Die Großmutter (Hedi Kriegeskotte) ist außer sich. Wie kann es der ungehobelte Räuber Hotzenplotz (Nicholas Ofczarek) nur wagen, ihr die geliebte Kaffeemaschine zu stehlen? Für Kasperl (Hans Marquardt) und Seppel (Benedikt Jenke) ist klar, dass sie diesen Frevel nicht ungesühnt lassen können, und machen sich daher sofort auf den Weg, den Unhold zu stellen. Tatsächlich gelingt es ihnen, ihm eine Falle zu stellen. Leider läuft der Rest aber weniger nach Plan, denn sie bekommen es nicht nur mit Hotzenplotz, sondern auch dem bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann (August Diehl) zu tun. Während die beiden fieberhaft nach einer Lösung suchen, wie sie wieder aus ihrer misslichen Lage kommen, machen sich auch Polizist Dimpfelmoser (Olli Dittrich) sowie die Hellseherin Schlotterbeck (Christiane Paul) auf die Suche …
Ein Überraschungshit mit Langzeitfolgen
Manchmal kann ein Scheitern auch eine Chance bedeuten. So geschehen bei Otfried Preußler. Der hatte Anfang der 1960er seine liebe Not, seinen Roman Krabat zu entwickeln, wusste nicht so recht, wie er die Geschichte aufziehen sollte. Und so machte er sich erst einmal an die Arbeit, ein anderes Werk zu schreiben, das deutlich einfacher und lustiger sein sollte. Und feierte damit einen riesigen Erfolg. Ursprünglich sollte das ans Kasperletheater angelehnte Der Räuber Hotzenplotz eine einmalige Geschichte bleiben. Stattdessen erfreute sich das Kinderbuch einer so großen Beliebtheit, dass noch weitere Bücher folgten und der Räuber neben Die kleine Hexe zu den bekanntesten Werken des deutschen Autors zählt. Kein Wunder also, dass mehrere Verfilmungen folgten, angefangen bei einer Version der Augsburger Puppenkiste.
Das bedeutet aber nicht, dass man nicht noch mehr Adaptionen möglich sind, zumal die letzte bereits aus dem Jahr 2006 stammt. Zeit für etwas Neues also. Oder auch etwas nicht wirklich Neues: Regisseur Michael Krummenacher (Sibylle) und sein Team verzichten darauf, den Stoff irgendwie modernisieren zu wollen. So spielt der Film noch immer in dem dörflichen Umfeld vergangener Tage, so als wäre die Zeit stehengeblieben. Auch die Figuren und ihre Geschichten sind gleichgeblieben, die Sprache wurde nicht gezwungen auf heute umgeschrieben. Um eine eine reine Verfilmung des ersten Bandes handelt es sich bei Der Räuber Hotzenplotz dennoch nicht, auch wenn dieser überwiegend Pate stand. Stattdessen wurde dieser als Grundgerüst genommen und mit Elementen der späteren Bücher erweitert, was dazu führt, dass die Geschichte recht episodenhaft ausfällt.
Gut aufgelegt und farbenfroh
Aber das muss ja nicht zwangsläufig verkehrt sein, solange die einzelnen Stränge Spaß machen. Und das ist bei Der Räuber Hotzenplotz der Fall. Viele der Einfälle von Preußler funktionieren heute so gut wie damals. Amüsant ist beispielsweise der Running Gag, dass sich die Figuren immer wieder „verkleiden“, indem sie die Kopfbedeckung anderer aufziehen, was dann schon dafür reicht, für diese gehalten zu werden. Humor spielt allgemein eine große Rolle, nicht nur in Form von komischen Situationen, sondern auch durch die überzeichneten Figuren. Interessant in der Hinsicht ist dabei die Titelfigur, die zwar als Bösewicht eingeführt wird, sich selbst aber gar nicht als solcher sieht. Im weiteren Verlauf der Buchreihe wurde dieser auch zunehmend rehabilitiert. Beim Auftakt wird bereits der Grundstein hierfür gelegt.
Ob es noch weitere Filme geben wird, steht aktuell nicht fest, wird mit Sicherheit von den Einspielergebnissen abhängen. Verkehrt wäre es aber nicht, wenn da noch mehr folgen sollte. Der Räuber Hotzenplotz, der auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, ist eine würdige Adaption des Klassikers. Dabei überzeugt er sowohl visuell durch farbenfrohe Landschaften und liebevoll eingerichtete Schauplätze wie auch schauspielerisch. Vor allem Nicholas Ofczarek als ungehobelter Räuber und August Diehl als bösartiger Zauberer gehen völlig in ihren Rollen auf, kennen kein Halten. Ob es unbedingt eine weitere Verfilmung gebraucht hätte, darüber kann man sich natürlich streiten. Neue Facetten werden hier der Vorlage nicht abgewonnen. Aber es ist eine gute Verfilmung, an der Kinder sowie nostalgisch veranlagte Erwachsene ihren Spaß haben dürfen.
OT: „Der Räuber Hotzenplotz“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Michael Krummenacher
Drehbuch: Matthias Pacht
Vorlage: Otfried Preußler
Musik: Niki Reiser
Kamera: Marc Achenbach
Besetzung: Nicholas Ofczarek, Hans Marquardt, Benedikt Jenke, August Diehl, Hedi Kriegeskotte, Christiane Paul, Olli Dittrich, Luna Wedler, Maximilian Gehrlinger, Katja Preuß
Wer noch mehr über Der Räuber Hotzenplotz erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Hauptdarsteller Nicholas Ofczarek zu führen und über die Adaption des beliebten Kinderbuchs zu sprechen.
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Deutscher Filmpreis | 2023 | Bester Kinderfilm | Nominiert |
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