Hot Skull Netflix
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Hot Skull Netflix
„Hot Skull“ // Deutschland-Start: 2. Dezember 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Seit einigen Jahren schon grassiert eine Pandemie, welche die Menschen in sogenannte Plapperer verwandelt, die unkontrolliert irgendwelche unsinnigen Sätze sagen. Eine Heilung ist nicht in Sicht, um sich vor einer Ansteckung zu schützen, müssen die Leute spezielle Kopfhörer tragen, um die Infizierten nicht hören zu können. Dabei stellt der ehemalige Linguist Murat Siyavuş (Osman Sonant) eines Tages fest, dass er aus einem unbekannten Grund immun gegen diese Krankheit ist. Damit gerät er zwischen die Fronten der skrupellosen Anti-Epidemie-Organisation, die Jagd auf alle Plapperer macht, und Plus 1, die sich für die Rechte der Kranken stark macht. Zumal er selbst dringende Fragen hat, für die er noch Antworten sucht …

Die nächste Evolution der Pandemie

Pandemien haben im Kino und im Fernsehen natürlich eine lange Tradition, die weit vor der Corona-Pandemie begonnen hat. Vor allem Zombies stehen unverändert hoch im Kurs, jedes Jahr erscheinen mehrere Titel zu dem Titel. Aber auch eher realistische Viren machen die Runde. Nachdem eine Zeit lang der Run auf das Thema hoch war und so fragwürdige Veröffentlichungen wie Pandemie oder Songbird nach sich gezogen haben, dürfte das Interesse an weiteren Beispielen gering sein. Nach bald drei Jahren Corona haben die Leute keine Lust mehr. Insofern durfte man schon ein wenig überrascht sein, dass Netflix mit Hot Skull nun eine weitere Serie ins Programm aufnimmt, die von den Nachwirkungen einer Pandemie-Gesellschaft erzählt. Immerhin: Die Adaption eines Romans von Afşin Kum findet einen originellen Dreh, um daraus dann doch mehr zu machen als „nur“ eine weitere ansteckende Endzeitgeschichte.

So ist die Krankheit derart sonderbar, dass sich die meisten auf Anhieb fragen werden: Ist das jetzt ernst gemeint? Eine Krankheit, die darin besteht, irgendwelches unsinniges Zeug aufzusagen? Zumindest zu Beginn liegt da der Verdacht nahe, dass es sich bei Hot Skull um eine Satire handeln könnte. Nicht nur, dass die Plapperer-Erkrankung sich nach einem Witz anhört. Sie lässt sich zudem in vielfacher Hinsicht auf die Gesellschaft übertragen und dabei verschiedenste Entwicklungen kritisieren. Ob es nun schwachsinnige Verschwörungstheorien sind, mit denen QAnon und Querdenker ihre Mitmenschen vergiften, dreiste Fake News bis zu dem Phänomen, dass in sozialen Medien inhaltsfreie Selbsterfüllungsfloskeln verteilt werden, da hätte es schon viele Möglichkeiten gegeben, das originelle Szenario in einen größeren Kontext einzubauen.

Etwas zäh geraten

Leider interessiert sich die Serie aber nicht wirklich für das eigene Szenario. Stattdessen wandelt sie sich mit der Zeit in eine nicht übermäßig spannende Dystopie. Dass Menschen sich in Ausnahmesituationen oft sehr egoistisch verhalten und im Zweifel über Leichen gehen, haben schließlich andere schon oft genug erzählt. Da reichte auch ein Blick auf aktuelle Ausnahmesituationen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Hot Skull sehr viel Zeit nimmt, um diese Allgemeinplätze abzuarbeiten. Wo anfangs noch die Neugierde überwiegt, ausgelöst durch das Szenario und die Frage, was es mit der Krankheit und Murats Immunität – Stichwort heißer Schädel – auf sich hat, da macht sich mit der Zeit zunehmend Langeweile breit. Acht Folgen mit jeweils rund einer Stunde hätte es nicht gebraucht, um die Geschichte zu erzählen.

Das soll dann aber nicht bedeuten, dass gar nicht geschieht. So gibt es im Laufe der Zeit schon die eine oder andere Wendung, welche man nicht unbedingt vorhersieht und die der Geschichte Schwung verleiht. Außerdem ist da noch die Hauptfigur, die sich wohltuend von den üblichen Helden solcher Endzeitthriller unterscheidet. Hier kämpft sich kein übercooler Macho durch die Pandemiewelt, sondern ein Linguist, der sich oft die Ohren zuhält. Das sieht man nicht unbedingt alle Tage. Doch auch der Protagonist kann nicht verhindern, dass Hot Skull nach dem vielversprechenden Anfang nicht die erhoffte Klasse beibehält und die Serie letztendlich langweiliger endet, als sie begonnen hat.

Credits

OT: „Sicak Kafa“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Mert Baykal, Umur Turagay
Drehbuch: Nerea Castro, Zafer Külünk, Gokhan Seker, M. Ferhan Sensoy
Idee: Mert Baykal
Vorlage: Afşin Kum
Musik: Cem Öget, Sertac Özgümüs
Kamera: Yon Thomas
Besetzung: Osman Sonant, Sevket Çoruh, Hazal Subasi, Tilbe Saran, Kubilay Tunçer, Özgür Emre Yildirim, Gonca Vuslateri, Hakan Gerçek

Bilder

Trailer

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Hot Skull
fazit
Eine Pandemie, die darin besteht, nur Blödsinn zu reden? Das hatte auf jeden Fall jede Menge Potenzial. Leider nutzt „Hot Skull“ dieses aber kaum und wandelt sich mit der Zeit in eine zwar wendungsreiche, aber doch eher austauschbare Dystopie. Hinzu kommt, dass das Tempo höher hätte sein können, die Serie zieht sich zwischendurch immer mal wieder.
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