Weihnachten mit Graça

Für Carlinhos (Sérgio Malheiros) bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Freundin Bebela (Monique Alfradique) ihn betrügt. Und das auch noch kurz vor Weihnachten! Um sich die Schmach zu ersparen, bei seiner Familie solo aufzutauchen von dieser Entwicklung erzählen zu müssen, beschließt er kurzfristig, Graça (Gkay) mitzunehmen. Eigentlich weiß er von ihr nichts, hat er sie doch gerade erst zufällig kennengelernt. Das hindert ihn aber nicht daran, es dennoch mit ihr zu versuchen. Und sei es nur für ein paar Tage. Dabei ahnt er nicht, worauf er sich einlässt. Nicht nur dass sie mit ihrem losen Mundwerk bei seiner schwerreichen Familie mehrfach aneckt und für Irritationen sorgt. Sie hat zudem ein Geheimnis, von dem Carlinhos keinen Schimmer hat …

Es weihnachtet sehr

Und der nächste Weihnachtsfilm auf Netflix. Nachdem es bereits zwei Kinderfilme gab (Die Familie Claus 2, Weihnachten auf der Mistelzweigfarm) und zuletzt das Drama The Noel Diary auf Publikumsfang ging, steht nun das Genre an, welches der Streamingdienst am liebsten zu dieser Zeit veröffentlicht: eine Liebeskomödie. Jedes Jahr erscheinen eine Reihe von Titel, die Komik, Romantik und Festlichkeit zu verbinden versuchen, zuletzt etwa Falling For Christmas und Christmas With You. Wer diese schon durch hat, für den gibt es jetzt Weihnachten mit Graça im Angebot. Wobei man hinzufügen muss, dass der Film in mehrfacher Hinsicht eine etwas andere Richtung einschlägt als die besagten Weihnachts-RomComs.

Zum einen hat Weihnachten hier einen deutlich stärkeren Anteil als die meisten Filme, die in der letzten Zeit veröffentlicht wurden. Wo die meisten Netflix-Titel nur so tun, als hätten sie etwas mit den Feiertagen zu tun und sich darauf beschränken, irgendwann mal einen Tannenbaum im Hintergrund aufzustellen, da spielt der zeitliche Kontext hier tatsächlich eine Rolle. Das wird jedoch erst im weiteren Verlauf deutlich, wenn wir mehr über Graça erfahren. Auf diese Weise bekommt sie zudem minimal mehr Tiefe und es kommt ein Hauch von Tragik dazu. Weihnachten wird hier zu einem Symbol für familiären Zusammenhalt. Zu einem Ideal, nach dem gestrebt wird, selbst wenn es kaum jemand erreicht – zumindest nicht in Weihnachten mit Graça.

Schaut mich an, ich bin lustig!

Der andere Faktor, der hier hervorsticht: Hier wird tatsächlich versucht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Auch das ist bei einer Weihnachtskomödie nicht selbstverständlich, da haben sich einige der obigen Titel darauf verlassen, dass es reicht, sich selbst als Komödie zu bezeichnen. Kostet weniger Arbeit, als tatsächliche Gags entwerfen zu müssen. Wobei der Humor in Weihnachten mit Graça in erster Linie darin besteht, dass die Figuren überzeichnet sind. Sowohl die Titelfigur wie auch die Familie sollen besonders auffällig sein. Der Versuch ehrt Drehbuchautorin Carol Garcia sowie das Ensemble, das diese Überzeichnungen denkbar aufnimmt. Das bedeutet aber nicht, dass das Ergebnis gut ist. Es ist ja nicht einmal Mittelmaß. Vielmehr sind die Figuren so unerträglich, dass der Film rasch zur Qual wird – und dabei nicht einmal unterhaltsam ist.

Und auch im Hinblick auf die romantischen Gefühle ist Weihnachten mit Graça ein Totalausfall. Graça ist so anstrengend, dass unklar wird, weshalb Carlinhos denn Gefühle für ihn entwickeln sollte. Er selbst wiederum ist schrecklich langweilig, da er im Gegensatz zu den anderen überhaupt keine Merkmale mitbekommen hat. Klar sieht er gut aus. Er ist auch nett. Dennoch wird nie klar, warum die beiden ungleichen Leute etwas füreinander empfinden sollten. Behauptet wird das, einen Beweis bleibt der Film jedoch schuldig. Da der Film auch recht laut ist, eignet er sich nicht einmal wirklich als Hintergrundrauschen, womit die größte Frage deshalb lauten dürfte: Warum sollte ich mir das anschauen wollen?