Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Giselle (Amy Adams) aus dem Märchenland Andalasia nach New York reiste und dort ihr Glück fand. Inzwischen ist sie mit Robert (Patrick Dempsey) verheiratet und hat dessen Tochter Morgan (Gabriella Baldacchino) wie ihre eigene aufgezogen. Und doch, irgendwie ist sie des Lebens in der Großstadt überdrüssig geworden. Also beschließen sie nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Sofia, in einen Vorort zu ziehen. So märchenhaft wie vorgestellt ist es dort aber nicht. Vor allem Morgan tut sich mit der neuen Umgebung schwer. Um ihr zu helfen, vertraut Giselle auf die Magie eines Zauberstabs, den ihr König Edward (James Marsden) und Königin Nancy (Idina Menzel) zuvor gegeben haben – ohne zu ahnen, was sie damit anrichten wird …
Zurück ins Märchenland
Dass Disney immer mit vorne dabei ist, wenn es darum geht, alte Hits nochmal aufzuwärmen, ist nun wirklich kein Geheimnis. Nachdem das Unternehmen sich längere Zeit darauf konzentriert hat, Zeichentrickklassiker als Live-Action-Variante neu zu verfilmen, werden zurzeit auffallend viele vergangene Erfolge fortsetzt – mit vielen, vielen Jahren Abstand und beim hauseigenen Streamingservice Disney+. So liegen zwischen dem Willow und der Serienfortsetzung satte 34 Jahre. Bei Hocus Pocus dauerte es immerhin 29 Jahre, bis die Hexenschwestern bei Hocus Pocus 2 ein Comeback feierten. Im Vergleich dazu ging es bei Verwünscht nochmal noch recht fix. Da waren es „nur“ 15 Jahre, bis der Kinoerfolg Verwünscht einen zweiten Teil bekam.
Wobei dieser schon lange im Gespräch war, nur nie so wirklich vom Fleck kam. Ein Problem bei der Konzeption eines Nachfolgers dürfte gewesen sein, dass sich die Situation des Erstlings nicht wiederholen lässt. Zu einem maßgeblichen Teil bestand der Charme und auch der Witz darin, dass Märchenfiguren plötzlich in der realen Welt unterwegs sind und mit ihrer märchengeprägten Logik nicht weiterkommen. Das führte zu Missverständnissen und einer Reihe komischer Situationen, wenn Giselle und die anderen völlig fehl am Platz waren. Bei Verwünscht nochmal ließ sich das nicht so ohne Weiteres wiederholen, zumindest wenn man auf dasselbe Ensemble vertrauen möchte. Schließlich haben die Figuren seither reichlich Erfahrungen angesammelt und sind angekommen, womit der Kontrast aufgehoben wird.
Weniger Humor, mehr Drama
Bei der Fortsetzung versuchte man deshalb auch nicht, das Konzept eins zu eins wiederaufzugreifen, sondern ging in Verwünscht nochmal lieber den entgegengesetzten Weg. Was passiert eigentlich, wenn reale Menschen in einer Märchenwelt unterwegs sind? Das ist dann jedoch deutlich weniger originell, zahlreiche Bücher und Filme basieren auf dem Szenario, dass die menschlichen Protagonisten und Protagonistinnen durch ein Tor in einer Fantasiewelt landen. Ob die Buchklassiker Alice im Wunderland, Der Zauberer von Oz, Die unendliche Geschichte und Die Chroniken von Narnia oder auch Filme wie Chihiros Reise ins Zauberland und Pans Labyrinth, die Beispiele sind endlos. Die Möglichkeiten, daraus Humor zu schöpfen, sind dafür beschränkter, da sich die Menschen der veränderten Bedingungen bewusst sind.
Verwünscht nochmal ist dann auch deutlich weniger amüsant. Wo der Vorgänger zumindest teilweise parodistische bis satirische Elemente hatte, die sich über klassische Märchen lustig machen, da ist der zweite Teil sehr viel ernster. Regisseur Adam Shankman (Was Männer wollen) legt hier vielmehr ein Fantasydrama vor, bei dem sich viel um das Verhältnis zwischen Giselle und ihrer Stieftochter dreht. Auch das hat sehenswerte Passagen. Wenn Giselle sich der Märchenlogik folgend langsam in eine böse Stiefmutter verwandelt, dann ist das durchaus eine interessante Idee. Es macht nur eben weniger Spaß, vor allem wenn im weiteren Verlauf der Kitschfaktor stark angehoben wird. Auf der einen Seite ist es zwar positiv, wenn Fortsetzungen zumindest versuchen, etwas anders zu machen und nicht einfach nur eine Wiederholung darstellen. Hier ging bei dem Wechsel aber so viel verloren, dass man sich schon fragen darf, ob es nicht besser gewesen wäre, ausnahmsweise doch mal der Versuchung der Hit-Aufwärmung zu widerstehen.
OT: „Disenchanted“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Adam Shankman
Drehbuch: Brigitte Hales
Musik: Alan Menken
Kamera: Simon Duggan
Besetzung: Amy Adams, Patrick Dempsey, Maya Rudolph, Yvette Nicole Brown, Jayma Mays, Gabriella Baldacchino, Idina Menzel, James Marsden
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