Ritueel Ritualmord
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Mo Hayder: Ritualmord

„Ritualmord“ // 2. Dezember 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Polizeitaucherin Kiki (Marie Vinck) ist wieder zurück bei der Arbeit in Brüssel – gerade ein Jahr ist vergangen, seitdem ihre Eltern bei einem Tauchunfall tödlich verunglückt sind. Bei ihrem ersten Einsatz findet sie eine abgetrennte Hand in einem Kanal der Stadt – schnell stellen sie und Polizeiinspektor Cafmeyer (Geert van Rampelberg) eine Verbindung zu einer Art Ritual her, dessen Opfer vielleicht noch am Leben ist. Langsam fügen sich die Puzzleteile zusammen – und offenbaren tiefliegende Vernetzungen mit der kulturellen Vergangenheit Belgiens sowie der persönlichen Geschichte von Kikis Familie.

Ein neuer Fokus

Ritualmord ist mehr oder weniger das Sequel zu Regisseur Hans Herbots Film Die Behandlung und findet sozusagen im selben „Universum“ statt: Beide Filme basieren auf Romanen der Schriftstellerin Mo Hayder, die auch unter dem Namen Candy Davis schrieb. Die britische Autorin schrieb mehrere Bücher um ihre Figur des britischen Detective Inspectors Jack Caffery, Hans Herbots und sein Team interpretierten ihn kulturell neu als Nick Cafmeyer und ließen ihn im heimischen Belgien ermitteln. Mit Ritualmord verschob sich der Fokus vom vorherigen Protagonisten des Ermittlers auf die neue weibliche Figur der, im Falle des Films, Kiki. Cafmeyer ist weiter Teil der Haupthandlung, doch stehen Kikis Perspektive und Gefühle im Vordergrund.

Starker Cast, starkes Drehbuch

Herbots ist als Filmemacher mehr als erfahren, führt schon seit Ende der 90er Jahre regelmäßig und routiniert Regie, viel auch im Bereich des internationalen Fernsehens. Mit seinem neuesten Film, der sehr wohlwollend und inspiriert von der belgischen Presse aufgenommen wurde, zeigt er eben diese routinierte Professionalität. Der Cast ist stark gewählt, ebenso wie das Drehbuch solide entwickelt ist, wodurch Zuschauende einen intimen Blick auf Gefühlswelten wie auch auf gesellschaftlich-historische Gefüge eines unter dem Radar fliegenden Landes werfen können. Herbots reduziert gekonnt auf einen wesentlichen Handlungsstrang, lässt dabei aber auch spannenden, realen Kontext der Kolonialgeschichte Belgiens durchscheinen, der eine willkommene und allgegenwärtige Ernsthaftigkeit einfließen lässt. Mit dunklen, grau-bläulichen Farben schafft der Regisseur erneut eine düstere und mysteriöse Atmosphäre, wie es ihm bereits im Vorgänger gelungen war.

Thriller und Krimi

Natürlich ist der Film alles andere als neuartig, doch ist er als Krimi mit erweiterter Backstory wie geschaffen für die große Nachfrage nach dieser Filmform auf dem deutschen Markt und wird sich hier sicherlich gut einfügen – vor allem, sobald er Teil einer Streaming-Flatrate wird. Dennoch sorgen das schöne Pacing und die emotionalen Ausreißer durch die kleinen, episodischen Nebencharaktere für Freude am Schauen. Man erhofft sich nur gelegentlich ein bisschen mehr Innovation, vielleicht auch ein bisschen mehr Thriller als Krimi. Doch wirkt dieser zweite Teil nochmal etwas internationaler und zugänglicher als der erste Film, was eventuell auch seiner weiterführenden Expertise in der Welt der eher auf Mainstream bauenden Fernsehserien zu verdanken ist – produziert wurden diese teils von Sky Atlantic und der BBC.

Eine kompakte Geschichte

Ganze 8 Jahre lagen zwischen der Premiere des ersten und der des zweiten Films – eine lange Zeit, die es gerade den kreativen Kräften hinter der Kamera ermöglicht hatte zu wachsen, neue Inspiration zu finden und vor alle auch zu wissen, welcher der Romane der Autorin Mo Hayder am geeignetsten erschien. Beachtenswert ist auf jeden Fall, wie wunderbar die doch sehr abgewandelte Story sich so gut mit der belgischen Kultur verbindet und sicherlich nicht nur die dortige Bevölkerung zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Schade ist lediglich, dass man nicht noch tiefer in diese Materie eintauchen kann und darf, doch das ist auch der erfreulich normalen Spielfilmlänge geschuldet. Und eine simplere und kompaktere Geschichte hat selten einem Gesamtwerk geschadet.

Credits

OT: „Ritueel“
Land: Belgien
Jahr: 2022
Regie: Hans Herbots
Drehbuch: Carl Joos
Vorlage: Mo Hayder
Musik: Merlijn Snitker
Kamera: Laurens De Geyter
Besetzung: Marie Vinck, Geert Van Rampelberg, Eriq Ebouaney, Lukas Bulteel, Line Pillet, Willem Herbots

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über Ritualmord erfahren möchte: Wir konnten ein Interview mit Regisseur Hans Herbots führen und fragten ihn zu seiner Arbeit an dem Thriller.

Hans Herbots [Interview]

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Mo Hayder: Ritualmord
fazit
Gerade für Krimifans, die zur Abwechslung auch gerne mal aus der Perspektive des Kommissars heraus in eine andere Rolle tauchen möchten, ein empfehlenswerter Film. Es ist kein Meisterwerk, doch ein handwerklich durch und durch solide gebauter Film, der sich verdient und ohne Schnörkel auf dem dichten Erzählfluss eines guten Drehbuchs treiben lassen darf. Gerade der sich stetig intensivierende Anteil der ominösen Hintergrundgeschichte macht ihn sehenswert.
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