Seeland – Ein Krimi vom Bodensee

Eigentlich wollte Elena Barin (Hayal Kaya) nur zusammen anderen ausgelassen bei einer Kostüm-Party auf dem Ausflugsschiff feiern, bevor sie am nächsten Tag als Dezernatsleiterin bei der Kriminalpolizei Konstanz beginnt. Doch die gute Laune ist dahin, als der zuvor aus dem Gefängnis geflohene Verbrecher Robert Böwe (Pascal Goffin) das Schiff unter seine Kontrolle bringt. Zwar gelingt es Barin, Kontakt zu ihrem Kollegen Achim Schatz (Julian Bayer) aufzunehmen, der gemeinsam mit Hanno Kienle (Florian Kleine) und Britta Heinemann (Aliki Hirsch) versucht, die Geiselnahme zu beenden. Doch auch sie können nicht verhindern, dass die Situation immer weiter eskaliert …

Das nicht-besondere Besondere

Wenn am Donnerstagabend im Ersten Verbrechen aufgeklärt werden, geschieht das oft vor malerischer Kulisse, die gern auch im Ausland sein darf. Der Kroatien-Krimi, Der Barcelona-Krimi, Der Irland-Krimi – der Titel ist da immer Programm. Mit Seeland – Ein Krimi vom Bodensee geht nun eine neue ARD-Krimireihe an den Start, die – auch hier verrät der Titel es bereits – der Bodensee als Setting ausgewählt wird. Sonderlich exotisch ist das nicht. Nicht nur, dass der See ein beliebtes Ausflugsziel ist. Es gibt auch bereits eine Reihe weiterer Krimireihen, die eben dort spielen. Die bekannteste dürfte Die Toten vom Bodensee sein. Kürzlich ging Der Kommissar und der See an den Start. Und natürlich war auch die Konstanz-Ausgabe vom Tatort immer mal wieder dort. Bei einer derart zahlreichen Konkurrenz ist das Setting kaum als Alleinstellungsmerkmal geeignet.

Dafür gibt es ein anderes, das zudem dazu geeignet ist, in zahlreichen Artikel thematisiert zu werden. Mit der türkischstämmigen Elena Barin wird erstmal ein Mensch mit Transidentität zur Hauptfigur. Bemerkenswert ist dabei, dass Seeland – Ein Krimi vom Bodensee dieses Thema selbst gar nicht anspricht. Tatsächlich spielt es überhaupt keine Rolle, was aber nicht gewisse Teile der Bevölkerung davon abhalten wird, vor Wut zu toben. Abschätzige Kommentare zu einer angeblichen Woke-Kultur, die einen angeblich mit anderen Lebensentwürfen quälen will, sind da nur eine Frage der Zeit. Umso mehr da Transsexualität in den letzten Jahren zu einem Reizthema geworden ist, das gerne an Stammtischen aufgegriffen wird.

Die Langeweile fährt mit

Wenn das Thema trotz des Versuches der Beteiligten, möglichst natürlich und zurückhaltend damit umzugehen, im Mittelpunkt stehen sollte, hat das aber auch einen anderen Grund: Der Film ist sonst kaum erwähnenswert. Das Szenario um ein Ausflugsschiff, das zum Ort einer Geiselnahme wird, hatte vor einigen Monaten Tatort: Hubertys Rache schon – und konnte recht wenig aus der an und für sich spannenden Situation herausholen. Bei Seeland – Ein Krimi vom Bodensee ist das nicht anders. Dem Drehbuchduo Stefan Wild und Lisa Brunke wollte partout nichts einfallen, um dem Szenario etwas Neues oder Anderes abzugewinnen. Da werden nur völlig uninspiriert die üblichen Standardsituationen abgehakt, weswegen bald schon die Langeweile mit an Bord ist.

Wobei, hin und wieder darf man auch genervt sein. Wenn sich die Figuren gegenseitig auf den Geist gehen oder Geiselnehmer Böwe immer wieder über den Familiennamen Schatz spottet, dann hat das mehr von einer Klassenfahrt pubertierender Schüler und Schülerinnen. Eine Charakterisierung bleibt dabei gleichzeitig aus. Auch anderthalb Stunden später sind die Figuren so blass, dass man sich kaum an sie erinnert. Klar, beim Auftakt einer neuen Reihe darf man keine zu großen Erwartungen haben, die brauchen oft etwas länger, um die Charaktere zu etablieren und einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Wenn der Auftakt aber so langweilig ist wie Seeland – Ein Krimi vom Bodensee, hält sich das Bedürfnis doch ziemlich in Grenzen, diese Leute wiederzusehen und eine zweite Chance zu geben.