Eigentlich wollte die kleine Maus Dalli den anderen nur beweisen, wie schrecklich mutig sie ist. Und das geht am besten, wenn man sich mit einem Fuchs anlegt, dem Erzfeind der Mäuse. Zunächst scheint dieses Wagnis auch aufzugehen. Doch gerade als sich die kleine Heldin mit stolzer Brust auf den Heimweg machen will, kommt es zu einem schweren Unglück, an dessen Ende sowohl sie wie auch Fuchs Weißbauch tot sind. Zu ihrer Überraschung müssen sie dabei jedoch feststellen, dass dies nur der Anfang ist. Denn es gibt für sie ein Leben nach dem Tod, selbst wenn dieses nicht ganz das ist, was sie erwartet hatten. Plötzlich finden sie sich im Tierhimmel wieder und müssen dort lernen, doch noch miteinander auszukommen …
Detailverliebtes Stop-Motion-Abenteuer
Stop-Motion-Fans hatten zuletzt gleich mehrfach Anlass zur Freude. Zwar pausieren die Platzhirsche von Laika und Aardman derzeit. Dafür gibt es aber anderweitig sehenswerten Nachschub. Erst kamen mit Wendell & Wild und Guillermo Del Toros Pinocchio zwei prominente Vertreter der altehrwürdigen Animationstechnik. Nun folgt Im Himmel ist auch Platz für Mäuse. Manche werden den Film vielleicht schon kennen, da er im Laufe der letzten anderthalb Jahre auf einer ganzen Reihe von Filmfesten zu Hause war. Nach der Premiere bei Annecy 2021 tingelte das Werk auch durch mehrere deutsche Städte. Wer es dort verpasst haben sollte oder ihn gern ein zweites Mal sehen möchte, hat nun die Gelegenheit dazu. Und das sogar auf der großen Leinwand.
Sehenswert ist der Film dabei allein schon der Optik wegen. Zwar gab es hier kein annähernd so großes Budget wie bei den obigen Kollegen. Auf große Hollywood-Stars, die den Figuren ihre Stimme leihen, muss man ebenfalls verzichten. Die europäische Produktion ist deutlich kleiner und bescheidener. Sie wurde aber nicht mit weniger Liebe zum Detail gefertigt. So sind die zahlreichen Puppen in Im Himmel ist auch Platz für Mäuse unglaublich putzig. Auch in die Settings wurde viel Arbeit investiert. Gerade die diversen Naturlandschaften sind sehr schön geworden. Die Gärten quillen über vor Pflanzen, die handgemachten Schauplätze vermitteln das Gefühl, dass man wirklich dort vor Ort ist. Auch die Wasserszenen sind gelungen, wenn sich die beiden Figuren etwa in einem großen reinigenden Bad aufhalten.
Zurückhaltend, nachdenklich und doch humorvoll
Inhaltlich hat der Film ebenfalls einiges zu bieten, richtet sich dabei aber klar an ein jüngeres Publikum. Die Adaption des Romans Auch Mäuse kommen in den Himmel von Iva Procházková (Orangentage) nimmt große Themen wie Tod und Freundschaft, verpackt diese aber so, dass auch Kinder etwas damit anfangen können. Gleiches gilt für die Vorurteile, die beide Figuren im Rahmen ihrer gemeinsamen Reise abbauen müssen. So sehen sie anfangs im Gegenüber nur das, was ihre jeweiligen Arten über den Feind denken. Erst durch die konkrete Begegnung bekommen sie die Gelegenheit, ihre Ansichten zu überdenken. Der Ton von Im Himmel ist auch Platz für Mäuse ist ein versöhnlicher, was in Zeiten maximaler Konfrontation sicher nicht verkehrt ist.
Auf einen erhobenen Zeigefinger verzichtet das Regieduo Jan Bubeníček und Denisa Grimmová dabei jedoch. Die beiden kommen ihrem Publikum näher, ohne es aber zu sehr von oben herab belehren zu wollen. Und auch beim Humor ist ihr Werk von einer angenehmen Zurückhaltung geprägt. Komische Moment gibt es natürlich schon, wenn zwei sehr ungleiche Figuren gemeinsam auf Reise gehen. Zumal da noch ein paar skurrile Einfälle im Himmel warten. Im Vergleich zu vielen CGI-Blockbustern, die exzessiv auf Tempo und Slapstick setzen, ist das hier aber deutlich entspannter. Wer für den Nachwuchs einen schönen Film sucht oder sich zu den besagten Stop-Motion-Fans zählt, sollte sich daher die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich von Im Himmel ist auch Platz für Mäuse ein wenig verzaubern zu lassen.
OT: „Myši patří do nebe“
IT: „Even Mice Belong in Heaven“
Land: Tschechische Republik, Frankreich, Polen, Slowakei
Jahr: 2021
Regie: Jan Bubeníček, Denisa Grimmová
Drehbuch: Alice Nellis, Richard Malatinský
Vorlage: Iva Procházková
Musik: Krzysztof A. Janczak
Kamera: Radek Loukota
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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César | 2022 | Bester Animationsfilm | Nominiert | |
Europäischer Filmpreis | 2021 | Bester Animationsfilm | Nominiert |
Annecy 2021
Filmfest Hamburg 2021
Schlingel 2021
Anima 2022
Internationales Filmfestival Stuttgart 2022
Schlingel 2024
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