmerksamkeit, zwielichtige Sponsoringverträge und Geldgeschäfte mit seinem Manager Robert Schwan (Stefan Murr) sowie ständige Frauengeschichten, legen dem Spielmacher immer wieder Steine in den Weg.

Polarisierende Persönlichkeit

Ein Film über Franz Beckenbauer – da gibt es wahrlich einiges zu erzählen. Eine bewegte Spieler- und Trainerkarriere, sowie viele gute und weniger positive Nachrichten während seiner Zeit als Sportfunktionär liegen hinter dem nun 77 Jahre alten Fußballer aus München. Gerade die WM-Vergabe 2006 an Deutschland, bei der Beckenbauer wohl nicht ganz sauber seine Finger im Spiel hatte, sowie einige verunglimpfende Aussagen über die tausenden Toten beim Stadionbau für das Weltmeisterschaftsturnier in Katar in diesem Jahr ließen den ehemaligen Profi und Funktionär zuletzt nicht in gutem Licht stehen. Der Kaiser geht dieser Debatte dabei geschickt aus dem Weg, indem er sich nur Beckenbauers Zeit als Fußballer und Trainer widmet und die Zeitspanne zwischen Beckenbauers erster WM-Teilnahme 1966 und seinem Titel als Trainer 1990 darstellt.

Und trotzdem schafft es der Film sehr passend, die Person des Franz Beckenbauers weder ungefiltert in den Himmel zu loben noch ihn stetig zu kritisieren und an den Pranger zu stellen. Der Kaiser zeichnet mit seinem Protagonisten viel eher eine ambivalente Figur, die deutlich zeigt, dass Beckenbauer durchaus Fehler begangen hat. Obwohl Beckenbauer ein herausragender Fußballer ist, der in den meisten Spielen in einer anderen Liga zu spielen scheint und schon in jungen Jahren auf aller höchstem Niveau agiert, schafft er es in seinem Privatleben sowie gegenüber der Presse nicht immer, die im Sport herrschende Souveränität weiter fortzuführen. Der Sportler nimmt gegenüber Reportern kein Blatt vor den Mund, sorgt mit hitzigen Interviews immer wieder für Schlagzeilen und Streit, hat gemeinsam mit Robert Schwan schmutzige Geschäfte am Laufen und ist auch in seinen Beziehungen unfassbar sprunghaft. Jede neue Frau ist die Liebe des Lebens, bis Beckenbauer eben durch Zufall die Nächste trifft und sich verliebt. Kommentiert wird diese Figurenzeichnung vom Protagonisten selbst, indem Schauspieler Steinbacher oft augenzwinkernd die vierte Wand durchbricht und das Verhalten seiner Figur ironisch konterkariert. Das funktioniert gut und zeigt deutlich, dass Der Kaiser keineswegs Beckenbauer mit diesem Film unkritisch ein Denkmal setzten will.

Ein Fest für Fußballhistoriker

Abgesehen davon versteht sich die Filmbiographie sehr gut darin, den Sport selbst historisch akkurat und rechtmäßig abzubilden. Gerade die großen Turnieren wie die WM in England 1966 oder 1974 in Deutschland bekommen sehr viel Bildschirmzeit und sind packend inszeniert. Hier hat man nicht den Fehler gemacht, einzelne Spielszenen selbst darzustellen, sondern hat sich für einen Mix aus echten Szenen und selbst gedrehten Situationen entschieden, der außerordentlich gut funktioniert. Das liegt zum einen an einem ungewohnten, aber treffenden Filter über den Bildern, sowie an tollen Kostümen, Perücken und einem passenden Casting der einzelnen Spieler und Trainer. Dieses Gesamtbild macht Der Kaiser zu einem wahren Fest für Nostalgiker und Fußballhistoriker, denn wer wollte denn nicht schon immer mal das berühmte Wembley-Tor in hoher Auflösung und Farbe genaustens sehen. Und auch wenn Namen wie Gerd Müller oder Bobby Charlton fallen und Hoeneß, Breitner und Co. durch das Bild rennen, dann sollte den meisten Fußballfans das Herz aufgehen.

Credits

OT: „Der Kaiser“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Tim Trageser
Drehbuch: Martin Rauhaus, Markus Zimmer
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Eckhard Jansen
Schnitt: Marco Pav D’Auria
Besetzung: Ferdinand Hofer, Christine Eixenberger, Sina Tkotsch, Klaus Steinbacher, Teresa Rizos, Stefan Murr, Bettina Mittendorfer, Oliver Konietzny, Heinz-Josef Braun, Christoph Bertram, Jiri Vales

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=9KcQZwGwovI

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Der Kaiser
fazit
„Der Kaiser“ beleuchtet in gut 100 Minuten die bewegte Fußballkarriere des Franz Beckenbauer und lässt dabei die Skandale seiner Zeit als Funktionär außer Acht. Trotzdem ist der Film nicht gerade unkritisch und zeichnet mit seinem Protagonisten eine treffend ambivalente Figur. Dabei stechen vor allem die Sportszenen visuell und historisch hervor und machen den Film zu einem angemessenen Biopic über eine polarisierende Person des Fußballs.
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von 10