Es ist ein grausiger Anblick, der sich der Polizei da bietet, als sie das Haus in dem kleinen Ort in Utah betreten: Jemand hat Brenda Lafferty (Daisy Edgar-Jones) und ihre kleine Tochter brutal ermordet. Doch wer könnte eine solche scheußliche Tat begangen haben? Und weshalb? Der Verdacht fällt rasch auf Allen (Billy Howle), der Ehemann der Verstorbenen. Doch auch dessen Familie rückt in den Mittelpunkt der Ermittlungen von Detective Jeb Pyre (Andrew Garfield) und Detective Bill Taba (Gil Birmingham). Vor allem für Pyre stellen sich diese als ziemlich schwierig heraus, schließlich gehört er ebenso wie die Tote und die Verdächtigen zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Je mehr er dort nachforscht und von den fundamentalistischen Ansichten erfährt, umso mehr beginnt er, an seinem eigenen Glauben zu zweifeln …
Die wahre Geschichte eines grausamen Mordes
Auch wenn Netflix zweifelsfrei der Platzhirsch ist im Bereich True Crime, so gibt es doch auch bei den anderen Streamingdiensten zuweilen interessante Titel, die von realen Verbrechen zu erzählen. Eine davon ist Mord im Auftrag Gottes, die bereits vor einigen Monaten in den USA auf Hulu erschienen ist und nun mit Verspätung auch Disney+ erreicht. Dort sollte die siebenteilige Krimiserie nach einem Sachbuch von Jon Krakauer (Into The Wild) einige Fans finden, wenn bekannte Elemente des Genres auf ein ungewöhnliches Setting treffen. Genauer spielt die Serie in den 1980ern und bringt uns dabei eine Gemeinde näher, die den mormonischen Schriften folgt. Eine Glaubensgemeinschaft also, die überwiegend auf dem amerikanischen Kontinent zu finden ist und deshalb hierzulande eher fremd wirken dürfte.
Persönlicher Glaube spielt dann auch eine große Rolle in der von Dustin Lance Black (Milk) konzipierten Serie. Und das sogar in zweifacher Hinsicht. So steht zum einen früh der Verdacht im Raum, dass der Mord an der jungen Frau und ihres kleinen Kindes religiös motiviert war. Brenda, so erfahren wir in Verhören, aber auch durch Flashbacks, entstammte einer liberaleren Familie, in der Frauen durchaus ein eigenes Leben führen und eigene Gedanken haben dürfen. Das wiederum traf bei der Lafferty Sippe, die als Kennedys von Utah bezeichnet werden, auf wenig Gegenliebe. Immer wieder hat Mord im Auftrag Gottes Beispiele dafür, wie wenig Frauen in dieser Gemeinschaft zählen. Sie liegen irgendwo zwischen Untertanin und reinem Objekt, gerade auch im späteren Verlauf, wenn die Männer sich auf göttliche Stimmen berufen, die ihnen die Vielehe ausdrücklich ans Herz legt. Widerspruch ist zwecklos, darauf kann es sogar die Todesstrafe geben.
Das ist natürlich für jeden Menschen, der auch nur einigermaßen rational veranlagt ist und irgendwo in der Neuzeit angekommen ist, harter Tobak. Mord im Auftrag Gottes scheut sich auch nicht davor zurück, die diversen Abgründe der Gemeinde aufzudecken. Da sind schon einige Gestalten dabei, die ganz offensichtlich Schock und Abscheu beim Publikum erzeugen sollen mit ihrer bigotten Art. Gottes Wille wird dort sehr flexibel immer dann zitiert, wenn es einem gerade in den Kram passt. Gleichzeitig ist die Serie aber kein Angriff gegen den Glauben an sich. Während eine Reihe höchst fundamentaler Gestalten so verloren sind, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihnen zwecklos ist, sind andere ambivalenter. Dazu zählen neben Allen, der seiner Kirche den Rücken gelehrt hat, vor allem Pyre, der inmitten all der grausamen Enthüllungen für sich entscheiden muss, wie sein Glaube eigentlich aussieht.
Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema führt aber zuweilen dazu, dass der Krimipart nicht so wirklich vom Fleck kommt. Auf der einen Seite sind die diversen Umwege, zu der auch historische Szenen um Mormonen-Begründer Joseph Smith gehören, durchaus interessant. Mord im Auftrag Gottes verheddert sich bei den vielen Strängen jedoch ein wenig, zumal der Lafferty-Clan so umfangreich ist, dass man schon mal den Überblick verlieren darf, wer da eigentlich wohin gehört. Dass die darstellerische Qualität dabei ein bisschen schwankt und manche im Ensemble nicht wirklich für nuanciertes Schauspiel zu haben waren, erschwert die Sache noch weiter. Andere sind dabei umso besser. Gerade Garfield (Tick, Tick… Boom!), der hierfür eine Nominierung bei den Golden Globes erhielt, ist als sensibler Polizist, der zwischen den Fronten steht, ein sehr guter Grund, sich die auch atmosphärische gelungene Krimiserie einmal anzuschauen.
OT: „Under the Banner of Heaven“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: David Mackenzie, Courtney Hunt, Dustin Lance Black, Isabel Sandoval, Thomas Schlamme
Drehbuch: Dustin Lance Black, Gina Welch, Brandon Boyce
Idee: Dustin Lance Black
Vorlage: Jon Krakauer
Musik: Jeff Ament, Josh Klinghoffer, John Wicks
Kamera: Gonzalo Amat
Besetzung: Andrew Garfield, Sam Worthington, Daisy Edgar-Jones, Denise Gough, Wyatt Russell, Billy Howle, Chloe Pirrie, Seth Numrich, Adelaide Clemens, Rory Culkin, Sandra Seacat, Gil Birmingham
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Golden Globes | 2023 | Bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie oder einem TV-Film | Andrew Garfield | Nominiert |
Beste Nebendarstellerin in einer Mini-Serie oder einem TV-Film | Daisy Edgar-Jones | Nominiert |
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