Glitter Brokat Netflix
© Netflix

Glitter – Staffel 1

Glitter Brokat Netflix
„Glitter – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 14. Dezember 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Polen in den 1970ern: Die Gesellschaft des Landes befindet sich im Wandel, teilweise zumindest. Doch noch immer haben Frauen nicht so wahnsinnig viel zu sagen und müssen sich daher anderweitig zu helfen wissen. Helena (Magdalena Poplawska), Pola (Wiktoria Filus) und Marysia (Matylda Giegzno) versuchen es jede auf ihre Weise. Während Helena als Prostituierte der gehobenen Gesellschaft über die Runden kommt und dabei immer wieder auch mit dem Geheimdienst zu tun hat, kämpft Pola um das Recht, eigenes Shampoo zu verkaufen – muss sich dafür aber mehreren Männern gegenüber immer wieder gefällig zeigen. Auch Marysia ist dem bezahlten Sex nicht abgeneigt, will sich dabei aber von niemandem etwas vorschreiben lassen …

Biete Sex, suche Vorteil

Seit einigen Jahren schon ist Netflix einer der zuverlässigsten Lieferanten, wenn es darum geht, polnische Produktionen nach Deutschland zu holen. Dabei beeindruckt die Vielfalt der Titel, die der Streamingdienst lizensiert, wie ein Blick auf die aktuellsten Importe zeigt. So ist Sackgasse eine amüsante Thrillerkomödie um ein paar Leute, die zufällig die Beute aus einem Bankraub an sich bringen. Actionreich geht es auch in Stundenplan zu, wo ein Polizist undercover an einer Schule ermittelt, wo exzessiv Drogen verkauft werden. Und auch bei Glitter geht es viel um kriminelle Machenschaften und düstere Geheimnisse, wenn wir hier drei Frauen folgen, die sich im Polen der 1970er irgendwie durch eine Männergesellschaft manövrieren zu versuchen und dabei auf den einen Vorteil zurückgreifen müssen, denen die Biologie ihnen gegeben hat: ihr Körper.

Die Dramaserie ist dabei aber nur zum Teil eine, die sich mit dem Thema Prostitution auseinandersetzt. Vielmehr lässt Glitter ganz bewusst die Grenzen verschwimmen zwischen dem, was man unter dieser Tätigkeit versteht und anderen Formen des Handels Sex gegen Belohnung. Wenn beispielsweise Polizisten offen einen solchen einfordern, um wie bei Pola ihrer nicht-sexuellen Tätigkeit nachgehen zu dürfen, dann geht es ganz grundsätzlich um Geschlechterkämpfe und Ungleichgewichte. Auch die anderen beiden nutzen ihre Körper um voranzukommen, wobei im Einzelfall nicht immer klar zu sehen ist, wie viel davon nun aus der Not geboren wurde und wie viel einem eigenen Willen entspringt. Denn dass sie Letzteren haben, das ist unstrittig, das stellen sie in den zehn Folgen immer wieder unter Beweis.

Nicht wirklich fesselnd

Das geht immer mal wieder mit interessanten Momenten einher, bei denen auch intensiv mit Hierarchien und Machtspielen gearbeitet wird. Auch moralische Fragen kommen auf, selbst wenn diese nicht allzu sehr vertieft werden. Glitter verurteilt die drei Protagonistinnen nicht, denen in einer solchen Gesellschaft oft keine anderen Mittel bleiben. Sie werden aber auch nicht zu tragischen Heldinnen oder reinen Opfern, mit denen das Team der Serie unentwegt Mitleid hat. Stattdessen bewegt sich vieles im Graubereich, zieht die Ambivalenz der direkten Aussage vor. Das ist eine Stärke, aber auch eine Schwäche – umso mehr, da sich die Geschichte oft in zahlreichen Nebensträngen verliert. Dadurch kommt das nicht wirklich vom Fleck, wird zuweilen zäh, ohne dass das Publikum dabei viel mitnehmen kann.

Schauspielerisch kann man der Serie dabei wenig vorwerfen. Auch bei der Figurenzeichnung hat das Drehbuchteam gute Arbeit geleistet. Selbst bei der Optik überzeugt Glitter. Die Zeitreise in die 1970er ist schön ausgestattet, weshalb es hier zwischendurch auch Spaß macht, einfach mal den Blick schweigen zu lassen und ein bisschen die Atmosphäre zu genießen. Die Bestandteile für ein packendes Drama waren also durchaus da, zumal die Themen trotz des zeitlichen Abstands nach wie vor von einer aktuellen Relevanz sind. Dennoch, mehr als solide ist das nicht, da bei der Mischung aus Alltäglichem und Ungewöhnlichem – Prostitution und Geheimdienst ist nun wirklich keine gewöhnliche Kombination – nicht durchgängig fesselt.

Credits

OT: „Brokat“
Land: Polen
Jahr: 2022
Regie: Marek Lechki, Anna Kazejak, Julia Kolberger, Rafal Skalski
Drehbuch: Aleksandra Chmielewska, Maciej Kubicki, Alicja Arominska-Woyde, Slawomir Lonisk, Marek Baranowski, Ewa Stec
Kamera: Paweł Flis
Besetzung: Magdalena Popławska, Wiktoria Filus, Matylda Giegżno, Łukasz Simlat, Szymon Piotr Warszawski, Jędrzej Hycnar, Bartłomiej Kotschedoff, Stanisław Linowski, Dobromir Dymecki, Mateusz Król, Katarzyna Warnke

Bilder

Trailer

Weitere Netflix Titel

Ihr seid mit Glitter durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. In unserem Netflix-Themenbereich sind alle Original-Produktionen gelistet, unterteilt nach Spielfilm, Serie, Doku und Comedy. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben.

A
B
C
D
E
F
H
I
L
M
P
S
T
W

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Glitter – Staffel 1
fazit
„Glitter“ erzählt die Geschichte dreier Frauen, die in den 1970ern von einem besseren Leben träumen. Das ist schön ausgestattet und hat immer mal wieder interessante Momente. Gleichzeitig ist die Dramaserie oft etwas zäh und verliert sich trotz einer überschaubaren Laufzeit in zu vielen Einzelheiten.
Leserwertung14 Bewertungen
5.3
6
von 10