Mobster Paul Vitti (Robert De Niro) hat in letzter Zeit einige gesundheitliche Probleme. Da er den Verdacht hat, mehrere Herzinfarkte erlitten zu haben, unterzieht er sich einer medizinischen Untersuchung. Dabei stellt sich heraus, dass er in Wahrheit unter Panikattacken leidet. Das ist nur leider etwas, das in seinem Gewerbe nun so gar nicht vorkommen darf. Klammheimlich wendet er sich an den Psychiater Dr. Ben Sobel (Billy Crystal). Dieser möchte mit Gangstern allerdings nichts zu tun haben. Außerdem steht seine Hochzeit mit Laura (Lisa Kudrow) bevor. Vitti hat jedoch seine ganz eigenen Methoden, seinen Willen durchzusetzen …
Ein verkorkster Gangster
Nicht alles, was die gleiche Grundidee wie ein anderes Werk hat, ist zwingend geklaut. Natürlich gibt es Fälle wie den von Lockout. Aber die Filmgeschichte hat tatsächlich einige Beispiele so genannter Parallelschöpfungen zu bieten: Super – Shut Up, Crime! und Kick-Ass etwa entstanden ungefähr zur gleichen Zeit unabhängig voneinander. Dietrich Brüggemann sah sich bei seinem Film Heil im Jahre 2015 haltlosen Plagiatsvorwürfen von Studenten (einer davon Tilman König, König hört auf) ausgesetzt. Diese waren aber von vornherein vermutlich nur als eine Art plumpe Werbeaktion gedacht, um Aufmerksamkeit für Der schwarze Nazi zu generieren. Dennoch fühlte Brüggemann sich dazu gezwungen, öffentlich (in einem aus mehreren Gründen lesenswerten Statement) zuzugeben: „Die Idee ist nicht besonders originell.„
Ob geklaut oder nicht, originell ist die Ausgangsidee in Reine Nervensache da schon eher. Zwei Monate vor dessen erscheinen wurde sie jedoch eben bereits in der Erfolgsserie The Sopranos verwendet. Sei es wie es sei, die Prämisse funktioniert. Natürlich ist es innerhalb der harten Welt des organisierten Verbrechens undenkbar, dass ein ranghohes Mitglied psychische Probleme hat – somit als schwach anzusehen wäre. Nicht zu vergessen, dass bei Therapiesitzungen interne Geheimnisse ausgeplaudert werden könnten. Es würde wahrscheinlich bestenfalls gemeinsam mit seinem Psychiater in irgendeinem Waldstück gefunden werden, falls die beiden nicht für immer mit einem neuen Paar Betonschuhe verschwindet. Dementsprechend widerspenstig ist Vitti dann auch, spielt alles herunter, flüchtet sich in die Leugnung.
Witzig und gut gespielt
Um Klischees eines Genre aufzuzeigen, muss sich eine Parodie beinahe notgedrungen ebenfalls an diesen Klischees entlanghangeln. Abgesehen von der Grundidee verläuft Reine Nervensache dann auch in gewohnten Bahnen. Unvorhersehbare Twists gibt es hier nicht. Der Streifen hat vor allem zwei große Pluspunkte. Zum einen ist das sein Humor. Manche Szenen würden genau so in einem richtigen Gangsterfilm stattfinden können. Allein der Kontext innerhalb dieser Parodie lässt sie witzig wirken. Wenn Dr. Sobel die Zusammenarbeit verweigert und im nächsten Bild in einem Becken voller Haie landet, dürfen wir hier ruhig lachen. Wäre der Film keine Komödie, wüssten wir allerdings, dass hier eine größere Gefahr drohen würde. Die Szene wäre ohne etwas an ihr selbst zu ändern dann intensiver und dramatischer.
Das zweite große Argument ist die Performance. Billy Crystal wurde gemeinhin eher als Komiker wahrgenommen, zeigt hier aber doch seine schauspielerischen Qualitäten. De Niro (The Score) funktioniert fast perfekt als satirische Version seiner sonstigen Gangsterrollen. Auch seine Untergebenen sowie die üblichen Verdächtigen (etwa Chazz Palminteri), die dem Zuschauer völlig zurecht aus jedem zweiten Mafiafilm entgegenspringen, überzeugen hier restlos. Allen voran Joe Viterelli, der so manche Szene stiehlt.
OT: „Analyze This“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Harold Ramis
Drehbuch: Peter Tolan, Harold Ramis, Kenneth Lonergan
Musik: Howard Shore
Kamera: Stuart Dryburgh
Besetzung: Robert De Niro, Billy Crystal, Lisa Kudrow, Chazz Palminteri, Kresh Novakovic, Bart Tangredi, Michael Straka, Joe Viterelli, Molly Shannon, Bill Macy
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Golden Globes | 2000 | Bester Film (Komödie oder Musical) | Nominiert | |
Bester Hauptdarsteller | Robert De Niro | Nominiert |
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