Die kleine Gemeinde Santa Clara in Kalifornien ist ein Mekka für Touristen und Surfer, doch für Michael Emerson (Jason Patric) und seinen jüngeren Bruder Sam (Corey Haim) ist es die Hölle. Nach der Trennung ihrer Eltern ziehen sie mit ihrer Mutter Lucy (Dianne Wiest) zu ihrem kauzigen Großvater, der die meiste Zeit mit Reparaturen an seinem Wagen verbringt oder auf Dates mit einer Nachbarin. Während ihre Mutter schnell eine Arbeit in einer Videothek in der Nähe der Strandpromenade findet, versuchen die beiden Teenager Anschluss zu finden. Sam trifft dabei auf die exzentrischen Gebrüder Frog (Corey Feldman und Jason Newlander), die einen Comicladen betreiben und ihn vor einer Gefahr warnen, die in dem kleinen Ort lauert und bereits viele Opfer gefordert hat. Unterdessen folgt Michael der schönen Star (Jamie Gertz) und trifft dabei auf eine Motorradgang, deren Anführer David (Kiefer Sutherland) zunächst seinen Spaß zu haben scheint an dem Neuankömmling, Michael dann aber in die Gruppe aufnimmt und ihn mit auf Tour nimmt. Er wird dabei mehreren Mutproben unterzogen, eine waghalsiger als die nächste, bevor auch die anderen ihn als einen der ihren akzeptieren und Michael in einem letzten Aufnahmeritual in ihrem Kreis willkommen heißen.
In den nächsten Tagen verändert sich Michael immer mehr, wird gereizter, empfindlich gegen Sonnenlicht und legt sich schließlich sogar mit seiner Mutter an, die in ihrem Chef Max (Edward Herrmann) jemanden gefunden hat, dem sie vertraut und dem sie näher kommt. Unterdessen verstärkt sich auch bei Sam der Eindruck, dass mit seinem Bruder etwas nicht stimmt und auf der Suche nach Antworten bieten ihm ausgerechnet die Frogs eine Erklärung an, die immer plausibler zu werden scheint: Michael ist dabei, zu einem Vampir zu werden.
Niemals alt werden
Innerhalb der zahlreichen Filme der 80er gibt es sehr viele Werke, die schon kurz nach ihrem Erscheinen oder erst mit sehr viel Verspätung Kultstatus erhielten, wobei auf Joel Schumachers The Lost Boys ohne Frage ersteres zutrifft. Es ist auch einer der ersten kommerziellen und künstlerischen Erfolge des US-Amerikaners, der eigentlich in letzter Minute für Regisseur Richard Donner einsprang, dem man das Projekt nach seinem Erfolg mit Die Goonies anvertrauen wollte. In den Händen Schumachers sowie einem Drehbuch, was die Geschichte dann doch in eine etwas „erwachsenere Richtung“ lenkte, wurde The Lost Boys zu einer sehr interessanten Neuinterpretation des Vampirmythos, wobei sich Horrorelemente mit Coming-of-Age-Story vermischen.
Es ist das Versprechen, niemals alt zu werden und für immer jung zu sein, welches im Kern von Peter Pan wie auch The Lost Boys steht, wenn auch mit unterschiedlichen Konnotationen. Schumachers Inszenierung zelebriert auf der einen Seite die Jugendkultur der 80er in intensiven, teils etwas kitschigen Bildern, die noch dazu von typischen Klängen dieser Zeit, zwischen Glam Rock, Punk und Synthie-Musik unterlegt sind. Die Jugend, die natürlich nur am Strand unterwegs ist, wunderschön und attraktiv ist, sich keine Sorgen um Geld oder andere Dinge machen muss, wird in jedem Bild förmlich stilisiert, bis dann in der zweiten Hälfte die Risse überdeutlich werden und sich The Lost Boys in einen waschechten Horrorfilm verwandelt, samt einiger Slapstickelemente. Es ist aber gerade jene erste Hälfte des Filmes, jene Abenteuer, die der von Jason Patric gespielte Michael mit Davids Gang erlebt, welche einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt, gerade wegen ihrer intensiven Bilder, die bisweilen gar den Charakter eines dunklen Märchens haben.
Das Blut der Jugend
Klammert man die visuelle Komponente wie auch die Spezialeffekte des Films einen Moment lang aus, ist die Geschichte, besonders aber die Figuren, teils eindimensional bis hin zu klischeebeladen. Bis zu einem gewissen Grad kann das Äußere von The Lost Boys über das Wenige an Story hinwegtäuschen oder über die Figuren, von denen viele überhaupt keine Tiefe haben, doch spätestens beim Finale, in welchem der Film immer mehr in sich zusammenfällt, wird dies mehr als deutlich. An Talent mangelt es dabei durchaus nicht, denn insbesondere Jason Patric und gerade Kiefer Sutherland wissen die wichtigen Momente ihrer Figur gut in Szene zu setzen, wobei Sutherland geschickterweise nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ handelt, was diese Momente noch intensiver werden lässt.
Darüber hinaus gibt es vieles in The Lost Boys, was nicht nur typisch 80er ist, sondern zudem noch schlecht gealtert ist. Dazu gehört leider auch die Geschichte rund um die Gebrüder Frog, die zwar ihre amüsanten Momente hat, die aber im Schatten der Handlung rund um Patrics Charakter steht und immer alberner wird.
OT: „The Lost Boys“
Land: USA
Jahr: 1987
Regie: Joel Schumacher
Drehbuch: Janice Fischer, James Jeremias, Jeffrey Boam
Musik: Thomas Newman
Kamera: Michael Chapman
Besetzung: Kiefer Sutherland, Corey Haim, Jason Patric, Dianne Wiest, Corey Feldman, Jamison Newlander, Jami Gertz, Edward Herrmann
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