Manuel López-Vidal (Antonio de La Torre) weiß sehr genau, wie er die Hebel der Macht zu bedienen hat. Als Politiker hat er zahlreiche Erfahrungen gesammelt und kennt dabei keine Skrupel. Erlaubt ist, was ihn und seine Partei voranbringt und das ihm ein Leben in Luxus erlaubt. Als jedoch eine Affäre um Veruntreuung öffentlicher Gelder und Bestechung enthüllt wird, soll López-Vidal zum Wohle der Partei geopfert werden. Immer mehr Menschen wenden sich von ihm ab, er wird zum Aushängeschild der gesamten Affäre. Der in Ungnade gefallene Politiker sieht jedoch nicht ein, als Sündenbock für etwas herzuhalten, das in seinem Umfeld lange System hatte. Und so beschließt er, den Kampf aufzunehmen und sich im Zweifel auch gegen die eigene Partei zu wenden, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen …
Die alltägliche politische Korruption
In der Politik sind alle korrupt und nur auf den eigenen Vorteil aus? Das mag ein Vorurteil sein. Eines jedoch, das in den letzten Jahren viele Male bestätigt wurde. Ob nun die Maskenaffäre, dubiose Absprachen zwischen Ministern und Unternehmen, Geschäfte mit Verbrecherstaaten oder der CumEx-Skandal – da finden sich viele Beispiele, die einen daran zweifeln lassen, dass die vom Volk gewählten Vertreter und Vertreterinnen bei ihren täglichen Geschäften tatsächlich auch das Wohl des Volkes im Sinn haben. Das macht das Thema für Filme zu einem sehr dankbaren. Man muss nur mit dem Finger auf die da oben zeigen und finstere Machenschaften aufzeigen, um die volle Zustimmung des Publikums zu bekommen. So auch bei Macht des Geldes, das uns tief in den Sumpf einer spanischen Partei hineinzieht.
Die eigentlichen Machenschaften sind dabei gar nicht wirklich wichtig. Mehr als ein paar Stichpunkte gibt einem Regisseur und Co-Autor Rodrigo Sorogoyen (Die Morde von Madrid) bei seinem Film nicht mit auf den Weg. Das muss er aber auch nicht, die offensichtliche Korruption der Partei steht nur stellvertretend für die vielen Verbrechen, die in diesem Bereich begangen werden. Namen, Orte und Gelegenheiten mögen sich ändern, das Prinzip bleibt. Wo andere Filme jedoch davon erzählen, wie Außenstehende dieses Geflecht aus Lug und Betrug aufzudröseln versuchen – vor allem die Staatsanwaltschaft und Medien bieten sich für diese Aufgabe an –, da folgen wir in Macht des Geldes jemandem, der Teil dieses Geflechts ist und es ohne zu zögern für seine eigene Zwecke ausnutzte. Wen interessieren Gesetze oder Moral, wenn man stattdessen ein Leben im Luxus führen kann?
Spannend bis zum Schluss
Unter normalen Umständen wäre Manuel López-Vidal damit der Antagonist, gibt er doch ein prima Feindbild ab. Antonio de La Torre (Die Mörder meines Sohnes) legt ihn dann auch so widerwärtig an, dass es nahezu unmöglich ist, seine Figur zu mögen. Und doch gelingt es Sorogoyen, den Aufstand des Politikers gegen seine eigene Partei so zu inszenieren, dass es wie der klassische Kampf David gegen Goliath wirkt. Das korrupte Bauernopfer wird dadurch zu einer Art kleinerem Übel, dem man dann doch irgendwie die Daumen drückt. Nicht weil er heldenhaft und sympathisch ist. Sondern weil er die einzige Möglichkeit darstellt, wie das politische Konstrukt zum Einsturz gebracht werden kann. Der Feind meines Feindes ist nicht zwangsläufig mein Freund. Er kann aber nützlich sein.
Die Spannung bleibt dabei bis zum Ende hoch, wenn lange unklar ist, wer aus diesem ungleichen Kampf als Sieger herausgehen wird. Leider ist besagtes Ende ein wenig unbefriedigend. Das ist auch deshalb schade, weil kurz zuvor weitere spannende Themen ausgepackt werden, die über ein einfaches „Politiker sind korrupt“ hinausgehen. Für die bleibt aber kaum Zeit, weswegen sie mehr oder weniger gleich wieder begraben werden. Doch auch wenn man sich nach der langen Vorbereitung ein etwas größeres Finale gewünscht hätte und die Geschichte letztendlich nicht sonderlich einfallsreich ist, ist Macht des Geldes doch ein sehenswerter Beitrag zum Politthriller. Wer also mal wieder in der Stimmung ist, sich in die Abgründe der Gesellschaft zu begeben, findet hier eine unterhaltsame Möglichkeit dazu.
OT: „El Reino“
Land: Frankreich, Spanien
Jahr: 2018
Regie: Rodrigo Sorogoyen
Drehbuch: Rodrigo Sorogoyen, Isabel Peña
Musik: Olivier Arson
Kamera: Alejandro de Pablo
Besetzung: Antonio de La Torre, Mónica López, José María Pou, Nacho Fresneda, Ana Wagener, Bárbara Lennie, Luis Zahera, Francisco Reyes, María de Nati
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