Im Jahr 1882 zieht der ehemalige US-Marshal Wyatt Earp (Henry Fonda) mit seinen drei Brüdern durch Arizona nach Kalifornien, wo sie eine Viehherde hinbringen wollen. Auf dem Weg begegnen sie dem Rancher Newman Clanton (Walter Brennan), der ihnen die Herde abkaufen will, was Wyatt vehement ablehnt. Als Wyatt in der Nacht wieder zurück zur Herde kommt, finden er und seine beiden Brüder ihren jüngsten Bruder tot vor und das Vieh ist verschwunden. Entschlossen, den Schuldigen zu finden, lässt sich Wyatt in Tombstone zum Marshal ernennen, obwohl er einst geschworen hatte, dieses Amt nie wieder zu bekleiden. Sein erster Verdacht fällt auf Doc Holiday (Victor Mature), einen Spieler und gefährlichen Revolverhelden, der für seine Wutanfälle bekannt und gefürchtet ist. Trotz anfänglicher Animositäten werden die beiden Männer so etwas wie Freunde und Holiday hilft sogar dabei, in dem kleinen, aufstrebenden Ort für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Auch Earp gewöhnt sich an seine neue „alte“ Rolle als Marshal und findet sogar Gefallen an der Gemeinde und ihren Bewohnern.
Als schließlich die Lehrerin Clementine (Cathy Downs), eine ehemalige Geliebte Holidays, nach Tombstone kommt, versucht sie diesen zu konfrontieren, doch ohne Erfolg. Dafür wird aus der anfänglichen Bekanntschaft mit Wyatt eine tiefe Freundschaft und schließlich eine tiefere Beziehung, vor allem, da sich er mehr und mehr vorstellen kann, sich endlich an einem Ort niederzulassen. Als er jedoch eine Spur zu dem Mörder seines Bruders findet, müssen er und seine übrigen Brüder es mit einer Übermacht aufnehmen und in einen Kampf ziehen, aus dem nicht alle von ihnen zurückkehren werden.
Begegnungen mit einer Legende
Unter den vielen Regisseuren, die das Westerngenre nachhaltig geprägt haben, hat John Ford sicherlich so etwas wie einen Sonderplatz verdient dank solcher Werke wie Zwei ritten zusammen, Ringo sowie dem Meisterwerk Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Vielleicht ist nur folgerichtig, dass jemand wie Ford eine echte Westernlegende gekannt hat, nämlich Wyatt Earp, den er, als Ford noch für die Requisiten an Filmsets verantwortlich war, mehrmals zu seinen Heldentaten, besonders der legendären Schießerei am O.K. Corrall ausfragen durfte. Viele Jahre später, als sein Vertrag mit 20th Century Fox kurz vor dessen Ende stand und er der Produktionsfirma noch einen letzten Film schuldig war, besann er sich auf diese Gespräche mit dem echten Wyatt Earp sowie den von Stuart Lake geschriebenen Roman Wyatt Earp: Frontier Marshal, die eine weitgehend fiktionale Autobiografie der Westernlegende erzählt.
In seinen zahlreichen Arbeiten, nicht nur den Western, geht es bei John Ford immer um Legenden und dem Mythos hinter ihnen. Seine Helden sind meist jene, die eigentlich nicht das Zeug dazu haben, die dieser Berufung aus dem Weg gehen und bisweilen sogar lieber die Flucht antreten, als sich einem Kampf zu stellen. Zugleich erzählt er Geschichten von der Gründung dieses mythischen Wilden Westen, der weniger die Heimat der Revolverhelden, sondern der Pioniere und der Mutigen war, die sich niederließen und entgegen aller Widerstände wagten, etwas aufzubauen. Für eben diesen Schlag Menschen tritt der von Henry Fonda gespielte Earp ein, der eigentlich motiviert durch seinen persönlichen Durst nach Vergeltung für den Tod seines Bruders sich abermals zum Marshal ernennen lässt, sich dann aber wieder seiner Verantwortung für die Bürger der Gemeinde, der er immer mehr angehört, entsinnt. Entsprechend klar und hell sind die Bilder zum einen, dann aber wieder dunkel und etwas abgründig, wenn es um jene Menschen geht, die diesen Frieden stören oder jene, die mit sich selbst nicht im Reinen zu sein scheinen.
Immer weiter gen Westen
Interessant ist bei dem von Samuel G. Engel und Winston Miller geschriebenen Drehbuch, dass es an manchen Stellen so aussieht, als würde die Rolle des Protagonisten eher in Richtung des von Victor Mature gespielten Doc Holiday übergehen. Während sich Earp wiederfindet in den Straßen Tombstones und sich an die Werte erinnert, die mit seinem alten Amt verbunden sind, spielt Mature in der wahrscheinlich besten schauspielerischen Leistung des Filmes einen Menschen, der ebenso auf der Flucht ist, am allermeisten jedoch vor sich selbst. Von seiner Krankheit tief gezeichnet umgibt ihn auch ein Schatten der Vergangenheit, der nicht von ihm weichen will und ihn jederzeit zu einer Gefahr für sich und andere werden lassen kann. Es ist eine vielschichtige, hochinteressante Leistung, wegen der alleine sich schon eine Sichtung von Faustrecht der Prärie lohnt.
OT: „My Darling Clementine“
Land: USA
Jahr: 1946
Regie: John Ford
Drehbuch: Samuel G. Engel, Winston Miller
Musik: Cyril J. Mockridge
Kamera: Joseph MacDonald
Besetzung: Henry Fonda, Victor Mature, Linda Darnell, Walter Brennan, Cathy Downs
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