Die Herzogin The Duchess TV Fernsehen arte DVD Mediathek
© Pathé Films/Nick Wall
Die Herzogin The Duchess TV Fernsehen arte DVD Mediathek
„Die Herzogin“ // Deutschland-Start: 26. März 2009 (Kino) // 21. August 2009 (DVD)

I halt / Kritik

England, 1774: Die 17-jährige Georgiana Spencer (Keira Knightley) meint, das große Los gezogen zu haben, als sie William Cavendish (Ralph Fiennes) heiratet. Schließlich ist er der zweitmächtigste Mann Englands, sie selbst wird durch diese Heirat zur Herzogin von Devonshire. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Für Cavendish ist die Vereinigung nur eine Zweckgemeinschaft, die zum Ziel hat, einen männlichen Nachkommen zu zeugen. Als jedoch ausschließlich Mädchen geboren werden, wendet sich der Herzog frustriert diversen Mätressen zu, während er seine Frau komplett ignoriert. Georgiana wiederum findet in dem aufstrebenden Politiker Charles Grey (Dominic Cooper) Trost, während das prachtvolle Anwesen zu einem Gefängnis für sie wird …

Ein umschwärmter Niemand

Kann man von allen bewundert werden, überall im Mittelpunkt stehen und dennoch ein Niemand sein? Ja, kann man, wenn es nach Die Herzogin geht. Erzählt wird darin das Leben von Georgiana Cavendish, die im späten 18. Jahrhundert der Star der High Society war. Alle liebten sie, mit ihren aufwendigen Kleidern und Frisuren ein Ereignis war, wann immer sie auf Partys auftrat. Doch hinter dieser schicken Fassade verbarg sich ein trauriges Schicksal. Obwohl sie im Zentrum der Macht stand, hatte sie selbst nichts zu sagen, sondern war letztendlich nicht mehr als eine schöne Puppe, die sich an den Regeln des Adels stieß. Und das ist nicht die einzige Parallele, die sich zu ihrer berühmten Nachfahrin Diana Spencer finden lässt, die als Königin der Herzen berühmt wurde und doch nichts zu sagen hatte.

Diesen offensichtlichen Verweis auf die Neuzeit vermeidet der Film jedoch. Überhaupt hält sich das Historiendrama damit zurück, aus der einzelnen Geschichte von Georgiana etwas abzuleiten, das über den Film hinausstrahlt. Klar erinnert Die Herzogin daran, dass Frauen damals als Menschen zweiter Klasse galten, deren einziger Sinn und Zweck darin bestand, Männern zu gefallen und ihnen Nachkommen zu besorgen. Besonders bitter ist in dem Zusammenhang, dass die Töchter des Paares nichts zählten. Sie galten für den Herzog als minderwertig und machte zudem seiner Frau den mal mehr mal weniger deutlichen Vorwurf, dass sie keine Jungen hervorbringt. Eine Frau, die keine Söhne gebärt, braucht niemand – so die damalige Auffassung.

Schön zurechtgemacht und bieder

Das hat eigentlich das Potenzial, um beim Publikum Empörung zu erzeugen. Es gelingt dem Film aber nicht so wirklich, aus diesem Szenario tatsächliche Gefühle zu erzeugen. Die tragische Geschichte einer Frau, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und der auch die Affäre vorenthalten wird, entfaltet kaum Wirkung. Das mag zum einen daran liegen, dass die Protagonistin trotz allem ein Leben in Saus und Braus führt, gefühlt täglich auf rauschenden Festen unterwegs ist. Ein derart privilegiertes Leben ist eher weniger geeignet, um viel Mitleid hervorzurufen. Der goldene Käfig in Die Herzogin ist dann doch eher ein Luxusproblem. Lediglich eine Szene, in der Georgiana Opfer häuslicher Gewalt wird, zeigt die prekäre Lage, in der sie völlig den Launen ihres Ehemannes ausgeliefert ist. An dieser Stelle wird am deutlichsten, dass sie nicht mehr als ein Objekt ist, über das der Herzog frei verfügen kann.

Es liegt aber auch an der Inszenierung durch Regisseur Saul Dibb (Suite Française – Melodie der Liebe), der seine Geschichte bieder und ohne große Leidenschaft erzählt. Das heißt nicht, dass der Film schlecht wäre. So sind die Kostüme, für die es seinerzeit einen Oscar gab, sehenswert. Auch die Leistung von Keira Knightley, die in Filmen wie Stolz & Vorurteil und Colette ihr Faible für historische Dramen gezeigt hat, kann sich sehen lassen. Das Ergebnis ist dadurch ein solider Beitrag, den Fans solcher Filme durchaus anschauen können. Aber es hat schon seine Gründe, warum Die Herzogin trotz des Starensembles in Vergessenheit geraten ist. Von den Schauwerten einmal abgesehen ist hier nichts zu finden, was man nicht schon in der einen oder anderen Form kennt.

Credits

OT: „The Duchess“
Land: UK, Frankreich, Italien
Jahr: 2008
Regie: Saul Dibb
Drehbuch: Jeffrey Hatcher, Anders Thomas Jensen, Saul Dibb
Vorlage: Amanda Foreman
Musik: Rachel Portman
Kamera: Gyula Pados
Besetzung: Keira Knightley, Ralph Fiennes, Charlotte Rampling, Dominic Cooper, Dominic Cooper, Georgia King, Simon McBurney, Aidan McArdle, Emily Jewell, Hayley Atwell

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2009 Beste Kostüme Michael O’Connor Sieg
Bestes Szenenbild Michael Carlin, Rebecca Alleway Nominiert
BAFTA 2009 Beste Kostüme Michael O’Connor Sieg
Bestes Make-up/Haare Daniel Phillips, Jan Archibald Nominiert
Europäischer Filmpreis 2009 Publikumspreis Nominiert
Golden Globes 2009 Bester Nebendarsteller Ralph Fiennes Nominiert

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Die Herzogin
fazit
„Die Herzogin“ ist ein insgesamt solides Historiendrama, welches von dem Schicksal von Georgiana Cavendish erzählt, die im 18. Jahrhundert von allen bewundert wurde – nur nicht von ihrem Mann. Die Geschichte um eine Frau, die nichts zählt, hat dabei eigentlich Aufregerpotenzial. Über weite Strecken ist der Film aber zu bieder, lockt zwar mit ordentlichen Schauwerten, ohne selbst inspiriert zu sein.
Leserwertung23 Bewertungen
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6
von 10