Ein Jahr ist es inzwischen her, dass Sam Baldwin (Tom Hanks) seine Frau verloren hat. Doch auch wenn er mit seinem Sohn Jonah (Ross Malinger) daraufhin nach Seattle gezogen ist, um dort wieder von vorne anfangen zu können, er kommt einfach nicht von der Stelle. Besorgt um seinen Vater ruft Jonah daher an Heiligabend bei einer Radio-Seelsorgerin an, um sich dort Rat zu holen. Als Sam daraufhin seine Geschichte erzählt, hören im ganzen Land gebannt die Menschen zu und nehmen Anteil an dem Schicksal. Unter den Zuhörerinnen befindet sich auch Annie Reed (Meg Ryan). Die ist eigentlich mit Walter Jackson (Bill Pullman) zusammen. Tatsächlich ist sogar schon die Hochzeit geplant. Und doch geht ihr im Anschluss die anonyme Stimme am anderen Ende des Landes und diese Geschichte nicht mehr aus dem Kopf …
Ein romantischer Überraschungshit
Als Schlaflos in Seattle 1993 in den Kinos startete, waren sicherlich die Hoffnungen da, damit Geld zu verdienen. Doch das Ergebnis dürfte auch die optimistischsten Prognosen übertroffen haben. So legte der Film die beste Startwoche einer Liebeskomödie hin und ist bis heute eine der erfolgreichsten überhaupt. Der Überraschungshit spielte insgesamt das Zehnfache des Budgets wieder ein. In den USA war auch der dazugehörige Soundtrack sehr beliebt: Das Album kletterte bis auf Platz eins, verkaufte sich mehr als vier Millionen Mal, obwohl da kein echter Single-Hit drauf war. Der Erfolg kam auch dem Ensemble zugute, Tom Hanks und Meg Ryan schienen das neue Traumpaar Hollywoods zu sein.
Das ist insofern erwähnenswert, weil die beiden in dem Film kaum zusammen zu sehen ist. Erst ganz zum Schluss darf der Traum vom großen Glück wahr werden, wenige Minuten dauert die gemeinsame Szene in Schlaflos in Seattle. Die restliche Zeit berichtet Regisseurin und Co-Autorin Nora Ephron (Julie & Julia) lieber aus dem Leben der beiden Figuren. Dieses könnte anfangs unterschiedlicher nicht sein. Während Annie in einer festen Beziehung ist und der weitere Weg vorgezeichnet zu sein scheint, tritt Sam auf der Stelle. Die eine blickt in die Zukunft, zum fernen Horizont, der andere nur zurück, weil er nicht weiß, wie er nach dem tragischen und viel zu frühen Krebstod seiner Frau weitermachen soll. Er ist ein Gefangener seiner Vergangenheit.
Heiter und altmodisch
Daraus hätte man ein schweres Drama machen können. Doch auch wenn Schlaflos in Seattle eine traurige Vorgeschichte zu erzählen hat und nicht davor zurückschreckt, die Orientierungslosigkeit von Sam anzusprechen, so ist der Ton doch deutlich heiter. Mal besteht der Humor in überzeichneten Figuren wie etwa einer Kollegin von Sam, mit der er sich zwischenzeitlich trifft und die ein bemerkenswertes Lachen hat. Rosie O’Donnell als beste Freundin von Annie ist sowieso eine Szenendiebin. Mal stehen peinliche Situationen an, in die jemand geraten ist. Dann wiederum gibt es keine Seitenhiebe auf Geschlechterrollen und Erwartungen, die von Liebesfilmen geweckt werden. Ganz vorne mit dabei ist der Klassiker Die große Liebe meines Lebens, der hier gleich mehrfach eingebaut wurde und als Vorbild dient – für den Film selbst wie auch die Figuren darin.
Natürlich ist auch Schlaflos in Seattle selbst ein bisschen altmodisch. Auf der einen Seite war es seinerzeit nicht selbstverständlich, dass Tom Hanks zu einem romantischen Helden gemacht wird, da er doch eine ganze Typ Mann ist, als es eben Cary Grant in dem Vorbild war. An anderen Stellen ist er hingegen schon konservativ, wenn Klischees humorvoll umspielt, aber letztendlich doch bestätigt werden. Von einem komisch gemeinten Dialog, in dem Transvestiten mit Mördern und Perversen gleichgestellt werden, ganz zu schweigen. Wer sich nicht daran stört, dass der Film dann doch ein Produkt seiner Zeit ist und ein Schicksalsschlag fragwürdig romantisiert wird, kann hier noch immer von einer Liebe schwelgen, die keine Grenzen kennt und für die alles andere aufgegeben wird.
OT: „Sleepless in Seattle“
Land: USA
Jahr: 1993
Regie: Nora Ephron
Drehbuch: Nora Ephron, David S. Ward, Jeff Arch
Musik: Marc Shaiman
Kamera: Sven Nykvist
Besetzung: Tom Hanks, Meg Ryan, Bill Pullman, Ross Malinger, Rob Reiner, Rosie O’Donnell
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1994 | Bestes Original-Drehbuch | Nora Ephron, David S. Ward, Jeff Arch | Nominiert |
Bestes Lied | Marc Shaiman, Ramsay McLean | Nominiert | ||
BAFTA | 1994 | Bestes Original-Drehbuch | Nora Ephron, David S. Ward, Jeff Arch | Nominiert |
Beste Musik | Marc Shaiman | Nominiert | ||
Golden Globes | 1994 | Bester Film (Komödie oder Musical) | Nominiert | |
Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) | Tom Hanks | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Meg Ryan | Nominiert |
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