1882 ziehen Boss Spearman (Robert Duvall) und sein langjähriger Gefährte Charley Waite (Kevin Costner) durch den US-amerikanischen Westen, immer von einem Ort zum nächsten und immer auf der Suche nach freiem Weideland für ihr Vieh. Sie sind Freegrazer, also Viehhirten und Cowboys, die keinerlei eigenes Land haben und deswegen ein Leben in Freiheit genießen, was beide sehr zu schätzen wissen, auch wenn ihnen nicht jeder wohlgesonnen ist und sie als Parasiten ansieht. Als einer ihrer beiden Gehilfen in die kleine Gemeinde Harmonville reitet, um dort Proviant einzukaufen, kommt es zu einem Zwischenfall, der sich schnell zu einem offenen Konflikt mit dem örtlichen Viehbaron und Landbesitzer Denton Baxter (Michael Gambon) entwickelt, dem die Stadt praktisch gehört. Indem er ihren Gehilfen verprügeln lässt, will er Boss und Charley zur schnellen Umkehr bewegen, denn er sieht die Freegrazer als Verbrecher an. Beim Dorfarzt und dessen Schwester Sue Barlow (Annette Bening) finden sie Unterschlupf und erhalten einen ersten Eindruck, welche Macht Baxter besitzt, der den Sheriff kontrolliert und bereits alle ihm feindlich gesonnenen Bürger vertrieben oder gar umgebracht hat.
Als es in der Nacht zu einem Überfall auf das Camp der Freegrazer kommt, erscheinen Boss und Charley leider viel zu spät und können nur noch den Tod einer ihrer Männer feststellen. Den jungen Button (Diego Luna), der ihnen seit einigen Wochen erst folgt, bringen sie zum Arzt nach Harmonville, wo sie sich auf ein Gefecht mit den Handlangern Baxters bereitmachen. Doch es sind nicht nur die Rachegedanken von Boss, die sie beide beschäftigen, auch Charley, der eigentlich mit Krieg und Waffengewalt abschließen wollte, findet sich in einem Zwiespalt wieder, muss er nun wieder in den Kampf ziehen.
Notwendiges Übel
Als jemand, der als Darsteller wie auch als Regisseur das Westerngenre schon um einige Werke bereichert hat, sollte es nicht weiter wundern, dass Kevin Costner schon seit seiner Teenagerzeit die Westernromane der Schriftstellerin Lauran Paine sehr mochte. In The Open Range Men fand er eine Geschichte vor, die nicht nur viele der bekannten Formeln und Konventionen des Genres beinhaltete, sondern zudem eine interessante Herangehensweise an das Thema Gewalt zeigte. In vielen Filmen wird sie eher als notwendig gesehen, während die Charaktere in diesem Roman sie eher umgehen wollten. Dies bildet dann auch das Fundament für sein Projekt Open Range – Weites Land, in dem er abermals einen visuell und dramaturgisch überzeugenden Western vorlegt.
Von der ersten Minute sind es die Aufnahmen dieses weiten Landes, wie es der Titel bereits anspricht, die das Auge des Zuschauers gefangen nehmen. Es ist aber nicht nur schöner Hintergrund, der hier eingefangen wird und immer wieder dem Zuschauer ins Gedächtnis gerufen wird, sondern vielmehr die Perspektive der beiden Hauptfiguren dieser Geschichte, für die dieses Land mehr ist als ein Symbol für Freiheit oder Frieden. Es ist Heimat und Lebensgrundlage und zugleich ein Widerspruch zu einer Ideologie – repräsentiert durch den herrschsüchtigen Viehbaron Baxter – bei der es nur noch um Besitz und dessen Verteidigung um jeden Preis geht. Wie schon in seinen vorherigen Projekten sieht Costner Individualisten als letzte Befürworter von Werten wie Freiheit und Unabhängigkeit, deren Zeit immer knapper zu werden droht. Die herrlichen Landschaftsaufnahmen James Muros sind Erinnerungen an dieses Leben, dem Costners Inszenierung mit einer gewissen Melancholie und Verbitterung hinterher blickt.
Die letzten Cowboys
Die Gewalt ist die andere Seite dieser Welt, ein Teilaspekt der Zivilisation, in der man sich verlieren kann, wie es eine der Hauptfiguren an einer Stelle beschreibt. Costner und Duvall spielen zwei Charaktere, die zwischen diesen beiden Extremen hadern, insbesondere Charley, weil sie die Notwendigkeit sehen, aber auch der Konsequenzen wohl bewusst sind. Brutalität, in all ihren Formen, ist in Costners Filmen stets auch ein Aspekt der Zivilisation, die sich mit ihr alles unter den Nagel reißt und die physischen wie auch seelischen Wunde dabei geflissentlich in Kauf nimmt. Entsprechend verändert sich auch das Land, welches eben beschrieben wurde, wird immer unruhiger und ist am Ende gar nicht mehr der Hort des Friedens, den man noch zu Anfang sah. Es sind bekannte, teils sehr berechenbare Themen, die Costner hier anspricht, die Open Range zu einem sehr altmodischen, aber dennoch packenden Film machen.
OT: „Open Range“
Land: USA
Jahr: 2003
Regie: Kevin Costner
Drehbuch: Crais Storper
Vorlage:Lauran Paine
Musik: Michael Kamen
Kamera: James Muro
Besetzung: Robert Duvall, Kevin Costner, Annette Bening, Michael Gambon, Michael Jeter, Diego Luna, James Russo, Abraham Benrubi, Dean McDermott
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)