Stubbe: Ausgeliefert

Gerade erst hatte Christiane Stubbe (Stephanie Stumph) die Fahrradkurierin Sonja Probst (Ella Morgen) interviewt, um über die Arbeitsbedingungen in dieser Branche einen Artikel zu schreiben, da wird diese ermordet aufgefunden. Doch wer könnte es auf sie abgesehen haben? Marlene Berger (Heike Trinker) und Marc Leitner (Jens Atzorn) ermitteln in der Sache und nehmen dabei unter anderem Sonjas Freund Florian Herling (Julius Nitschkoff) sowie ihren Ex Lukas (Max Hegewald) unter die Lupe. Währenddessen hat Wilfried Stubbe (Wolfgang Stumph) ein ganz anderes Thema, das ihn beschäftigt: Gemeinsam mit seiner Enkelin Caroline (Greta Kasalo) versucht er herauszufinden, wer seinem langjährigen Freund Norbert (Dietrich Hollinderbäumer) das Fahrrad geklaut hat …

Kriminologischer Familienbetrieb

Im ZDF wird Treue noch groß geschrieben. Nicht nur dass einzelne Serien und Filmreihen über Jahrzehnte hinweg fortgesetzt werden, seien es nun die diversen Herzkino-Beiträge oder auch die zahlreichen Krimis. Selbst wenn eine solche Reihe mal ihr Ende findet, kommt es immer wieder vor, dass Neuauflagen gedreht werden oder die Geschichten anderweitig fortgesetzt werden. So geschehen bei Der Kommissar und das Meer, das jetzt als Der Kommissar und der See fortgesetzt wird. Oder eben Stubbe – Von Fall zu Fall, das eigentlich 2014 abgeschlossen wurde, seitdem aber mehrere Specials spendiert bekam. In beiden Fällen gibt es einen ehemaligen Polizisten, der nach der Pensionierung noch in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. So auch in Ausgeliefert, nach Tod auf der Insel und Tödliche Hilfe das dritte der besagten Specials.

Wobei der erfahrene Kriminologe dieses Mal nur die zweite Geige spielt. Stattdessen steht seine Tochter im Vordergrund, die nach wie vor von Stephanie Stumph gespielt wird, der tatsächlichen Tochter von Wolfgang Stumph. Überhaupt spielen familiäre Bindungen eine große Rolle in dem Film. Opa und Enkelin jagen Fahrraddiebe, Tochter und Lebensgefährtin einen Mörder, während der Partner der Lebensgefährtin der Tochter näherkommt. Auf der Gegenseite geht es ebenso eng verbunden weiter, wenn der Ex der Toten bei deren Eltern (Muriel Baumeister, Roman Knižka) ein und aus geht. Bei Stubbe: Ausgeliefert ist die Welt schon sehr klein, da ist irgendwie alles mit allem und jeder mit jedem verbunden. Das hat zuweilen etwas von einem Familienvideo.

Nicht wirklich spannend

Das geht mit einigen ganz süßen Momenten einher, besonders wenn Opa und Enkelin gemeinsam auf Spurensuche gehen. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass auf diese Weise ein ganz eigenes Spin-off begonnen wird, das sich an ein junges Publikum richtet. Ein generationenübergreifendes Die drei ??? gewissermaßen. Nachwuchsdarstellerin Greta Kasalo bringt an der Stelle auch ein bisschen Schwung in die Geschichte, wenn sie sich voller Enthusiasmus an ihren Fall macht. Dass es dabei „nur“ um gestohlene Fahrräder geht, macht die Sache natürlich weniger dringlich. Richtig spannend ist Stubbe: Ausgeliefert aber so oder so nicht. Man mag es hier etwas gemütlicher, muss nicht zu viel Arbeit investieren, am Ende ist der Fall sowieso gelöst. Warum also die Hände schmutzig machen?

Während Regisseur und Co-Autor Bernd Böhlich (Krauses Weihnacht) auf diese Weise keinen besonders interessanten Krimi gedreht hat, auch des enttäuschend einfallslosen Endes wegen, fällt sein Film doch zumindest durch eine gesellschaftliche Komponente auf. So versucht Stubbe: Ausgeliefert, die prekären Arbeitsverhältnisse im Bereich der Kurier- bzw. Lieferdienste anzusprechen und aufzuzeigen, wie undankbar und ausbeuterisch das alles ist. Zu diesem Zweck darf Katharina Heyer eine besonders fiese Chefin spielen, die sich hinter billigen Ausreden und noch billigeren Floskeln versteckt. Grundsätzlich funktioniert das, auch wenn das Ergebnis nicht mehr als ein Stereotyp ist. Das alles aber miteinander verbinden zu wollen, war kein besonders guter Einfall. Der Film wird zu einem Tante-Emma-Laden, bei dem es von allem ein bisschen gibt und nichts wirklich zusammenpasst.