Özel Ders – Privatunterricht

Azra (Bensu Soral) versteht sehr viel vom Leben. Und sie versteht viel von Männern. Zumindest ist es das, was die Jugendlichen erhoffen, die zu ihr gehen, um sich von ihr wertvolle Tipps zu holen. Hande (Helin Kandemir) zum Beispiel möchte endlich einmal von anderen wahrgenommen werden, allen voran von Utku (Rami Narin), ihrem Schwarm. Einfach ist das nicht, ist es die Teenagerin doch nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, zumal sie selbst nicht viel von den anderen hält. Während Azra ihr hilfreich zur Seite steht, hat sie selbst genug im eigenen Leben zu regeln. Denn da ist noch ihr Nachbar Burak (Halit Özgür Sari), der ebenso unverschämt wie unverschämt gutaussehend ist …

Es darf geliebt werden

Gegen Ende des Jahres häufen sich auf Netflix wieder die Liebeskomödien. Vor allem Weihnachten ist beim Streamingdienst ein sehr geschätztes Setting, um von Menschen zu erzählen, die große Gefühle entwickeln oder neu entdecken, siehe etwa Weihnachten mit Graça oder Lieferung vor Weihnachten. Es geht aber auch ohne, wie kürzlich die charmante Serie Smiley unter Beweis stellte, bei dem wir mehreren (Nicht-)Paaren folgen, die sich irgendwie durchs Chaos schlagen. Wer davon nicht genug hat, für den gibt es jetzt Özel Ders – Privatunterricht. Denn auch wenn der türkische Film sich aufgrund des Titels nicht danach anhört, spielt doch Liebe darin eine sehr prominente Rolle.

So versucht Azra, ihren jungen Schützlingen Tipps im Hinblick auf die Liebe zu geben. Was genau sie dazu befähigen soll, wird innerhalb des Films aber nicht ganz klar. So sind die Ratschläge, welche die Frau anderen mitgeben möchte, eine Mischung aus Binsenweisheiten und nicht sonderlich fortschrittlichen Ansichten. Nichts also, was man realen Jugendlichen heutzutage unbedingt raten wollte. Es ist auch ein bisschen übergriffig, wie da jemand meint, andere in eine richtige Richtung schubsen zu können, an allen elterlichen Verantwortlichkeiten vorbei. Bei Özel Ders – Privatunterricht kommen die Eltern kaum vor und werden nur als Störfaktor gesehen, dem man gern auch mal etwas vorlügen darf. Ist ja für einen guten Zweck, wenn die Tochter dafür später richtig Alkohol trinken kann auf Partys und damit ihren neuen Wert beweist.

Zwischen nervig und langweilig

Als Satire hätte das durchaus funktionieren können. Offensichtlich meinte man das hier aber ernst. Oder zumindest so ernst, wie man eine Komödie ernst nehmen kann. Tatsächlich komisch ist diese übrigens nicht. Zwar wird versucht, durch regelmäßige Überzeichnung der Figuren wohl so etwas wie Witz zu erzeugen. Nur weil man das gern so möchte, heißt das aber nicht, dass das von Erfolg gekrönt ist. Vielmehr sind die Leute, die hier so auftauchen, eher nervig – sofern sie überhaupt einen Eindruck hinterlassen. Eigentlich könnte man denken, dass es bei einem solchen Szenario darum geht, dass das Publikum daheim vor den Bildschirmen der Jugendlichen die Daumen drückt, die sich danach sehnt, irgendwohin zu gehören. Stattdessen ermuntert einen Özel Ders – Privatunterricht mehr dazu, vorzeitig umzuschalten.

Nicht dass der Film insgesamt so provokativ wäre, dass man sich groß darüber ärgern müsste. Von gelegentlichen Irritationen einmal abgesehen ist Özel Ders – Privatunterricht in erster Linie ein langweiliger Film, der einfach nichts Nennenswertes zu erzählen hat. Das gilt auch für die 08/15-Romanze mit dem Nachbarn, der natürlich am Anfang irgendwie doof sein muss, damit sie sich später umso doller lieben. Wer diese Standardformel selbst so sehr liebt, dass er oder sie sich alles anschaut, was damit arbeitet, kann es natürlich hiermit versuchen. Das eigenartige Motiv des Lebensunterrichtes sorgt zumindest dafür, dass die Liebeskomödie innerhalb dieses Segments nicht völlig untergeht. Man sollte aber nicht erwarten, dass man selbst dabei etwas lernen kann, das irgendwie von Wert wäre.