Ganz geheuer ist William Wisting (Sven Nordin) und den anderen die Geschichte ja nicht, den verurteilten Serienmörder Tom Kerr (Odin Waage) aus dem Gefängnis zu lassen, damit dieser zur Leiche eines verschollenen Opfers führt. Aber es fehlt an einer wirklichen Alternative. Ohne seine Hilfe wird niemand herausbekommen, was mit dem Opfer geschehen ist. Auch Wistings Tochter Line (Thea Green Lundberg) ist mit von der Partie, da sie an einem Dokumentarfilm über den Verbrecher arbeitet. Die düstere Vorahnung bestätigt sich bald darauf, als es Kerr gelingt, trotz Handschellen und eines großen Polizeiaufgebots zu entkommen. Nun heißt es möglichst schnell den Flüchtigen wiedereinzufangen, bevor er noch weitere Menschen ermordet …
Bestselleradaption aus Norwegen
Auch wenn der ganz große Hype um skandinavische Krimis und Thriller inzwischen vorüber ist, eine gewisse Zugkraft haben sie doch noch. Und so finden sich auf den öffentlich-rechtlichen Sendern immer mal wieder Serien, die entweder aus dem Norden eingekauft oder mit diesen produziert wurden. Ein Beispiel hierfür ist die norwegische Serie Kommissar Wisting, die auf den gleichnamigen Bestsellerromanen von Jørn Lier Horst basiert, der früher selbst als Polizist arbeitete, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Auch die Fernsehadaption erfreute sich größerer Beliebtheit, weshalb 2021 zwei Jahre nach der ersten Staffel eine zweite entstand. Dieses Mal wurde als Vorlage der 2019 veröffentlichte Roman Wisting und der Atem der Angst genommen.
Die erste Staffel muss man dabei nicht kennen, um hier einschalten zu können. Bei den Adaptionen scherte man sich ohnehin nicht um die Chronologie der Veröffentlichungen. Tatsächlich war die Vorlage bereits der 14. Teil der Romanreihe, kommt hier aber an der dritten Stelle. Auch bei den Figuren sind Vorkenntnisse nicht nötig. Das hängt aber auch damit zusammen, dass diese nicht wirklich ausgefeilt sind. Man versuchte hier nicht großartig, dem Protagonisten irgendwelche Macken oder schreckliche Traumata auf den Leib zu schreiben, um damit eine charakterliche Tiefe vorzutäuschen. In der Hinsicht ist Kommissar Wisting: Der Atem der Angst ganz schnörkellos und macht nur das, was es unbedingt braucht, um den Fall voranzutreiben.
Viele Wendungen bis zum Schluss
Das bedeutet dann aber nicht, dass die Staffel ganz simpel ist. So lässt das Szenario darauf schließen, dass es hier in erster Linie darum geht, wie der flüchtige Verbrecher und die Polizei sich ein Wettrennen liefern und dabei noch das eine oder andere Opfer hinzukommt, um die Einsätze zu erhöhen. Zum Teil wird diese Erwartung erfüllt. Doch die Geschichte macht im Laufe der vier Folgen ein paar Wendungen durch, die man zuvor nicht unbedingt hat kommen sehen. Denn schon bald wird dem Publikum verraten, dass es bei der Sache noch eine zweite Person gibt, die mit Kerr zusammenarbeitete. Eine Person, bei der zu Beginn von Kommissar Wisting: Der Atem der Angst niemand sagen kann, wer sie sein könnte. Dadurch kommt dann doch noch ein Rätselfaktor hinzu und klassische Ermittlungen, anstatt von einer Verfolgungsjagd zur nächsten zu hetzen.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse auch, was dazu geeignet ist, den Puls des Publikums weiter nach oben zu treiben – ohne dafür groß Actionszenen einbauen zu müssen. Wem also nach zuletzt recht betulichen deutschen TV-Krimis wie Tatort: Mord unter Misteln oder Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster wieder ein bisschen mehr Dringlichkeit spüren möchte, der ist bei Kommissar Wisting: Der Atem der Angst an einer guten Adresse. Da die Laufzeit recht überschaubar ist, alle vier Episoden zusammengezählt nicht einmal drei Stunden lang sind, ist die zweite Staffel auch recht schnell vorbei und bietet sich dank der Mediathek sogar für eine einzige längere Session an. Gleiches gilt übrigens auch für den Folgefall Der Nachtmann.
OT: „Wisting“
Land: Norwegen
Jahr: 2021
Regie: Trygve Allister Diesen
Drehbuch: Trygve Allister Diesen
Vorlage: Jørn Lier Horst
Musik: Jacob Groth
Kamera: Pål Bugge Haagenrud
Besetzung: Sven Nordin, Thea Green Lundberg, Mads Ousdal, Kyrre Hellum, Lars Berge, Kjersti Botn Sandal, Mads Sjøgård Pettersen, Eindride Eidsvold, Odin Waage, Kjærsti Odden Skjeldal
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