Der Schock ist groß, als Bernhard Markert, Geschäftsführer der größten Manufaktur für Erzgebirgskunst im Ort, ermordet aufgefunden wird. Wer könnte es nur auf ihn abgesehen haben? Als Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) daraufhin die Ermittlungen übernehmen, steht vor allem die Familie im Fokus. Da wäre Hannes Markert (Wolfgang Stumph), der Vater des Toten, oder auch Bernhards Bruder Jens (Christian Sengewald), der dringend Geld braucht. Und was hat es mit Yoko Tanaka (Julia Strowski) auf sich, die die Weihnachtsfiguren der Markerts in Japan verkauft und dabei Kontakt zu Christian Auerswald (Horst Kotterba) haben soll, dem größten Konkurrenten der Markerts?
Mörderisches Fest der Liebe
An Titeln, die speziell für die Weihnachtszeit produziert werden, mangelt es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eher nicht. So durften sich die Zuschauer und Zuschauerinnen kürzlich etwa auf das tragikomische Fest Ein Taxi zur Bescherung, die Weihnachtsmanngroteske Das Weihnachtsschnitzel und Krauses Weihnacht freuen, das Finale der langlebigen Filmreihe. Nur bei den zahlreichen Krimireihen war es bislang recht wenig festlich, obwohl praktisch täglich neue Filme aus dem Bereich erscheinen. Immerhin, kurz vor Schluss hat man beim ZDF ein Einsehen und spendiert dem Erzgebirgskrimi mit Ein Mord zu Weihnachten eine Sonderausgabe zum Fest der Liebe, bei dem es statt schöner Geschenke aber eine Leiche gibt – ganz ohne schmückende Deko.
Es ist aber nicht nur der mörderische Inhalt, der eine weihnachtliche Stimmung verhindert. Tatsächlich hat Erzgebirgskrimi: Ein Mord zu Weihnachten, trotz des Titels, relativ wenig mit dem Fest zu tun. Es findet nur mehr oder weniger zufällig zu dieser Zeit statt. Das hat in erster Linie optische Auswirkungen, wenn beispielsweise auf Weihnachtsmärkten ermittelt wird und überall schön Schnee liegt. Am Anfang gibt es zudem noch die Mettenschicht, die fester Teil des lokalen Brauchtums ist und unmittelbar mit Weihnachten zusammenhängt. Aber auch das ist mehr Setting als wirklicher Inhalt. Die Motive, um die im Anschluss gerätselt wird, haben mit den Feierlichkeiten nichts zu tun. Stattdessen geht es praktisch immer um Geld. Das zieht immer, unabhängig vom Kalender.
Stimmungsvoll, aber nicht spannend
Wobei es bekanntlich gerade diese lokalen Elemente sind, welche die Reihe definieren. Oder zumindest definieren sollen. War es bei den letzten Teilen Verhängnisvolle Recherche und Tödliche Abrechnung dabei jedoch oft etwas lieblos, wie da irgendwelche Sachen hineingestopft wurden, da ist die Verbindung aus Fall und regionalem Flair bei Erzgebirgskrimi: Ein Mord zu Weihnachten deutlich besser gelungen. Dazu gibt es dann auch stimmungsvolle Bilder, etwa von den besagten Märkten oder auch aus dem Stollen, wo der Mord stattfindet. Wer Gefallen an einem solchen Setting findet oder grundsätzlich für regionalen Charme empfänglich ist, bekommt hier also schon etwas geboten. Mehr als bei anderen Filmen, selbst aus dieser Reihe.
Das ändert dann aber nichts daran, dass der Film als Krimi mäßig interessant ist. Auch das hat leider beim Erzgebirgskrimi Tradition: Es macht nicht wirklich viel Spaß, bei den Fällen mitzurätseln. Da gibt es wenig Stoff und der, der da ist, ist ohne eigene Einfälle. Mehr als eine bloße Pflichterfüllung ist das nicht. Da auch die Figuren dieses Mal wenig hergeben, das skurrile Element, was es manchmal bei anderen Teilen noch gab, hier gar nicht zum Zug kommt, ist Ein Mord zu Weihnachten nur Durchschnitt. Da war beispielsweise Nord bei Nordwest: Ho Ho Ho, um einen anderen Weihnachtskrimi zu nehmen, der inhaltlich deutlich lohnenswertere Film. Fans der Reihe oder winterlicher Idyllen schalten ein. Wer hingegen Spannung sucht, kann sich den Ausflug in die Provinz dann doch eher sparen.
OT: „Erzgebirgskrimi: Ein Mord zu Weihnachten“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Axel Barth
Drehbuch: Leo P. Ard, Rainer Jahreis
Musik: Mario Lauer
Kamera: Simon Schmejkal
Besetzung: Kai Scheve, Lara Mandoki, Teresa Weißbach, Andreas Schmidt-Schaller, Adrian Topol, Masha Tokareva, Wolfgang Stumph, Uwe Preuss, Horst Kotterba, Marie Rönnebeck, Julia Strowski, Christian Sengewald, Thomas Mehlhorn, Thomas Bading
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