Das Konzept mag einfach sein, hat sich aber mehr als bewährt: In ihrer Sendung präsentiert Annabelle Rosewood (Hedi Honert) Koffer, die an Flughäfen gefunden werden und niemandem zu gehören scheinen. Dann und wann gelingt es ihr, auf diese Weise die jeweiligen Besitzer und Besitzerinnen ausfindig zu machen und spannende Geschichten zu erzählen. Notfalls erfundene. Bei dem neuesten Stück meldet sich Elsa Green (Fanny Stavjanik), ein treuer Fan der Sendung, fest davon überzeugt, ein Collier, das neben der wertvollen Kleidung im Koffer ist, schon einmal gesehen zu haben. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Antworten und treffen dabei auf den Autor Thomas Fitzgerald (Max Engelke), dessen Urgroßmutter der Koffer gehört haben muss. Aber das ist nicht das einzige Geheimnis, welches das Objekt umgibt …
Unerwartet viele Mystery-Elemente
Kaum eine Fernsehreihe ist ähnlich stark normiert wie Rosamunde Pilcher. Hat man einen Film des Herzkino-Dauergastes gesehen, hat man sie alle gesehen – was bei über 150 Teilen schon etwas heißen will. Immer geht es dabei um große Liebesgeschichten, die sich vor pittoresken Landschaften abspielen. Wer für wen bestimmt ist, zeigt sich meistens schon nach wenigen Minuten. Die Filme machen kein wirkliches Geheimnis daraus, was das Publikum im Anschluss erwartet. Wozu auch, wenn dieses mehr als glücklich mit dieser Art Bestätigung ist? Wobei es bei den seit 1993 ausgestrahlten ZDF-Produktionen schon auch vereinzelt Versuche gab, sich ein wenig von der Formel zu lösen. Ein Beispiel hierfür ist Pralinen zum Frühstück, welches auf der Kurzgeschichte The hill on the stone basiert und 2019 als 142. Film der Reihe lief.
Wo sonst immer zu Beginn alles offensichtlich ist und die Filme nach dem Einstieg auf Autopilot schalten, da gibt es hier tatsächlich eine Reihe von Fragen, welche sich Annabelle und damit auch die Zuschauer und Zuschauerinnen stellen dürfen. Wem gehört dieser Koffer? Wie kam er zur Versteigerung in London? Und woher kennt Elsa das Collier, das sie zuvor schon einmal gesehen haben will? Rosamunde Pilcher: Pralinen zum Frühstück baut an diesen Stellen unerwartete Mystery-Elemente ein. Auch im Anschluss hat der Film ein wenig von einem Krimi, wenn die Protagonistin, unterstützt von den beiden anderen, auf Spurensuche geht. Die Ermittlungen führen sie dabei weit in die Vergangenheit, wo sie weitere Geheimnisse aufdecken müssen und von dubiosen Ereignissen erfahren. Mit Walden Fitzgerald (Max Tidof) ist dann auch gleich jemand gefunden, der sich betont eigenartig verhält. Das ist dann zwar alles nicht sonderlich subtil oder einfallsreich, sorgt innerhalb der Reihe aber für Abwechslung.
Schlampige Auflösung
Umso größer ist die Enttäuschung, dass die Auflösung der diversen Rätsel derart schlampig ist. Einige Fragen werden nie geklärt, etwa wie der Koffer vierzig Jahre unterwegs sein konnte. Auch dass Elsa das Collier kennt, wird später komplett vergessen und nie wieder angesprochen. Es ist nicht einmal so, dass der Koffer tatsächlich relevant ist für die Geschichte. Rosamunde Pilcher: Pralinen zum Frühstück baut mehrere Handlungsstränge ein und verpasst es dabei, diese wirklich miteinander zu verbinden. Dafür wurde an anderen Stellen umso mehr getan, wenn mit ernster Miene völlig überzogene Enthüllungen ausgepackt werden. Das wird zum Teil so lächerlich, dass man sich fragt, ob der Film nicht doch vielleicht als Komödie gedacht war.
Etwas besser sieht es bei der Romanze aus. Zwar geht für die ständigen Spurensuchen so viel Zeit drauf, dass nicht mehr viel bleibt, um die Beziehung zwischen Annabelle und Thomas voranzutreiben. Außerdem ist da noch der obligatorische Störfaktor in Gestalt von Paula Irving (Michaela Saba), die beim Glück dazwischenfunkt und etwas lieblos eingebaut wurde. Wenigstens muss man sich über den Part aber nicht so ärgern. Auch wenn es prinzipiell lobenswert ist, dass man bei Rosamunde Pilcher: Pralinen zum Frühstück zumindest versuchte, eine eigene Geschichte zu erzählen, das Ergebnis ist so schlecht, dass der Film auch nicht besser ist als die vielen 08/15-Ausgaben.
OT: „Rosamunde Pilcher: Pralinen zum Frühstück“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Marc Prill
Drehbuch: Susanne Hertel
Vorlage: Rosamunde Pilcher
Musik: Patrick M. Schmitz
Kamera: Holger Greiß
Besetzung: Hedi Honert, Max Engelke, Fanny Stavjanik, Max Tidof, Michaela Saba, Sebastian Deyle, Simon Hepworth, Delena Kidd
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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