Zwar wurde D’Artagnan (Michael York) nach seinem großen Einsatz zum Musketier ausgezeichnet. Doch auf seinen Lorbeeren ausruhen, ist keine Option. So spitzen sich die Konflikte zwischen England und Frankreich immer weiter zu, im Zentrum steht der Aufstand der protestantischen Bevölkerung in La Rochelle, der von England unterstützt wird. Gleichzeitig intrigieren Kardinal Richelieu (Charlton Heston) und Milady de Winter (Faye Dunaway) fleißig weiter und richten sich dabei sowohl gegen D’Artagnan wie auch gegen seine große Liebe Constance Bonacieux (Raquel Welch). Doch zum Glück sind da auch noch die drei Mit-Musketiere Athos (Oliver Reed), Aramis (Richard Chamberlain) und Porthos (Frank Finlay), die für ihren Freund alles tun würden …
Aus eins mach zwei
Dass erfolgreiche Filme möglichst schnell fortgesetzt werden sollen, um von der Popularität noch profitieren zu können, ist ein sehr verbreitetes Phänomen. Dann und wann kommt es auch vor, dass die Fortsetzung gleich im Anschluss gedreht wird, quasi in einem Aufwasch, ohne dass erst die Einspielergebnisse abgewartet werden. Die Schule der magischen Tiere und Avatar: The Way of Water sind zwei neuere Beispiele für dieses Phänomen. Eine Sonderposition nimmt in der Hinsicht jedoch Die drei Musketiere von 1973 ein. Eigentlich hätte der gleichnamige Romanklassiker von Alexandre Dumas als ein Film umgesetzt werden. Irgendwann stellte man jedoch fest, dass das Ergebnis doch zu lang wird, weswegen man das gedrehte Material in zwei Filme aufteilte – ohne aber dem Ensemble etwas zu sagen. Dieses war verständlicherweise ziemlich sauer, da sie nur für einen Film bezahlt wurden und sich um ihre Arbeit betrogen fühlten. Dies führte dazu, dass Hollywood-Verträge inzwischen klar machen müssen, dass gedrehtes Material nicht einfach für weitere Filme verwendet wird.
Dem Publikum durfte das alles natürlich völlig egal sein. Das war nur froh, dass ein Jahr nach Die vier Musketiere mit Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady bereits der Nachfolger in den Kinos startete. Das Team war naturgemäß dasselbe wie beim ersten Teil. Regie führte erneut Richard Lester, auch beim Ensemble ist alles gleich geblieben. Das war dann auch die gute Nachricht, da die schauspielerische Klasse nicht nachgelassen hat. Sie wurde beim zweiten Auftritt auch ein bisschen mehr gefordert als beim Auftakt, da es teilweise zumindest richtig ans Eingemachte geht. Waren beispielsweise die amourösen Verwicklungen des Vorgängers von sehr viel Klamauk geprägt, gerade bei D’Artagnans Schwärmerei für Constance, kommt hier sehr viel mehr Tragik hinzu. Vor allem eine Wendung, die mehr über die Vorgeschichte zweier Figuren erzählt, führt in unerwartete Abgründe.
Brüche in der Tonalität
Das führt zu etwas eigenartigen Brüchen in der Tonalität. So gibt es zwar wie schon beim ersten Teil sehr viele humorvolle Momente. Bei einer frühen Befreiungsaktion etwa werden die Helden mal wieder zu Idioten degradiert. Auch eine spätere lange Szene, in der es in La Rochelle zu einem Abwehrkampf kommt, ist mit komischen Ideen und Slapstick gespickt. Hinzu kommen in der deutschen Synchronisation Fälle, bei der noch mehr Dialogwitze eingebaut wurden. An anderen Stellen wird Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady aber auf einmal sehr ernst. Der Body Count ist auch beträchtlich, wenn wie bei Dumas eine Reihe bedeutender Figuren mit ihrem Leben bezahlen müssen. Das erhöht die Spannung, da man plötzlich das Gefühl hat, es ginge doch um etwas – bei Die drei Musketiere waren die Kämpfe oft so albern, dass man von vornherein nichts Schlimmes erwartete. Da ist der Schock umso größer, wenn Degen und andere Waffen auf einmal doch tödlich sind.
Ob man diese irritierenden Sprünge nun der reinen Comedy des Vorgängers vorzieht, ist dabei natürlich Geschmackssache. Unterhaltsam ist Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady aber auf alle Fälle. Sofern man sich mit diesen spontanen Wechseln abfinden kann sowie einer zum Teil verwirrenden Geschichte, wenn die Hintergründe des Krieges kaum erklärt werden und auch anderes bruchstückhaft bleibt, kann man auch mit dem zweiten Auftritt der Helden seinen Spaß haben. Das Ensemble ist gut aufgelegt, die Ausstattung sorgt für eine ansprechende Atmosphäre und machte Lust auf mehr. Während es beim zweiten Teil aber aus besagten Gründen recht schnell ging, hieß es im Anschluss lange warten. Erst 15 Jahre später gab es mit Die Rückkehr der Musketiere einen dritten Film, bei dem einige der Schauspieler ein drittes Mal in ihre Paraderollen schlüpften.
OT: „The Four Musketeers“
Land: USA, UK, Spanien
Jahr: 1974
Regie: Richard Lester
Drehbuch: George MacDonald Fraser
Vorlage: Alexandre Dumas
Musik: Lalo Schifrin
Kamera: David Watkin
Besetzung: Michael York, Oliver Reed, Richard Chamberlain, Frank Finlay, Raquel Welch, Faye Dunaway, Christopher Lee, Charlton Heston
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1976 | Beste Kostüme | Yvonne Blake, Ron Talsky | Nominiert |
BAFTA | 1976 | Beste Kostüme | Yvonne Blake | Nominiert |
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