Eigentlich war die französische Forensikerin Alice Launey (Olga Kurylenko) gerade in Seoul, um eine neue bahnbrechende Erkennungsmethode von Fingerabdrücken vorzustellen, als sie von Detective Jin-ho Park (Yoo Yeon-seok) kontaktiert wird. So wurde kürzlich die Leiche einer Frau entdeckt, die niemand identifizieren kann, da der Verwesungsgrad bereits zu weit fortgeschritten ist. Launey soll als Koryphäe auf dem Gebiet die lokale Polizei unterstützen. Das tut sie gern. Und erfolgreich: Tatsächlich kann sie dabei helfen, die Ermittlungen entscheidend voranzutreiben. Doch das ist nur der Anfang. Denn wo eine Leiche ist, da sind noch mehr. Auf der Suche nach Antworten kommen die beiden finsteren Machenschaften auf die Spur …
Zu Besuch in der Fremde
Mit internationalen Begegnungen kennt sich Peter May natürlich aus. So lebt der schottische Autor zeitweise immer wieder in seiner Wahlheimat Frankreich, was ihn auch zu seiner Romanreihe rund um Enzo Macleod inspirierte, ein in Frankreich lebender Schotte, der ständig in Mordfälle hineingezogen wird. Eine andere erfolgreiche Reihe ist in China angesiedelt und erzählt von dem chinesischen Polizeibeamten Li Yan, der mithilfe der US-amerikanischen Forensikerin Margaret Campbell Fälle löst. Eines dieser Bücher, Tod in Shanghai, lieferte nun die Vorlage für Vanishing – The Killing Room. Dabei wurden aber kräftig die Nationalitäten getauscht. So wird aus China Südkorea, sowohl beim Setting wie auch beim Polizisten. Die US-amerikanische Forensikerin wird wiederum durch eine Französin ersetzt.
Warum Regisseur und Drehbuchautor Denis Dercourt diese Wechsel vorgezogen hat, ist nicht ganz klar. Vermutlich war das eine Vorgabe, handelt es sich doch um eine französische Produktion. Die Einblicke in die chinesische Kultur, welche die Leser und Leserinnen im Lauf der diversen Romane gewinnen konnten, fallen auf diese Weise natürlich weg. Vanishing – The Killing Room versucht aber auch nicht, diese anderweitig zu ersetzen. Die Möglichkeit, stattdessen mehr über Südkorea zu verraten, interessierte den französischen Filmemacher offensichtlich nicht. Er interessiert sich ja nicht einmal für die Menschen, die dort herumlaufen. Launey bekommt eine tragische Vorgeschichte, was immer die billigste Methode ist, sich vor einer tatsächlichen Charakterisierung zu drücken. Bei den anderen versuchte man es nicht einmal.
Ruhig und unspektakulär
Die Geschichte an sich ist ebenfalls nicht übermäßig erwähnenswert. Krimifans können den Film ohnehin ignorieren, zumindest wenn sie Rätsel lösen wollen. Der Fund einer unbekannten Leiche bedeutet in dem Genre meistens, dass das Publikum gemeinsam mit den Ermittelnden herausfinden müssen, wer es getan hat. Ersteres bekommt aber schon so früh Hinweise, dass da nicht mehr viel zu spekulieren ist. Der Titel Vanishing – The Killing Room mag nach sadistischem Horrorfilm klingen. Stattdessen geht es aber darum, dass es hinter den Kulissen einen lukrativen Handel mit Organen gibt, der unterbunden werden muss. Die einzige Frage, die zu klären ist, dreht sich darum, ob die Schuldigen geschnappt werden und wer alles in der Sache steckt.
Ersteres ist nicht wirklich eine ernstgemeinte Frage, das Genre lässt da wenig Spielraum. Der Film ist mehr mit dem „wie“ als mit dem „ob“ beschäftigt. Ersteres beinhaltet überraschend wenig Action, auch wenn sich die Beschreibung danach anhören mag. Zwischendurch gibt es zwar schon brenzligere Momente. Man sollte den Film aber nicht anschauen in der Erwartung, dass es hier größere Verfolgungsjagden oder Schusswechsel gibt. Vanishing – The Killing Room ist da doch deutlich ruhiger und nutzt die Zeit eher, um von der Beziehung der Hauptfiguren zu berichten. Tatsächlich aufregend ist das nicht, insgesamt aber in Ordnung. Atmosphärisch stimmt der Thriller zumindest, weshalb man hiermit nicht wirklich viel falsch macht.
OT: „Vanishing“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Denis Dercourt
Drehbuch: Denis Dercourt, Marion Doussot
Vorlage: Peter May
Musik: Jérôme Lemonnier
Kamera: Axel Cosnefroy
Besetzung: Olga Kurylenko, Yeon-seok Yoo, Ji-won Ye, Moo-seong Choi, Mi-won Won, Seung-jun Lee, Woo-hyung Kim, Soo-ha Kim
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