So richtig viel hat Jacques Monot (Denis Podalydès) in seinem Leben nicht erreicht. Dafür hat er sich einen Traumurlaub verdient. Oder das, was er unter einem Traumurlaub versteht. Seine Frau Albertine (Guilaine Londez) hingegen ist sehr viel weniger begeistert von der Idee, ein Segelboot zu kaufen und damit irgendwo übers Meer zu schippern. Aber Jacques lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen, setzt sich gegen den Rest der Familie durch, die lieber anderweitig den Urlaub verbringen möchte und zudem von den hohen Kosten einer solchen Anschaffung abgeschreckt wird. Am Ende wird er auch tatsächlich fündig, der Verkäufer Chevreteau (Bruno Podalydès) hat eins auf Lager, das seinem Budget entspricht. Nur das mit der Qualität ist so eine Sache, die neueste Ausgabe ist das nicht gerade …
Eine zeitlose Midlife-Crisis
Eigentlich ist so ein Urlaub ja dafür gedacht, dass man sich ein bisschen erholen und Kräfte sammeln kann für den Alltag. Aber wie wir alle wissen: Manchmal kommt es anders. Vor allem wenn man mit der Familie unterwegs ist, kann es schnell zu Konflikten zu kommen. Zu chaotischen Ereignissen, die einem den letzten Nerv rauben. Dessen ist man sich auch in der Filmbranche bewusst, weswegen regelmäßig Komödien gedreht werden, bei denen ein Familienausflug ziemlich schief geht. Kult ist in der Hinsicht natürlich Die schrillen Vier auf Achse von 1983 mit Chevy Chase und Beverly D’Angelo, der Auftakt einer mehrteiligen Filmreihe, in denen eine Familie von einem Chaosurlaub zum nächsten fährt. Aktuellere Beispiele sind Meine Tochter, Kreta und ich oder Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen.
Dank arte kommt mit Freizeitkapitäne nun ein weiterer solcher Film zu uns. Warum der Fernsehsender auf die Idee gekommen ist, diesen zwanzig Jahre später das erste Mal auszustrahlen, ist zwar ein kleines Rätsel. Ein wirkliches Problem ist das aber nicht, da die französische Komödie in vielerlei Hinsicht zeitlos ist. Der Humor funktioniert zwei Dekaden später genauso wie damals, da es hier um ganz grundsätzliche Dinge geht. Männer in einer Midlife-Crisis hat es beispielsweise immer gegeben, ebenso zum Teil kuriose Versuche, diese hinter sich zu lassen. Wenn Jacques davon träumt, seinem festgefahrenen Leben durch ein Segelboot wieder neuen Schwung zu verleihen, dann ist das so universell, dass dies immer funktioniert. Andere Elemente, die auf die spezifische Zeit verweisen, sei es gesellschaftlich oder technologisch, gibt es nicht.
Amüsant-chaotischer Dauerstreit
Stattdessen hält sich Regisseur Bruno Podalydès (Nur Fliegen ist schöner), der mit seinem Bruder und Hauptdarsteller Denis (Der Passagierschein) das Drehbuch geschrieben hat, an recht simple Elemente. Immer wieder bekommt sich die Familie in die Haare, nicht zuletzt wegen des beengten Settings. Wer gezwungen ist, längere Zeit auf engem Raum zu verbringen, der verliert schon mal die Nerven. Auch wenn sie unter freiem Himmel ist und der Blick bis zum Horizont reicht, wird das Boot doch zu einem Gefängnis. Dann und wann darf auch mit anderen außerhalb der Familie gestritten werden. Denn ist die Laune erst einmal schlecht, braucht es nicht viel, um Situationen eskalieren zu lassen. Amüsant ist beispielsweise, wenn in Freizeitkapitäne ein größeres Schiff kommt und es Jacques auf eine Konfrontation ankommen lässt, in der festen Überzeugung, im Recht zu sein.
Es dauert jedoch eine Weile, bis es mal los geht und wirklich das Boot ablegen darf. Auch wenn man es angesichts des Szenarios und des Titels erwarten könnte, spielt nur ein Teil der Handlung tatsächlich auf dem Meer. Dafür wird sich dann die Lage immer mal wieder auf unterhaltsame Weise verschlimmern. Es häufen sich irgendwann lauter Probleme, die nicht so ganz in der Macht der heillos überforderten Familie stehen. Anspruchsvoll ist das nicht. Aber es ist doch recht amüsant und eine gute Wahl, um es sich während der Feiertage mit Freizeitkapitäne vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Manchmal ist es dann doch besser, die eigene Wohnung nicht zu verlassen und andere dem Unglück zu überlassen.
OT: „Liberté-Oléron“
Land: Frankreich
Jahr: 2001
Regie: Bruno Podalydès
Drehbuch: Bruno Podalydès, Denis Podalydès
Musik: René-Marc Bini
Kamera: Yorgos Arvanitis
Besetzung: Denis Podalydès, Guilaine Londez, Patrick Pineau, Arnaud Jalbert, Jean Podalydès, Lou-Nil Font, Ange Ruzé, Bruno Podalydès
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