Noch immer ist Amy Poynton (Ella Newton) völlig traumatisiert von dem tragischen Tod ihres Vaters. In der Hoffnung, dass sie mit ihrem Leben weitermachen können, zieht die Schülerin daher mit ihrer Mutter Barbara (Radha Mitchell) in ein neues Haus. Doch so ganz funktioniert das nicht. Dass Barbara nach einiger Zeit mit ihrem Nachbarn Chris Mancini (Vince Colosimo) anbändelt, ist für Amy ein ziemlicher Schock. Umso mehr, da sie den Verdacht hat, dass er der gefürchtete Clockwork Killer sein könnte, der es auf junge Paare abgesehen hat und diese brutal ermordet. Eine Zeit lang war dieser von der Bildfläche verschwunden. Aber nun ist er zurück und treibt erneut sein Unwesen. Da niemand der Jugendlichen glauben möchte, nimmt sie die Sache selbst in die Hand und will gemeinsam mit ihrer besten Freundin Lian Chen (Karis Oka) den Killer schnappen …
Glaubt mir, es war Mord!
Es gehört zu den immer wieder gern genommenen Szenarien bei Thrillern: Ein Mord geschieht, eine oder mehrere Hauptfiguren wissen oder glauben zu wissen, wer es war, können mit ihren Theorien aber niemanden überzeugen. Das bekannteste Beispiel ist vermutlich Das Fenster zum Hof, wenn der Protagonist davon überzeugt ist, dass ein Nachbar seine Frau ermordet hat. Aber auch 16 Uhr 50 ab Paddington, Summer of 84 oder The Woman in the Window greifen auf ähnliche Situationen zurück. Jedes Mal steht der Verdacht eines Verbrechens im Raum, nur fehlt jedes Mal der zwingende Beweis. Gerade Letzteres bietet sich bei The Clockwork Killings für einen Vergleich an. Und das nicht nur, weil der englische Originaltitel Girl at the Window lautet.
Gemeinsam ist den beiden Filmen, dass jeweils eine weibliche Hauptperson den Nachbarn beobachtet, geradezu besessen von der Vorstellung ist, dass es sich um einen Verbrecher handelt. Und auch psychische Probleme sind bei beiden Protagonistinnen zu finden. Die Idee dahinter ist klar: Wenn die Zeugin angeknackst sind, ist es leichter, die jeweiligen Theorien als Hirngespinste abzutun. Tatsächlich lässt The Clockwork Killings längere Zeit offen, ob Amy wirklich etwas beobachtet oder sie sich das alles nur einbildet. Auch dieses Konzept ist bewährt, funktioniert meistens gut. Hier eher weniger: Der Gedankensprung von einem familiären Schicksalsschlag hin zu einem Mordverdacht ist schon sehr groß. Warum eine, die um ihren Vater trauert, anfällig für Verdachtsmomente sein soll, wird nie plausibel erklärt.
Unsinn am Rand der Parodie
Aber Glaubwürdigkeit ist ohnehin keine Stärke von The Clockwork Killings. Vieles hier ergibt keinen Sinn, ist umständlich und unglaubwürdig konstruiert. Das geht so weit, dass man sich zwischendurch fragt, ob es sich bei der australischen Produktion nicht vielleicht um eine Parodie im Stil von The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window handelt, welches gleichermaßen genüsslich wie subtil die Unzulänglichkeiten dieses Subgenres aufs Korn nahm. Hier werden diese Unzulänglichkeiten nicht nur dankbar aufgenommen, sondern noch einmal betont. Klischees werden unreflektiert wiederholt und mit einem Stolz und einer Ernsthaftigkeit präsentiert, welche die unfreiwillige Komik noch weiter verstärken.
Immerhin, der Antagonist macht Spaß. Wenn er seine Taten und Vorgehensweisen begründet, geschieht das in einer solchen Kaltschnäuzigkeit, dass das Eindruck macht. Der Schauspieler greift auch offen den Camp-Faktor des Films auf, weil er das offensichtlich selbst nicht so ernst nimmt. Hätte man das konsequenter in diese Richtung verfolgt, hätte der Thriller durchaus unterhaltsam sein können. So aber ist The Clockwork Killings ein Mischmasch aus Tonalitäten. Zu übertrieben, um richtige Spannung zu erzeugen, aber nicht übertrieben genug, damit es als Komödie durchgeht. In dem nicht gerade an schwachen Beispielen armen Thriller-Subgenre gehört dieser Film zu den besonders ernüchternden Titeln.
OT: „Girl at the Window“
Land: Australien
Jahr: 2022
Regie: Mark Hartley
Drehbuch: Terence Hammond, Nicolette Minster
Musik: Jamie Blanks
Kamera: Garry Richards
Besetzung: Ella Newton, Radha Mitchell, Karis Oka, James Mackay, Vince Colosimo
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